For the Win - Roman
Highschool hindurch Kurse mit ihm belegt und war nie um eine Antwort verlegen gewesen, egal, um was es ging. Sie hatte ein gewitztes Grinsen und eine Andeutung von Sommersprossen um die Nase gehabt. Ihre Jeans hatte sie selbst geschneidert und ihre T-Shirts zerschnitten und zu engen, nabelfreien Shirts und aufwändigen Schals und anderen Accessoires wieder zusammengenäht.
Jenny Rosen schien alles besessen zu haben: Schönheit, Klugheit und vor allem praktische Vernunft. Wenn ihr nicht gefiel, wie die Hosen aus dem Laden saßen, schneiderte sie sich kurzerhand selbst eine. Wenn sie die Shirts nicht mochte, die alle anderen trugen, änderte sie diese so lange, bis sie ihr zusagten.
Jenny war lustig, sie war schlau, und er hatte sich hoffnungslos und Hals über Kopf in sie verliebt. So war das von seinem zweiten Jahr in Englisch bis zu seinem Abschlussjahr in amerikanischer Geschichte gegangen.
Sie verstanden sich gut in dieser Zeit, auch wenn sie nicht wirklich Freunde waren. Connors Freunde interessierten sich für Spiele und Computer, Jennys Freunde für coole Musik oder die Schülerzeitung. Sie verstanden sich aber gut genug, um sich auf dem Flur Hallo zu sagen, und in Physik arbeiteten sie auch mal zusammen (sie machte sich immer viele Notizen; was sie in ihre Haare tat, roch einfach umwerfend ,und ihre Hände berührten sich in diesem Halbjahr sicher einhundert Mal).
Im Abschlussjahr lud er sie schließlich ins Kino ein. Daraufhin spannte sie ihn für eine Wohltätigkeitsveranstaltung ein. Danach fragte er sie, ob sie Lust habe, mit ihm nach der Schule für ein Geschichtsprojekt über chinesische Bahnarbeiter nach Chinatown zu fahren, und sie aßen Unmengen Dim Sum. Als Nächstes saßen sie stundenlang in einem Park und unterhielten sich, und dann hörten sie auf zu reden und fingen an, sich zu küssen.
Eins führte zum anderen, die Küsse führten zu noch mehr Küssen, dann fingen ihre Freunde an zu tuscheln: »Habt ihr das von Connor und Jenny gehört?«, und sie lernte seine Eltern kennen und er ihre. Alles schien perfekt.
Es war aber nicht perfekt. Es war alles andere als perfekt.
In den vier Monaten, zwei Wochen und drei Tagen, die sie offiziell ein Paar waren, hatten sie grob geschätzt 2453212 Mal Streit, jeder hitziger als der vorherige. Theoretisch kannte er sie gut genug. Sie mochte Sport. Sie benutzte gern ihren Kopf. Sie lachte gern. Sie mochte schlechte Komödien und ruhige Instrumentalmusik.
Und so zog er los und plante ganz genau, wie er ihr all das verschaffen konnte, fügte ihre Vorlieben wie Variablen in eine Gleichung ein, erarbeitete ausgeklügelte Strategien mit dem einzigen Ziel, Jenny glücklich zu machen.
Doch es klappte nie. Er holte Karten für ein Baseballspiel im AT &T-Park, und sie wollte lieber zu einem Konzert im Cow Palace. Er wollte mit ihr in eine neue Anarcho-Komödie, sie lieber daheim an einer überfälligen Hausarbeit schreiben. Egal, wie sehr er sich anstrengte, ihre Wirklichkeit mit seiner Theorie in Einklang zu bringen, er scheiterte immer.
In seinem tiefsten Inneren war ihm klar, dass es nicht ihre Schuld war. Er wusste, dass er unter einem Defizit litt, das ihn zwang, in der Traumwelt zu leben, die er das »Land der Theorien« nannte, wo sich alles ganz genau so verhielt, wie es sollte.
Nach dem Schulabschluss hatte er Gelegenheit, sich mit vielen schönen Frauen zu verabreden. Währenddessen machte er seinen B.A. in Mathe in Berkeley, seinen Master in Signalverarbeitung am California Institute of Technology und begann eine Doktorarbeit in Wirtschaftswissenschaften an der Stanford University. Doch jedes Mal, wenn es um Frauen ging, wurde er beim Zusammenstoß der wirklichen Welt mit dem Land der Theorien zu kleinen Stücken zerrieben.
Eines schönen Oktobertages schließlich gab er sowohl die Frauen als auch die Promotion auf und richtete seinem Doktorvater aus, er könne sich jemand anderen suchen, der seine Erstsemester in Mathematik unterrichtete, Hausarbeiten korrigierte und E-Mails beantwortete.
Er verließ den Campus und eilte durch die betuchten Straßen von Palo Alto nach Hause. Und eine ganze Weile später lud er sein Auto voll und fuhr davon, um seine neue Stelle als Chefökonom der Spieleabteilung von Coca-Cola anzutreten. Endlich hatte er eine Ecke der wirklichen Welt gefunden, die dem Land der Theorien in Schönheit und Eleganz nicht nachstand.
Coca-Cola besaß oder betrieb permanent gut zehn bis dreißig virtuelle Welten. Die genaue Zahl der
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