Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
sagen.«
»Gut. Aber Mrs. Muller, dies ist kein Spaß.« Handleys Miene wurde ernst. »Gehen Sie nur hinaus, wenn es sein muß. Man wird Sie bei Ihren Einkäufen unauffällig bewachen. Sie müssen sich mit dem Gedanken vertraut machen, daß Ihnen jemand folgt, wenn Sie das Haus verlassen. Es tut mir leid, aber es ist eine Vorschrift.«
»Bewachen?« stammelte Sarah verwirrt.
»Wie ich sagte, es wird unauffällig geschehen. Und es wird nur zwei Tage dauern, bis die offizielle Ankündigung erfolgt. Ihre Tochter…«
»Sie ist im Bett«, sagte Sarah diensteifrig.
»Gut. Sie müssen ihr sagen, daß ich ein Verwandter oder ein Freund der Familie bin und für ein paar Tage hier wohne. Wenn sie die Wahrheit herausbringt, muß sie im Haus gehalten werden. Ihr Vater sollte auf jeden Fall lieber im Haus bleiben.«
»Das wird ihm nicht gefallen«, wandte Sarah ein.
»Läßt sich nicht ändern. Sonst wohnt ja keiner bei Ihnen?«
»Anscheinend wissen Sie alles über uns«, flüsterte Norman.
»Eine ganze Menge«, bekräftigte Handley. »Im Moment wären das alle Instruktionen. Ich werde Ihnen so wenig wie möglich zur Last fallen und Ihnen im übrigen nach besten Kräften helfen. Die Kosten für meine Verpflegung und Unterkunft werden Ihnen von der Regierung ersetzt. Jede Nacht werde ich von einem Kollegen abgelöst, der hier im Wohnzimmer Wache halten wird, Sie brauchen sich also nicht um eine Schlafgelegenheit für mich zu kümmern. Nun, Mr. Muller, der Zweck dieser zweitägigen Vorbereitungszeit ist, Sie an Ihre Aufgabe zu gewöhnen. Wir möchten, daß Sie sich bei der Wahl in einem möglichst ausgeglichenen, normalen Gemütszustand befinden. Entspannen Sie sich und denken Sie einfach, daß dies ein kurzer Urlaub ist. In Ordnung?«
»In Ordnung«, sagte Muller schwächlich. Dann schüttelte er heftig seinen Kopf. »Aber ich will die Verantwortung nicht tragen. Warum ausgerechnet ich?«
»Ich will versuchen, Ihnen das zu erklären«, sagte Handley geduldig. »Multivac wägt alle bekannten Faktoren ab, Millionen, vielleicht Milliarden. Ein Faktor allerdings ist nicht bekannt, und das ist das menschliche Gehirn mit seinen Reaktionen. Alle Amerikaner unterliegen dem prägenden Druck dessen, was andere Amerikaner denken und tun und sagen, ganz zu schweigen von der Werbung und anderen Beeinflussungen. Jeder Amerikaner kann vom Multivac untersucht werden, aber einige sind besser dafür geeignet als andere. Multivac hat Sie als die am meisten dem Durchschnittsamerikaner entsprechende Person dieses Jahres ermittelt. Nicht als die klügste oder stärkste oder glücklichste, sondern als die am meisten typische Person. An der Richtigkeit von Multivacs Ermittlung gibt es keinen Zweifel, darüber sind wir uns wohl einig, nicht?«
»Könnte Multivac nicht auch einmal einen Fehler machen?« fragte Norman.
Sarah, die ungeduldig gelauscht hatte, unterbrach sofort. »Hören Sie nicht auf ihn, Mr. Handley. Er ist nur nervös, wissen Sie. Er ist sehr belesen und verfolgt die Politik äußerst aufmerksam.«
»Multivac trifft die Entscheidungen, Mrs. Muller«, sagte Handley. »Der Computer hat Ihren Mann ausgewählt.«
»Aber weiß er denn alles?« lehnte sich Norman auf. »Kann er keinen Fehler gemacht haben?«
»Doch, er kann auch Fehler machen. Wir wollen da ganz offen sein. 1993 starb der ermittelte Wähler an einem Herzschlag, genau zwei Stunden, bevor man ihn verständigte. Multivac hatte es nicht vorhergesagt, das konnte er nicht. Außerdem kann ein Wähler geistig labil, moralisch ungeeignet oder auch regierungsfeindlich sein, ohne es zu erkennen zu geben. Darum gibt es immer ein paar Ersatzkandidaten. Ich glaube nicht, daß wir diesmal einen benötigen werden. Sie sind bei guter Gesundheit, Mr. Muller, und man hat sehr sorgfältige Nachforschungen über Sie angestellt. Sie sind qualifiziert.«
Norman vergrub sein Gesicht in den Händen und saß reglos.
»Morgen früh«, sagte Sarah zuversichtlich, »wird er vollkommen in Ordnung sein. Er muß sich erst daran gewöhnen, das ist alles.«
In der Intimsphäre ihres Schlafzimmers drückte sich Sarah Muller anders und sehr viel energischer aus. Das Fazit ihrer Vorhaltungen war: »Nun reiß dich endlich zusammen, Norman! Du wirst doch nicht die Chance deines Lebens wegwerfen!«
»Es macht mir angst, Sarah«, flüsterte Norman verzweifelt. »Die ganze Sache wird immer unerträglicher, je mehr ich daran denke.«
»Aber warum, um Gottes willen? Was ist denn schon dabei? Du
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