Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
aber Powell versuchte es trotzdem. »Ich habe keine Ahnung, Mike. Du weißt, daß er konstruktionsmäßig völlig auf die Merkurumgebung eingestellt ist. Hitze bedeutet für ihn gar nichts und seine Ausrüstung trägt sowohl der kleineren Schwerkraft, als auch dem zerklüfteten Boden Rechnung. Er ist hundertprozentig ›idiotensicher‹ – zum mindesten sollte er es sein.«
Es wurde still. Dieses Mal dauerte das Schweigen lange Zeit.
»Meister«, sagte der Robot, »wir sind angekommen.«
»Was?« Powell fuhr aus seinem Dösen auf. »Schön – also schaff uns raus ins Freie, hinaus auf die Oberfläche.«
Sie befanden sich in einer winzigen, leeren, luftlosen und verfallenen Nebenstelle. Donovan war damit beschäftigt, mit Hilfe seiner Taschenlampe ein zackiges Loch im oberen Bereich einer der Wände zu untersuchen.
»Wohl durch einen Meteoriten verursacht, was?« fragte er.
Powell zuckte mit den Schultern. »Ist doch ganz unwichtig. Machen wir, daß wir hier herauskommen!«
Eine hochaufragende Klippe aus schwarzem, basaltartigem Gestein schnitt das Sonnenlicht ab, und der tiefe Nachtschatten einer luftlosen Welt umgab sie. Dieser Schatten brach mit messerscharfer Plötzlichkeit inmitten fast unerträglich weißen Lichtes ab – eines Lichtes, das sich in Myriaden von Kristallen auf dem felsigen Boden spiegelte.
»Zum Donnerwetter«, rief Donovan fast atemlos, »das sieht wie Schnee aus.« Und so war es auch.
Powell ließ seine Blicke über das zerklüftete Glitzern Merkurs bis zum Horizont hin wandern. Das Leuchten und Glänzen, das seine Augen traf, wirkte wie ein körperlicher Schmerz.
»Dies hier muß eine ganz außergewöhnliche Gegend sein«, sagte er. »Im allgemeinen reflektiert der Merkur nicht viel Licht und in der Hauptsache besteht sein Boden aus grauem Bimsstein. So ungefähr wie auch beim Mond. Schön ist das hier, was?«
Er war dankbar für die Lichtfilter, die sich in ihren Gesichtsplatten befanden. Schön oder nicht schön – ein Blick ins Sonnenlicht durch gewöhnliches Glas hätte sie innerhalb einer halben Minute blind gemacht.
Donovan war damit beschäftigt, seinen Federthermometer zu betrachten, der an seinem Handgelenk befestigt war. »Du guter Gott, die Temperatur beträgt hier achtzig Grad Celsius!«
Powell kontrollierte sein eigenes Instrument. »Mhm«, sagte er. »Bißchen viel, was? Hier gibt’s Atmosphäre, wie du weißt.«
»Auf dem Merkur? Bist du verrückt?«
»Der Planet Merkur ist nicht wirklich luftlos«, erklärte Powell etwas geistesabwesend. Er war dabei, den Feldstecher, der an seiner Gesichtsplatte befestigt war, einzustellen. Seine durch den Isolieranzug verdickten Finger taugten schlecht zu feiner Arbeit. »Eine kleine Spur hängt an seiner Oberfläche – Dämpfe der flüchtigeren Elemente und Verbindungen, die im Hinblick auf die kleine Schwerkraft des Planeten schwer genug sind, um hier zu bleiben. Du weißt das ja alles – Stoffe wie Selen, Jod, Quecksilber, Gallium, Kalium, Wismut, flüchtige Oxyde. Die Dämpfe strömen in den Schatten von Felsen und Bergen, wo sie sich niederschlagen, kondensieren und dabei Wärme abgeben. Dies ist eine Art gigantischer Brennerei. Es ist in der Tat so, daß du – wenn du deine Taschenlampe nimmst und mit ihr diese Seite der Klippe untersuchst – finden wirst, daß sie mit, sagen wir mal Schwefelreif oder Quecksilbertau überzogen ist. Diese Hitze macht uns aber nichts aus, da unsere Anzüge lächerliche achtzig Grad auf eine unbestimmte Zeit aushalten können.«
Powell hatte jetzt seinen Feldstecher eingestellt und glich nun einer stieläugigen Schnecke.
Donovan beobachtete ihn gespannt. »Kannst du was entdecken?«
Der andere antwortete nicht gleich, und als er es schließlich tat, klang seine Stimme ängstlich und sorgenvoll. »Am Horizont ist ein dunkler Punkt, der vielleicht die Stelle ist, wo sich das Selen befindet. Der Punkt stimmt mit dem auf der Karte überein. Speedy aber kann ich nicht entdecken.«
In dem instinktiven Wunsche, besser zu sehen, kletterte Powell höher hinauf. Schließlich stand er – ein wenig unsicher zwar – auf den Schultern des Robots. Seine Beine waren gespreizt. Angestrengt starrte er in die Ferne. Dann sagte er: »Ich glaube – ich glaube – ja, bestimmt ist er’s! Er kommt in unserer Richtung gelaufen!«
Donovans Blicke folgten dem ausgestreckten Finger. Er hatte keinen Feldstecher, aber deutlich sah er einen winzigen, sich bewegenden Punkt, der sich schwarz von dem
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