Fortune de France: Roman (German Edition)
Medici hatte von Heinrich II. zehn Kinder; drei davon starben sehr früh.
Drei ihrer Söhne regierten: Franz II. (1544–1560) folgte Heinrich II. auf den Thron; Karl IX. (1550–1574) folgte Franz II. auf denThron; Heinrich III. (1551–1589) folgte Karl IX. auf den Thron. Keiner hatte einen legitimen Nachkommen, und Heinrich III. war der letzte Valois, der über Frankreich regierte.
Die älteste Tochter, Elisabeth (1545–1568), heiratete Philipp II. von Spanien; Claude (1547–1575) heiratete den Herzog von Lothringen; und Margarete (die Königin Margot, 1552–1615) heiratete Heinrich von Navarra, den späteren Heinrich IV. Als einziges der überlebenden Kinder hatte Margot die relative Langlebigkeit ihrer Mutter geerbt, der es gelungen war, unter den schlimmen hygienischen Verhältnissen ihrer Zeit innerhalb von zwölf Jahren zehn Kinder zu gebären, ohne im Wochenbette zu sterben und ohne daß ihre Energie durch die dicht aufeinanderfolgenden Schwangerschaften auch nur im geringsten beeinträchtigt wurde.
5. Die untergeordnete Rolle, die Katharina von Medici unter der Herrschaft Heinrichs II. spielte, wo sie, um mich selbst zu zitieren, »nicht einmal im Bette die erste Stelle einnahm«, hat die Historiker zu der Annahme verleitet, sie sei in damaliger Zeit ohne politischen Einfluß gewesen. Wenn man aber weiß, daß Katharina ihr Leben lang vor allem danach trachtete, ihre Kinder mit Königen und Prinzen zu verheiraten, kann man sich fragen, ob diese Auffassung gänzlich der Wahrheit entspricht und ob nicht Katharina auf Heinrich II. Druck ausgeübt hat, um die Heirat ihrer Tochter Elisabeth mit Philipp II. von Spanien zu ermöglichen, ungeachtet des Preises, der für diese Verbindung gezahlt werden mußte (Bugey, die Bresse, Savoyen).
6. Die Haltung von Michel de L’Hospital, Monsieur de Burie (Ge neralleutnant von Guyenne) und Etienne de La Boétie ist die der gemäßigten Katholiken jener Zeit. Gemäßigt sind sie in zweierlei Hinsicht: weil sie meinen, daß Rom seine »maßlosen Übertreibungen abstellen« müsse, und weil sie der Ansicht sind, daß gegenüber den Hugenotten weder das Messer noch der Scheiterhaufen taugliche Mittel seien. Später, unter Heinrich III., werden diese Gemäßigten »die Politischen« genannt und von den Fanatikern der »Liga« beinahe ebenso gehaßt wie die Reformierten.
7. Der Fanatismus der Reformierten zeigte sich nicht nur in der Plünderung und Zerstörung von Kirchen, sondern auch in der Schändung von Grabstätten (Craon, Le Maus, Cléry, Orléans, Bourges). Solcher Vandalismus empörte das Volk noch mehr als die Ermordung von Mönchen und Priestern.
8. Da die hohen Lehnsherren gleichsam einen geschlossenen Klub bildeten, wo man untereinander heiratete, sind verwandtschaftliche Bande zwischen Führern der Hugenotten und Führern der Katholiken nicht verwunderlich. Louis de Bourbon, Prinz von Condé (1530 bis 1569), Führer der Reformierten, als sein älterer Bruder Anton von Bourbon, König von Navarra (der bei der Belagerung von Rouen den Tod finden sollte), zum Katholizismus zurückkehrte, war durch seine Mutter mit dem Herzog von Guise verwandt, der ihn in der Schlacht von Dreux besiegte und gefangennahm. In derselben Schlacht nahm Admiral Coligny, ehe er den Rückzug antrat, seinen Onkel, den Konnetabel de Montmorency, gefangen.
9. Gaspard de Coligny (1519–1572), dritter Sohn des Marschalls von Châtillon und 1552 zum Admiral von Frankreich ernannt, regte in dieser Eigenschaft Kolonisierungsversuche in Brasilien und Florida an (siehe unser Zwölftes Kapitel). Einen Namen machte er sich jedoch vor allem durch die heldenhafte Verteidigung von Saint-Quentin gegen die Spanier. Während seiner Gefangenschaft bei den Spaniern zum Calvinismus übergetreten, wurde er nach der Ermordung des Prinzen von Condé (1569) zum anerkannten, unumstrittenen Oberhaupt der Reformierten. Sein Bruder d’Andelot (1521–1569), Generaloberst der Infanterie, nahm unter dem Herzog von Guise an der Eroberung von Calais teil und war der erste Châtillon, der zum Calvinismus konvertierte. Sein anderer Bruder, Odet de Coligny, genannt Kardinal von Châtillon, ebenfalls Konvertit, floh 1568 nach England.
Alle drei Brüder starben eines gewaltsamen Todes. D’Andelot und Odet wurden vergiftet, den Gerüchten zufolge auf Betreiben Katharina von Medicis. Admiral Coligny, von einem gedungenen Mörder mitten in Paris niedergeschossen, wurde zwei Tage später das erste
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