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Fotostudio Plange I (German Edition)

Fotostudio Plange I (German Edition)

Titel: Fotostudio Plange I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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eine
Viertelstunde.
    In der Bezirksverwaltungsstelle im Erdgeschoss des
altehrwürdigen Verwaltungsgebäudes wurde ich jedoch eines Besseren belehrt.
Nach der Novelle des Meldegesetzes ist die Vorlage eines Mietvertrages bei der
Ummeldung nicht mehr zwingend notwendig; so etwas nennt man wohl
Bürokratieabbau.
     
    Wir verließen das Rathaus so, wie wir es betreten hatten,
Hand in Hand. Mein Schatz blickte mich verliebt an. „Jetzt wohne ich offiziell
mit einem Mann zusammen! Ich könnte dich knutschen!“
     
    „Dann mach das doch!“
     
    Unsere Lippen vereinigten sich und wir machten uns auf
den Weg in die Innenstadt, um dort den Aufkleber auf der Plastikkarte namens
Personalausweis zu begießen. Er benahm sich irgendwie eigenartig. Waren es
gerade noch ein paar Hummeln, die in seinen Hintern herumflogen, so war es
jetzt ein ganzer Schwarm.
     
    „Würden sie ein Bild von uns machen?“ Wir standen an der
Ampel, als mein Schatz einen der dort mit uns wartenden Passanten ansprach und
ihm sein Fotohandy in die Hand drückte. Der angesprochene Mitbürger wunderte
sich zwar etwas, erfüllte ihm allerdings seinen Wunsch. „Bitte recht
freundlich!“
     
    „Bitte noch eins! Einfach noch mal drücken.“ Der Mann
grummelte etwas, aber als er den Auslöser betätigte, hatte mein Schatz seinen
Mund an meiner Wange.
     
    „Danke ihnen!“ Er wandte sich wieder mir zu: „Und jetzt
will ich dir einen blasen!“
     
    „Da müssen wir warten, bis wir wieder zuhause sind. Denn
hier? Mitten auf der Kreuzung? Um diese Uhrzeit? Am helllichten Tage? Das wäre
zwar geil, aber ich glaube, leider auch strafbar!“ Ich blickte ihm tief in die
Augen.
     
    „Ich will dich aber!“ Konnte er trotzig sein!
     
    „Später, mein Schatz, später!“ Wir gingen weiter auf die
Fußgängerzone zu.
     
    Plötzlich nahm mich mein Russe an die Hand und zog mich
in Richtung Marktkirche beziehungsweise zu der im Park befindlichen
Bedürfnisbefriedigungsanstalt. Er wollte doch nicht? Was sollten wir auf der
Klappe? Aber mein Gatte deutete auf das kleine Gebäude. „Ich will dich jetzt!
Und wenn nicht hier, dann da!“
     
     
    Warum eigentlich nicht? Er schob mich mehr oder minder in
den gekachelten Raum hinein, der typisch stechende Geruch stieg mir in die
Nase. Es hatte sich tatsächlich in den letzten zwei Jahrzehnten wenig geändert.
Gut, es gab keine Pissrinne mehr, aber die beiden Kabinentüren sahen so aus,
als ob man sie lediglich nur überstrichen und nicht ausgetauscht hätte. Eine
Örtlichkeit war besetzt, die andere Kloschüssel konnte man durch die offene Tür
erkennen.
    Igor stürmte hinein und zog mich hinterher. Ich
verschloss die Tür und drehte mich zu meinem Russen um. Seine Hand erwartete
ich eigentlich sofort an meinem Paket, aber er legte nur den Finger auf den
Mund und bedeutete mir, ruhig zu sein. Er deutete auf die Nachbarkabine, ich
lauschte. Tatsächlich! Auch in der Nebenkabine schienen sich zwei gefunden zu
haben, die Geräusche waren eindeutig: Stöhnen, Schlabbern, Ahs und Ohs! Mein
Schatz grinste, holte sein Mobilteil heraus und stieg, so vorsichtig und leise
wie möglich, auf den Rand des weißen Porzellans. Er wollte doch nicht?
    Anscheinend doch! Er führte seine Hand über die Trennwand
und drückte ab. Danach betrachtete er das Display und erschrak derartig, dass
er fast von diesem Thron gefallen wäre. Nur mit Mühe und Not konnte ich ihn
halten. Er drückte ein zweites Mal ab und reichte mir sein Telefon. Auch ich
traute meinen Augen nicht, der Typ, der sich da mit geschlossenen Lidern von
einem Dunkelhaarigen bedienen ließ, war eindeutig Klaas Günther, der
Lokalredakteur. Aber wer war der Bläser? Auf dem Bild konnte man leider nicht
viel erkennen! Aber die Haare kannte ich irgendwoher!
    Ich deutete auf die Tür, mir war sämtliche Lust
vergangen. Es wäre zwar geil gewesen, mir hier und jetzt den Druck von den
Eiern nehmen lassen, aber ich hatte wirklich keinen Bedarf daran, dieses
Bedürfnis neben einem alten Bekannten befriedigen lassen zu wollen. Mein Igor
anscheinend auch nicht, denn er folgte mir auf leisen Sohlen.
     
     
    Wir standen in dem kleinen Park und schauten uns ziemlich
fragend an. Schweigend beobachteten wir den Eingang der Klappe. Klaas kam
selbstzufrieden heraus und blieb kurze Zeit im Eingang stehen, schaute sich um
und ging dann schließlich nach links weg. Igor durchbrach die Stille des
Halbdunkels. „Sollen wir ihm folgen?“
     
    „Ne, lass mal. Der wird wahrscheinlich

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