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Fortunas Odyssee (German Edition)

Fortunas Odyssee (German Edition)

Titel: Fortunas Odyssee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliane Reinert
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etwas zu, die anschließend lachten.
    Neben Micaela saß ein Junge, der schielte und deswegen Einauge genannt wurde. Er war freundlich und hatte eine hohe Stimme. Weiter vorn, noch am selben Tisch hatte sich Popel-Gil, Sohn des Bürgermeisters von Madrigal, hingesetzt, der immer in seiner Nase herumpulte und die Ernte anschließend aufaß. Neben Tim saß Mônica, die das Downsyndrom hatte und – weil es von der Schulleitung verboten worden war – keinen Spitznamen abbekommen hatte. Neben ihr aß Julio seine Suppe. Sein Spitzname war alles andere als angenehm: Kack-Julio. Er hatte ständig Durchfall und verbrachte oft lange Zeit auf der Toilette.
    João und seine Komparsen näherten sich.
    »Redet nicht mit diesem Schlappmaul. Sein Mund ist bestimmt voller Würmer.«
    »Ganz genau!«, schrie einer seiner Kumpel. »Würmermaul!«
    Anschließend spukte João auf Tims Teller und ging weg.
    Wieder kam ihm Micaela zu Hilfe.
    »Mach’ dir nichts draus, er ist dumm und eklig. Wir teilen uns mein Essen.«
    Tim schob seinen Teller von sich weg und aß zusammen mit seiner neuen Freundin. Ich konnte Fred nicht ausmachen und hielt es für besser, dass er diese Demütigung seines Bruders nicht mitbekommen hatte, für mich war das lachhaft.
    ‹Kinder!› dachte ich und erkannte, wie klein und schwach dieser João im Vergleich zu mir war – zu mir als Erwachsener.
    Um zwölf Uhr dreißig wurde die Schulglocke geläutet. Ein Angestellter schwang sie mehrmals hin und her und verkündete so das Ende des Schultags. Damals waren die Schulwege weit, die Kinder kamen und gingen ohne Begleitung ihrer Eltern. Oft benutzten sie Umwege, um nicht so schnell nach Hause zu kommen und unterwegs zu spielen.
    Als Tim aus dem Schultor trat, wartete Fred schon auf ihn und mit ihm eine Gruppe von Kindern, die lachten und laut drauf losredeten. Tim war schweigsam, während Fred unbekümmert lachte. Sie schlossen sich der Gruppe an und gingen nicht direkt nach Hause. Zu Tims Verzweiflung befand sich auch Pinkel-João in der Gruppe, und wieder spielte er sich als Anführer auf, er gab die Befehle.
    »Sie gehen schwimmen, wir können mitgehen«, kommentierte Fred.
    »Ich habe keine Lust.«
    »Sei kein Frosch, Tim. Alle gehen.«
    »Aber ich nicht.«
    »Los, komm. Was ist denn los mit dir?«
    »Ich möchte nicht in der Nähe dieses Jungen sein. Ich mag ihn nicht.« Tim zeigte dabei auf João.
    »Niemand mag ihn, aber gehen wir trotzdem hin.«
    Wir gingen zum Wasserfall. Ich setzte mich auf einen Stein mit Blick auf die Kaskade mit ihren weißen Wirbeln, die an einen Brautschleier erinnerte. Es war kein hoher Wasserfall, und an seinem Fuß hatte sich ein natürliches Schwimmbecken gebildet. Von dort aus floss der Wildbach mit einem sanften entspannenden Rauschen weiter durch Steine und Pflanzen bis hinunter zum Fluss, dessen Verlauf man mit den Augen verfolgen konnte, bis er sich in einer Biegung im Wald verlor. Es war ein schönes Szenario mit exotischen Blumen und einem frischen Duft in der Luft. Hier hatte Tim, so wie die meisten Kinder der Stadt, seine ersten Schwimmzüge getan, und das Schwimmen wurde zu einer Leidenschaft, die ihm einmal eine wunderbare Erfahrung bescheren sollte.
    Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf den Gesang der Vögel, sowie das Rauschen des Windes in den Bäumen, und ließ alles auf mich einwirken. Als ich vollkommen entspannt war, setzte sich plötzlich jemand neben mich.
    Ich schreckte auf, öffnete die Augen und drehte mich blitzschnell um.
    »Was machen Sie denn hier?«
    »Hören Sie, Tim, fühlen und genießen Sie die Natur. Sehen Sie, wie schön hier alles ist«, empfahl mir der Hexer.
    ›Will mich dieser Schlaumeier provozieren?‹, dachte ich.
    Er zeigte auf die Kinder, die nackt im Wasser spielten und dabei wild durcheinanderschrien und lachten.
    »Sind sie nicht wunderbar? Diese Engel sind die Zukunft dieses Planeten.«
    Ich schaute ihn an und konnte nicht an mich halten.
    »Was wollen Sie?«
    Sein Lächeln verschwand, und er antwortete mir, ohne mich anzuschauen.
    »Ich habe eher Fragen an Sie zu stellen, Tim.«
    Ohne auf diese Antwort einzugehen, die ich als weiteren Affront empfand, fragte ich ihn: »Warum bin ich hier?«
    »Eigentlich sind Sie gar nicht hier.«
    »Also hören Sie mal, natürlich bin ich hier!«
    »Ja, in gewisser Weise sind Sie hier, aber nicht vollkommen. Ihr Geist ist hier, aber Ihr Körper nicht.«
    »Ich weiß, deswegen können sie mich nicht sehen…«
    »Ganz richtig. Die

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