Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
überhaupt nicht wählen. Vielleicht…«
Aber Linda hatte sich von seinen Knien geschoben und lief davon. In der Tür prallte sie mit ihrer Mutter zusammen, die noch in Hut und Mantel war. »Paß doch auf, wo du hinläufst!« schalt sie das Mädchen. Dann nahm sie den Hut vom Kopf, ordnete ihre Frisur und sagte zu Matthew: »Ich war bei Agatha.«
Matthew warf ihr einen kritischen Blick zu und langte mit einem Grunzlaut nach seiner Zeitung.
»Weißt du, was sie gesagt hat?«
Matthew entfaltete seine Zeitung. »Nein. Es ist mir auch egal.«
»Aber Vater!« sagte Sarah tadelnd. Doch sie hatte keine Zeit, sich zu ärgern. Die Neuigkeit mußte heraus, und Matthew war im Augenblick der einzige Zuhörer. »Agathas Mann ist Polizist, und er sagt, daß gestern abend ein ganzer Bus mit Geheimdienstleuten nach Bloomington gekommen ist.«
»Hinter mir sind sie nicht her.«
»Verstehst du denn nicht, Vater? Geheimdienstleute, und das so kurz vor der Wahl. In Bloomington!«
»Vielleicht suchen sie einen Bankräuber.«
»Hier hat es seit ewigen Zeiten keinen Bankraub gegeben. Vater, du bist ein hoffnungsloser Fall.«
Damit stelzte sie hinaus.
Norman Mullers Reaktion auf die Nachricht war nicht weniger enttäuschend. »Hör mal, Sarah, woher wußte Agathas Mann, daß es Geheimdienstleute waren?« fragte er gelassen. »Sie sind doch sicher nicht in der Stadt herumgelaufen und haben ihre Ausweismarken vorgezeigt.«
Aber am nächsten Abend konnte sie triumphierend melden: »Alle Leute in Bloomington erwarten, daß jemand aus unserer Stadt der Wähler sein wird. Es steht sogar in der Zeitung!«
Norman hob unbehaglich die Schultern. Er konnte es nicht länger leugnen. Wenn Bloomington wirklich von Multivacs Blitz getroffen worden war, bedeutete es Schwärme von Zeitungsreportern, Fernsehleuten und Touristen. Alle möglichen Aufregungen standen bevor. Norman liebte die ruhige Routine seines Lebens, und nichts war ihm verhaßter als Trubel.
»Das sind alles Gerüchte, mehr nicht«, sagte er.
»Warte nur ab, dann wirst du es selbst sehen.«
Wie sich herausstellte, blieb nur sehr wenig Zeit zum Abwarten, denn bald darauf läutete es, und als Norman Muller die Tür öffnete, sah er sich einem großen Mann mit ernstem Gesicht gegenüber. »Sind Sie Norman Muller?«
Norman bejahte mit tonloser Stimme. Es war leicht zu sehen, daß das Gebaren des Fremden Autorität besaß, und die Art seiner Mission war auf einmal so unausweichlich klar, daß es Norman Muller die Sprache verschlug.
Der Mann präsentierte ihm Ausweise und ein Beglaubigungsschreiben, trat ein, schloß die Tür hinter sich und sagte feierlich: »Mr. Norman Muller, ich habe die Aufgabe, Sie im Namen des Präsidenten der Vereinigten Staaten davon zu unterrichten, daß Sie ausersehen sind, am Dienstag, dem 4. November, die amerikanische Wählerschaft zu vertreten.«
Mit Mühe gelang es Norman Muller, ohne fremde Hilfe einen Stuhl zu erreichen. Er setzte sich mit bleichem Gesicht und fast von Sinnen, während Sarah ein Glas Wasser brachte, seine Hände tätschelte und zwischen zusammengepreßten Zähnen murmelte: »Reiß dich zusammen, Norman. Nicht schwach werden! Sonst nehmen sie einen anderen.«
Sobald Norman sprechen konnte, flüsterte er: »Es tut mir leid, Sir.«
Der Geheimdienstmann hatte seinen Mantel abgelegt, knöpfte seine Jacke auf und machte es sich auf dem Sofa bequem.
»Es ist nicht weiter schlimm«, erklärte er begütigend. »Es ist schon das sechstemal, daß ich diesen Auftrag ausführe, und ich habe alle möglichen Reaktionen erlebt. Keiner hat sich so benommen, wie man es auf dem Fernsehschirm sieht. Sie wissen, was ich meine? So ein ergebener Blick und ein Bursche, der voller Inbrunst sagt: ›Ich betrachte es als eine große Ehre, meinem Land dienen zu dürfen!‹« Der Agent lachte glucksend. Er hatte nun seine Amtsmiene abgelegt und schien nichts weiter als ein großer und ziemlich freundlicher Mann zu sein.
Sarah stimmte in sein Lachen ein, aber ihre Stimme klang ein wenig hysterisch.
Der Agent sagte: »Sie werden mich jetzt eine Weile bei sich haben. Ich heiße Phil Handley. Mr. Muller darf das Haus bis zum Wahltag nicht verlassen. Sie werden bei seiner Firma anrufen müssen und sagen, daß er erkrankt ist, Mrs. Muller. Im übrigen können Sie einstweilen Ihren Pflichten nachgehen, aber Sie müssen strengstes Stillschweigen bewahren. Ist das klar, Mrs. Muller?«
Sarah nickte heftig. »Ja, Sir. Ich werde kein Wort
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