Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
erwartende Ergebnis. Kommentatoren und Leitartikler versuchten mit scharfsinnigen Argumenten den Bundesstaat und den Bezirk zu bestimmen, auf den diesmal die Entscheidung fallen würde.
Der erste Wink, daß es nicht wie jedes andere Jahr sein würde, kam, als Sarah Muller am Abend des 4. Oktober, genau einen Monat vor dem Wahltag, zu ihrem Mann sagte: »Cantwell Johnson behauptet, daß es diesmal Indiana sein wird. Er ist schon der vierte, der das sagt. Stell dir vor: unser Staat soll es sein.«
Matthew Hortenweiler ließ sein fleischiges Gesicht hinter der Zeitung sehen, blickte seine Tochter mißbilligend an und knurrte: »Diese Burschen werden dafür bezahlt, daß sie Lügen in die Welt setzen. Hör nicht auf sie.«
»Vier sind es jetzt schon, Vater«, erwiderte Sarah. »Sie alle sagen, daß es Indiana sein wird.«
»Indiana ist tatsächlich ein Schlüsselstaat, Matthew«, sagte Norman Muller milde. »Nach Bevölkerungszusammensetzung und Industrialisierung entspricht es ziemlich’ genau den allgemeinen Durchschnittswerten. Es…«
Matthews Gesicht verzog sich besorgniserregend. »Hat vielleicht auch einer was von Monroe County und Bloomington gesagt?« schnarrte er böse.
»Nun…«, sagte Norman.
Linda, die ihr kleines Gesicht mit dem spitzen Kinn von einem Sprecher zum anderen gewandt hatte, fragte mit piepsiger Stimme:
»Wirst du dieses Jahr wählen, Papa?«
Norman lächelte nachsichtig und sagte: »Ich glaube nicht, mein liebes Kind.«
Sarah, die schon ein wenig von der wachsenden Erregung angesteckt war, die den Präsidentschaftswahlen vorauszugehen pflegte, führte ein ruhiges Leben, worin Tagträume eine große Rolle spielten. Sie sagte sehnsüchtig: »Wäre das nicht wunderbar?«
»Wenn ich wählen würde?« Norman Muller hatte einen kleinen blonden Schnurrbart, der ihm in den Augen der jungen Sarah ein gutmütiges und freundliches Aussehen verliehen hatte, nun aber zu ergrauen begann und zum Symbol mangelnder Persönlichkeit geworden war. Seine Stirn war von tiefen Linien der Unsicherheit gefurcht, und er hatte seine arme Angestelltenseele nie mit dem Gedanken verführt, daß er zu etwas Großem geboren sei oder es unter irgendwie gearteten Umständen zu Größe bringen würde. Er hatte eine Frau, eine kleine Tochter und einen Arbeitsplatz und war außer in Zeiten ungewöhnlicher Depressionen geneigt, dies als ein angemessenes Schicksal zu betrachten.
So fühlte er sich ein wenig verlegen und unbehaglich über die Richtung, die Sarahs Gedanken nahmen. »Unser Land hat zweihundert Millionen Einwohner, Sarah«, erinnerte er sie. »Da ist die Wahrscheinlichkeit so gering, daß wir unsere Zeit nicht mit müßigen Spekulationen verschwenden sollten.«
Aber davon wollte Sarah nichts wissen. »Wie kommst du auf zweihundert Millionen, Norman?« fragte sie. »Erstens sind nur Bürger zwischen zwanzig und sechzig Jahren wahlberechtigt, und zweitens sind es nur Männer. Die Chancen stehen also höchstens fünfzig Millionen zu eins. Und dann, wenn es wirklich Indiana wird…«
»Stehen sie vielleicht eineinhalb Millionen zu eins. Sicher würdest du nicht wollen, daß ich beim Pferderennen auf eine solche Chance setze, nicht wahr? Laß uns jetzt essen.«
Matthew murmelte hinter seiner Zeitung: »Verdammter Unfug!«
Am 20. Oktober verkündete Sarah, daß Mrs. Schultz, deren Kusine Sekretärin eines Kongreßabgeordneten war, gesagt habe, alle maßgebenden Leute tippten auf Indiana. »Sie behauptet sogar, daß Präsident Villers in Indianapolis eine Rede halten wird.«
Norman Muller, der einen harten Tag im Geschäft hinter sich hatte, beschränkte sich darauf, die Augenbrauen hochzuziehen.
Matthew Hortenweiler, der mit der Politik Washingtons ständig unzufrieden war, sagte bissig: »Wenn Villers in unserem Staat eine Rede hält, bedeutet es, daß er glaubt, Multivac wird sich für Arizona entscheiden.«
Sarah, die ihren Vater ignorierte, wann immer es möglich war, sagte: »Ich weiß nicht, warum sie den Staat, den Bezirk und die Stadt nicht früher bekanntgeben. Dann hätten wenigstens die Leute in den anderen Gebieten ihre Ruhe.«
»Wenn sie so etwas täten«, entgegnete Norman, »würden die Politiker wie Aasgeier ausschwärmen. Sobald der Name der Stadt bekannt wäre, hätten wir an jeder Straßenecke einen oder zwei Abgeordnete stehen.«
Matthew kniff die Augen zusammen und strich sich ärgerlich über sein spärliches graues Haar. »Sie sind Aasgeier, da hast du recht. Ich will
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