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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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gesehen hatte. Sie sah jünger aus als in meiner Phantasie, etwas dünn, aber fraulich – ihr Gesicht war das einer schelmischen Madonna, wie von Künstlerhand geformt, eher von der Lust als von Gott geführt. Ihr Haar war lang und fuchsfarben, und es fing das Kerzenlicht, als würde es beim geringsten Sonnenstrahl in güldenen Flammen aufgehen. Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss, und in die Hose. Ich war erregt und verwirrt und beschämt zur gleichen Zeit. Ich wandte ihr den Rücken zu und heulte auf.
    »Nein!«
    Plötzlich war sie direkt hinter mir, und ich spürte ihre Hand an meiner Schulter und wie sie mir den Nacken rieb.
    »Pocket! Süßer Pocket, nicht! Ist schon gut.«
    »Ich fühle mich, als kämpfte in meinem Körper der Teufel mit der Jungfrau Maria. Ich wusste nicht, dass Ihr so seid.«
    »Wie eine Frau, meinst du?«
    Ihre Hand war warm und ruhig, knetete die Muskeln in meiner Schulter durch das Kreuz in der Mauer, und ich drückte mich dagegen. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und hingesehen. Ich wollte fliehen oder einfach nur aufwachen – beschämt, weil mich der Teufel des Nachts mit einem feuchten Traum in Versuchung führte.
    »Du kennst mich, Pocket. Wir sind doch Freunde!«
    »Aber Ihr seid die Eremitin.«
    »Ich bin Thalia, deine Freundin, die dich liebt. Dreh dich um, Pocket!«
    Ich tat wie mir geheißen.
    »Gib mir deine Hand!«
    Und auch das tat ich.
    Sie legte meine Hand auf ihren Leib und hielt sie fest, presste ihren Körper an den kalten Stein, und durch das Kreuz in der Mauer entdeckte ich ein völlig neues Universum – Thalias Körper, meinen Körper, Liebe, Lust und Erlösung -, und es war verdammt viel besser als lahme Gesänge und Jonglieren. Als die Glocke zur Vesper rief, lösten wir uns vom Kreuz, erschöpft und keuchend, und wir fingen an zu lachen. Oh, und ich brach mir einen Zahn ab.
    »Noch einen im Stehen, Teufelchen?«
     
     
    Als ich am nächsten Abend mit Speis und Trank zur Eremitin kam, erwartete sie mich bereits. Fast zwängte sie ihr Gesicht durch das Kreuz in der Wand. Sie sah aus wie einer dieser engelsgleichen Gargoyles links und rechts des großen Eingangstors von Dog Snogging, nur dass die immer zu weinen schienen und sie breit grinste. »Du bist doch heute nicht etwa zur Beichte gegangen, oder?«
    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. »Nein, Mutter, heute habe ich fast den ganzen Tag in der Schreibstube gearbeitet.«
    »Pocket, ich glaube, es wäre mir lieber, wenn du mich nicht Mutter nennen würdest, falls es nicht zu viel verlangt ist. Nachdem unsere Freundschaft nun eine andere Ebene erlangt hat, scheint es mir doch – ach, ich weiß nicht – geschmacklos.«
    »Ja, hm – äh – Herrin.«
    »Mit Herrin kann ich leben. Jetzt reich mir mein Abendbrot und versuch mal, ob du dein Gesicht genauso in die Öffnung schieben kannst wie ich.«
    Thalia hatte ihre Wangenknochen in den Spalt gezwängt, obwohl dieser kaum breiter war als meine Hand.
    »Tut das nicht weh?« Den Tag über hatte ich immer neue Abschürfungen an den Armen und allerlei anderen Körperteilen entdeckt – von unserem Abenteuer am Abend zuvor.
    »Es ist nicht die Häutung des Heiligen Bart, aber – ja – es brennt ein bisschen. Du darfst auf keinen Fall beichten, was wir hier getrieben haben... und auch nicht, was wir noch treiben werden. Das weißt du doch, oder?«
    »Komme ich denn in die Hölle?«
    »Na ja, also« – sie wich ein Stück zurück und tat, als suchte sie die Antwort an der Decke, »... jedenfalls nicht allein. Gib uns unser Abendbrot, Junge, und schieb dein Gesicht in die Öffnung! Ich muss dir was zeigen.«
    So ging es über Wochen und Monate. Ich entwickelte mich von einem mittelmäßigen Akrobaten zu einem gewieften Schlangenmenschen, und Thalia schien etwas von der Lebenslust wiederzufinden, die ich bei ihr schon verloren glaubte. Sie war nicht in dem Sinne heilig, den die Priester und Nonnen lehrten, doch war sie von gutem Geist und einer tiefen Ehrfurcht erfüllt, die so ganz anders war. Eher an diesem Leben, diesem Augenblick interessiert, als an einer Ewigkeit außerhalb ihrer Reichweite, jenseits des Lochs in der Mauer. Ich betete sie an und wünschte sie in Freiheit, bei mir, und so begann ich, ihre Flucht zu planen. Aber ich war noch ein kleiner Junge, und sie hatte einen kleinen Schaden. Es sollte wohl nicht sein.
    »Ich habe einen Meißel gestohlen, von einem Maurer, der auf dem Weg nach York war, um dort an der Kathedrale zu

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