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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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unten.
    »Vushka!«
    Die Merki-Linie griff an.
    »Angriff!«
    Dennis ließ den gezückten Säbel vorwärtsschnellen und jagte seinem Pferd die Sporen in die Flanke. Das erschöpfte Tier reagierte mit einem letzten Energieausbruch. Rings um ihn zogen mit Schwertern bewaffnete Männer die Klingen, andere lösten die Revolver aus den Holstern. Viele, die noch unsicher im Sattel saßen, umklammerten mit beiden Händen die Zügel.
    Hundert Meter vor ihnen brandete donnernd die Linie der Merki heran und wurde mit jedem Lidschlag größer.
    Es war unglaublich: Er stellte fest, dass ihn der Anblick des Angriffs zu sehr erstaunte, ihn das wahnwitzige Heranpreschen zu sehr fesselte, um Furcht zu empfinden. Die Linien rasten aufeinander zu. Die Merki beugten sich heiser brüllend vor und brachten die Krummschwerter in Anschlag.
    Ein Reiter hielt geradewegs auf ihn zu, und einen kurzen Augenblick dachte er, sie würden gegeneinander prallen. Kreischend beugte er sich tief über den Hals seines Pferds und riss das Schwert hoch. Der Merki erfüllte die Welt vor ihm. Die Klinge seines Gegners zuckte. Dennis duckte sich noch tiefer, und die Waffe sauste über seinen Kopf hinweg. Gleich darauf spürte er einen Knochen erschütternden Ruck, der ihm beinah das Schwert aus der Hand riss. Er hörte ein qualvolles Aufheulen.
    Eine Geräuschexplosion blanken Wahnsinns entlud sich: Männer, Merki und Pferde brüllten vor Panik, Freude, Schmerzen. Rösser bäumten sich auf, eine abgehackte Revolversalve krachte los. Dennis wendete das Pferd. Die beiden Linien waren vollständig untereinander hindurchgeprescht. Zu beiden Flanken sah er Merki herbeirasen. Aber vor ihnen war das Feld wie durch ein Wunder frei. Die Linie der Merki, die sie durchbrochen hatten, ritt weiter und verlangsamte, als wollte sie umdrehen. Der Boden zwischen den beiden gegnerischen Linien war mit Dutzenden Leichen übersät, die meisten davon Dennis’ Männer.
    »Über den Hügel!«, brüllte Dennis. »In Bewegung bleiben!«
    Er deutete mit dem Säbel vorwärts und stellte unvermittelt und zum ersten Mal fest, dass Blut von der Klinge troff. Dennis war nicht sicher, ob es das eines Merki, eines Pferdes oder gar sein eigenes war.
    Unerbittlich trieb er sein Pferd weiter. Der Standartenträger reihte sich neben ihn, der Trompeter blies immer noch zum Angriff. Die Männer, die den Weg vor sich frei sahen, hetzten weiter den Hang hinauf.
    Dennis blickte über die Schulter zurück.
    Die Merki verfolgten sie nicht, machten nicht kehrt. Ein tiefer Hornlaut ertönte, und ein in den Steigbügeln stehender Merki schwenkte eine rote Flagge über dem Kopf. Aus dem Augenwinkel sah Dennis einen weiteren Flaggenträger der Merki eine Viertelmeile entfernt an der rechten Flanke auf dem Bergrücken. Auch er schwenkte eine Flagge.
    Die Kuppe des Kamms lag fast geradeaus vor ihnen. Dennis raste darauf zu, zunächst hinab in eine beinah kreisrunde Senke, dann über einen kurzen Hang den Hügel hinauf. Sein Pferd verlor auf der steilen Böschung um ein Haar den Halt.
    Als er die Kuppe erreichte, spürte er, wie sein Herzschlag aussetzte. Dennis Showalter erkannte mit jäher, nüchterner Klarheit, dass er an diesem Tag sterben würde.
    Hundert Meter entfernt hielt sich unten im nächsten Talboden eine solide Mauer aus mehreren tausend Merki bereit.
    Eine dunkle Wolke löste sich aus ihren Rängen und stieg himmelwärts. Noch bevor der Hagel der über einen Meter langen Pfeile herabprasselte, hörte er deutlich den zischenden, lauter werdenden Anflug. Es schien, als sprösse entlang der Hügelkuppe ein Wald von Jungbäumen. Pferde wieherten und bäumten sich auf. Reiter stürzten, brüllten und kreischten. Der Angriff kam zum Erliegen.
    Eine weitere Pfeilsalve stieg auf, raste herbei und stürzte die Hügelkuppe in wildes Chaos.
    Ein Todesspiel, gottverdammt.
    »Absteigen!«, brüllte Dennis.
    Der Trompeter blickte ihn voll Grauen an.
    »Verdammt nochmal, Junge, wir werden hier sterben. Also wollen wir wenigstens versuchen, noch ein paar der Mistkerle abzuknallen! Absteigen!«
    Das letzte Signal ertönte. Viele seiner Männer befanden sich bereits auf dem Boden, tot oder verwundet.
    Dennis schleuderte das Schwert beiseite, sprang aus dem Sattel und zog die Sharps. Einen Lidschlag lang blickte er sein Pferd an, erfüllt von plötzlichem Schmerz. Er wollte verflucht sein, wenn der Feind die Stute je reiten würde. Mit diesem Gedanken holte er den Revolver aus dem Holster und schoss dem Pferd in

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