Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
»hmm« und unterließ es, Eric darauf hinzuweisen, dass er der eigentliche Grund für ihren Umzug nach Nürnberg war.
»Da drüben ist das Stadion«, sagte Eric und deutete nach rechts. »Ich schau mal, vielleicht kann ich eine Führung für dich organisieren.«
»Das wäre cool«, sagte Patrick. Er suchte das Stadion, konnte aber vor allem die Flutlichtanlagen sehen. »Was ist das davor?«, wollte er wissen. »Diese Mauern?«
»Das ist das Reichsparteitagsgelände. Da fanden die Aufmärsche der Nazis statt«, erwiderte Eric. Er schaute Patrick an. »Weißt du über Nürnbergs Rolle im Dritten Reich Bescheid?«
»Ich hab was von Nürnberger Prozessen gehört«, sagte Patrick. Er kramte in seinem Gedächtnis. Geschichte war nicht gerade sein Lieblingsfach.
»Die waren hinterher«, erklärte Eric. »Nürnberg war so was wie Hitlers Lieblingsstadt.« Er deutete nach hinten. »Es gibt ein gutes Dokumentationszentrum, das solltest du dir mal anschauen.« Eric bog links ab in die Valznerweiherstraße und gleich darauf noch einmal links auf das Club-Gelände. »Aber lass uns mal auf angenehmere Themen kommen. Wir sind da.«
Patrick schaute verblüfft auf das Hilton Hotel , das das Gelände dominierte. Rechts davon befand sich ein niedrigeres Gebäude, an dessen Vordach 1.-FCN-Verwaltung stand.
»Wir müssen da lang«, sagte Eric und zeigte nach links. Sie kamen am Fan-Shop vorbei, wo Eric kurz den Kopf hineinsteckte und »Hallo!« rief. Ein herzliches »Hallo Eric!« schallte zurück. Patrick war stolz, dass er zusammen mit dem beliebten Fußballer gekommen war.
»Hier ist das im Sommer sehr volle Club-Bad«, sagte Eric und bog rechts ab. »Das ist unser Vereinsheim« – er zeigte auf einen Flachbau mit Namen Stuhlfauth-Stuben – »und das ist das Trainingsgelände.«
»Was ist das für ein komischer Name?«, wollte Patrick wissen. »Stuhlfauth?«
»Lass bloß keinen hören, dass du den Namen komisch findest«, warnte Eric, schmunzelte aber. »Heiner Stuhlfauth war und ist immer noch die Legende beim Club. Er war von 1916 bis 1933 Torhüter und hat über 600 Spiele für den Club absolviert. Er hatte immer einen grauen Pullover an und eine Schiebermütze auf. Jeder kannte ihn.« Erics Stimme klang neidisch. »Wenn du ins Vereinsheim gehst, kannst du ihn gar nicht übersehen.«
Das Training war an diesem Tag nicht öffentlich und es gab einen kurzen Disput zwischen Eric und dem Co-Trainer, weil er Patrick mitgebracht hatte. Doch schließlich durfte Patrick bleiben. Es war weit weniger spannend, als er es sich vorgestellt hatte, außerdem war es saukalt. Dennoch war es besser als allein daheim herumzuhängen, vor der Glotze oder dem PC. Er wäre gerne auf dem Gelände herumgelaufen, traute sich jedoch nicht. Er wollte nicht, dass Eric seinetwegen Ärger bekam, er war ja doch ein netter Typ.
Nach dem Training stellte Eric Patrick einige seiner Teamkollegen vor. Darunter waren Timo Hartmann und Harald Mägerlein, die beiden Stürmerkollegen von Eric. Natürlich hatte Patrick schon von ihnen gehört. Hartmann, der Kapitän des Teams, hatte eine ziemlich wilde Jugend hinter sich und war nur dank des Fußballs nicht im Gefängnis gelandet. Er wurde immer als leuchtendes Vorbild hingestellt, wenn wieder mal jemand ausrastete. Mägerlein dagegen galt als große Stürmerhoffnung des Club. Er war ein Eigengewächs des Clubs, war erst vor einem Jahr von der U21 zur ersten Mannschaft geholt worden.
Timo Hartmann hatte wenig Zeit und verschwand nach wenigen Minuten. Harald Mägerlein beantwortete aber bereitwillig Patricks Fragen. Er wirkte kaum älter als er selbst. »Nenn mich Harry, das sagen hier alle«, sagte er lachend.
Patrick hätte auch gerne Raphael Schäfer, den Torwart, kennengelernt, aber der musste zu einem dringenden Termin.
»Es klappt sicher das nächste Mal«, tröstete Eric ihn. »Ich habe aber eine Überraschung für dich. Ich hab mit unseren Presseleuten gesprochen. Wenn du willst, kannst du am Samstag vor dem Spiel an einer Führung durch’s Stadion teilnehmen. Und das Spiel gegen Stuttgart kannst du natürlich auch anschauen, wenn es dir nicht zu kalt ist.«
Patrick war begeistert: »Das ist klasse, echt. Vielen Dank!« So allmählich zeigte Nürnberg sich auch von seiner guten Seite. »Es gibt ja warme Unterwäsche«, sagte er noch und bedankte sich noch einmal.
»Gut«, erwiderte Eric und nannte ihm Uhrzeit und Treffpunkt der Führung.
Seine Mutter machte zwar einen kleinen Aufstand,
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