Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
leuchtenden Glänze des kristallartigen Bodens abhob.
»Ich sehe ihn«, brüllte er. »Los, gehen wir!«
Powell hatte sich wieder auf den Schultern des Robots niedergelassen. Seine durch das Material des Anzugs bedeckte Hand schlug gegen die faßartige Brust dieses modernen Gargantua.
»Hü – los, geh!«
»Hü!« brüllte auch Donovan und stieß den Robot mit den Absätzen in die Seite, als spornte er sein Pferd.
Die Robots begannen sich zu bewegen. Das regelmäßige Tappen ihrer Schritte war unhörbar, da das nichtmetallische Gewebe der Isolieranzüge schallundurchlässig war. Was man spürte, war nichts als eine rhythmische Vibration, die sich gerade unterhalb der Schwelle tatsächlicher Hörbarkeit befand.
»Schneller«, brüllte Donovan. Der Rhythmus änderte sich nicht.
»Hat keinen Sinn«, brüllte Powell als Antwort. »Diese Alteisenhaufen sind lediglich für eine einzige Geschwindigkeit eingerichtet. Glaubst du vielleicht, die seien mit auswählbaren Beugemuskeln ausgestattet?«
Sie waren nun aus dem Schatten hinausgetreten. Das Sonnenlicht überflutete sie mit einem weißglühenden Strom und umspülte sie, als wäre es eine flüssige Masse.
Donovan duckte sich unwillkürlich. »Menschenskind, bilde ich mir’s ein oder ist es vielleicht tatsächlich so heiß?«
»Heiß – das ist noch gar nichts. In ein paar Augenblicken wird es dir noch viel heißer werden«, kam die grimmige Antwort. »Behalte Speedy im Auge!«
Robot SPD 13 war nun nahe genug, daß man ihn in allen Einzelheiten erkennen konnte. Blitzende Lichter spiegelten sich in seinem stromlinienförmigen Körper, der sich graziös und schnell über den zerklüfteten Boden bewegte. Sein Name war natürlich von den Anfangsbuchstaben seiner Serie abgeleitet. Dennoch paßte er in jeder Beziehung, denn Speedy heißt ›schnell‹ und die SPD-Modelle gehörten zu den schnellsten Modellen, die überhaupt von der United States Robot and Mechanical Men Corp. hergestellt wurden.
»He – Speedy!« rief Donovan und winkte wie wild.
»Speedy«, schrie Powell. »Komm hierher!«
Die Entfernung zwischen den Männern und dem herumirrenden Robot verminderte sich augenblicklich – allerdings mehr durch die Bemühungen Speedys als durch das Dahertrotten der fünfzig Jahre alten ›Rosinanten‹ Donovans und Powells.
Nun waren sie nahe genug, um zu erkennen, daß Speedys Gangart eigenartig schwankend war. Es war, als schaukelte er auf eigenartige Weise von Seite zu Seite. Als dann Powell wiederum winkte und die größtmögliche Sendeenergie in seinem kompakten Radiosender, der sich auf seinem Kopfe befand, einschaltete – und zwar als Vorbereitung für ein neues Rufen oder besser Brüllen –, schaute Speedy auf und sah sie.
Mit einem Ruck blieb Speedy stehen und verharrte einen Augenblick in dieser Stellung. Er war nicht völlig regungslos, sondern schwankte ein klein wenig, als würde er von einem leichten Winde bewegt.
Powell brüllte: »Also mach keine Geschichten, Speedy! Komm hierher, mein Junge!«
Worauf zum ersten Male Speedys Robotstimme in Powells Kopfhörern ertönte.
Sie sagte: »Wir wollen Spielchen spielen. Du fängst mich und ich fange dich. Keine Liebe kann unser Messer in zwei Teile schneiden. Denn ich bin klein Butterblümchen – das liebe, kleine Butterblümchen. Juchhe!« Und indem er sich auf dem Absatz umdrehte, rannte er in der Richtung davon, aus der er gekommen war, und zwar mit einer Geschwindigkeit und Kraft, daß der von der Hitze festgebackene Boden nur so nach allen Seiten spritzte.
Und seine letzten Worte waren, ehe er immer kleiner und kleiner wurde: »Eine kleine Blume wuchs unterm Eichenbaum«, welcher Äußerung ein metallisches Klirren folgte, was vielleicht das robotische Gegenstück zu einem Schlucker war.
Donovan sagte schwach: »Woher hat er nur die Gilbert- und Sullivan-Verse? He Greg – ich glaube, er ist betrunken oder so was ähnliches.«
»Mensch«, sagte Greg, »du merkst aber auch alles. Laß uns zur Klippe zurückgehen! Sonst werde ich noch bei lebendigem Leibe geröstet.«
Es war Powell, der das Schweigen der Verzweiflung brach. »Zunächst«, sagte er, »ist Speedy nicht betrunken… zum mindesten nicht im menschlichen Sinn des Wortes…, weil er ja ein Robot ist, und Robots werden nicht betrunken. Immerhin, etwas stimmt mit ihm nicht, und dieses Etwas ist ganz offenbar das robotische Gegenstück menschlicher Betrunkenheit.«
»Für mich ist er betrunken«, stellte Donovan emphatisch fest.
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