Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
einfache medizinische
Kontrollen durchführen, die während Ihrer Antworten Ihren
Blutdruck, Ihren Herzschlag, die Leitfähigkeit Ihrer Haut und
Ihre Gehirntätigkeit zu untersuchen haben. Die dazu nötige
Maschinerie wird Ihnen etwas unheimlich erscheinen, aber es ist alles
absolut schmerzlos. Sie werden es nicht einmal spüren.«
Die beiden anderen Techniker beschäftigten sich bereits mit
verschiedenen glatten, schimmernden Apparaten.
»Soll damit geprüft werden, ob ich lüge oder
nicht?« fragte Norman mißtrauisch.
»Keineswegs, Mr. Muller. Mit einem Lügendetektor hat
dies nicht das Geringste zu tun. Es soll nur die Intensität
Ihrer Emotionen gemessen werden. Wenn Sie nach Ihrer Meinung
über die Schule Ihrer Tochter gefragt werden, könnten Sie
vielleicht sagen: ›Ich finde, daß sie überfüllt
ist.‹ Das sind nur Worte. Aber aus der Art und Weise, wie Ihr
Gehirn und Herz und Ihre Schweißdrüsen reagieren, kann
Multivac genau errechnen, wie stark Ihre Empfindungen in dieser
Angelegenheit sind. Er wird Ihre Gefühle besser verstehen und
beurteilen können als Sie selbst.«
»Von so etwas habe ich noch nie gehört«, sagte
Norman.
»Nein, das ist auch verständlich. Die meisten Details
über Multivacs Arbeitsweise unterliegen strengster
Geheimhaltung. Bevor Sie gehen, werden Sie eine eidesstattliche
Erklärung zu unterzeichnen haben, in der Sie sich verpflichten,
niemals die Natur der Fragen weiterzuerzählen, die Ihnen
gestellt worden sind. Dasselbe gilt für Ihre Antworten und die
mit dem Wahlvorgang verbundenen technischen Vorbereitungen. Je
weniger man über Multivac weiß, desto geringer ist die
Gefahr, daß das Bedienungspersonal beeinflußt oder
irgendeinem Druck von außen ausgesetzt wird.« Er
lächelte grimmig. »Unser Leben ist ohnedies schon hart
genug.«
Norman nickte. »Ich verstehe.«
»Möchten Sie jetzt etwas essen oder trinken?«
»Nein, danke.«
»Haben Sie noch Fragen?«
Norman schüttelte den Kopf.
»Dann sagen Sie uns bitte, wann wir anfangen
können.«
»Ich bin bereit.«
»Sind Sie sicher?«
»Ziemlich.«
Paulson nickte und gab den anderen ein Zeichen. Sie näherten
sich mit Kabeln und furchterregenden Kontaktbandagen, und Norman
Muller fühlte, wie ihm vom bloßen Zusehen der
Schweiß ausbrach.
Die Prozedur dauerte fast drei Stunden, unterbrochen von einer
kurzen Kaffeepause und einer überaus peinlichen Sitzung auf
einem Nachttopf. Während dieser Zeit blieb Norman Muller von
Kabeln und Apparaten eingeschlossen. Zuletzt war er todmüde und
dem Zusammenbrechen nahe. Mit kläglichem Lächeln dachte er,
daß es ihm leichtfallen würde, sein Versprechen zu halten.
Schon jetzt waren die Fragen und Antworten in seinem Kopf zu einem
nebelhaften Mischmasch zusammengeflossen.
Irgendwie hatte er sich vorgestellt, daß Multivac in einer
übernatürlichen, hallenden Stimme wie aus einem Grab
sprechen würde, aber das, so dachte er jetzt, war wohl nur eine
Idee, die er dem Betrachten zu vieler einschlägiger Fernsehfilme
verdankte. Die Wirklichkeit war enttäuschend undramatisch. Die
Fragen bestanden aus Streifen gestanzter Metallfolie. Eine im Raum
aufgestellte Maschine übersetzte die Lochstreifen in
geschriebene Worte, die ihm von Paulson vorgelesen wurden, bevor er
sie ihm gab und ihn selbst lesen ließ.
Normans Antworten wurden von einem Tonbandgerät aufgenommen,
auf einen automatischen Schnellschreiber übertragen und in
Lochstreifen verwandelt, mit denen wiederum die Sendeanlage
gefüttert wurde.
Die einzige Frage, an die sich Norman im Moment erinnern konnte,
war eine lächerlich bedeutungslose, wenn er sie mit dem Zweck
der ganzen Operation verglich: »Was halten Sie vom
Eierpreis?«
Dann war es vorbei, und die beiden Assistenten entfernten die
Elektroden von seinen verschiedenen Körperteilen und schoben die
Meßapparate zur Seite. Er stand auf, holte tief Atem und
fragte: »Ist das alles? Kann ich jetzt gehen?«
»Noch nicht ganz.« Paulson lächelte ihm aufmunternd
zu. »Wir müssen Sie bitten, noch eine Stunde
dazubleiben.«
»Warum?«
»In der Zwischenzeit kann Multivac die neuen Daten
verarbeiten und mit den bereits vorhandenen koordinieren.
Falls für die Errechnung des Wahlergebnisses noch eine
weitere Frage notwendig werden sollte, was allerdings
unwahrscheinlich ist, müssen Sie für die Beantwortung zur
Verfügung stehen.«
»Nein«, sagte Norman entsetzt. »Ich mache das nicht
noch einmal durch.«
»Wahrscheinlich wird es auch nicht nötig
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