Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
enger sein.
Der Raum machte fast den Eindruck, als sei eine menschliche Zusammenkunft geplant, die für Multivision aufgezeichnet werden sollte. Einen flüchtigen Moment lang bildete sich Bakst ein, Multivac würde Menschengestalt annehmen.
Er tat es natürlich nicht. Das leise, flüsternde Geräusch erfüllte den Raum, das ein Beweis für Multivacs unaufhörliches Wirken war. Nach einem Moment wurde es von Multivacs Stimme übertönt.
Es war nicht seine übliche Stimme. Es war eine ausgeglichene Stimme, ruhig, klangvoll, einschmeichelnd und ganz aus der Nähe kommend.
»Guten Tag, Bakst. Herzlich willkommen. Deine Mitmenschen lehnen dich ab.«
Nie Umschweife, dachte Bakst.
»Das macht nichts, Multivac«, sagte Bakst. »Ich akzeptiere deine Beschlüsse, weil diese dem Wohle der Menschheit dienen, und das ist es, was zählt. Bereits in den primitiven Versionen deiner selbst warst du dazu angelegt und…«
»Und meine Selbstverbesserungen haben dasselbe Ziel verfolgt. Wenn du das verstehst, warum verstehen es so wenig Menschen? Ich habe die Analyse dieses Phänomens noch nicht ganz zum Abschluß gebracht.«
»Ich bin mit einem Problem zu dir gekommen«, sagte Bakst.
»Sprich es aus.«
»Ich habe viel Zeit damit verbracht, mathematische Probleme zu beleuchten, die sich aus der Studie der Gene und ihren Kombinationsmöglichkeiten ergaben. Ich finde die nötigen Lösungen nicht, und der Heimcomputer ist mir keine Hilfe.«
Ein seltsames Klicken folgte. Bakst schauderte zusammen. Der plötzliche Gedanke drängte sich ihm auf, daß Multivac ein Lachen hinuntergeschluckt hatte. Nicht einmal er, Bakst, war bereit, eine so menschliche Reaktion zu akzeptieren.
»Die menschliche Zelle setzt sich aus Tausenden von Genen zusammen«, sagte Multivac. »Jedes Gen tritt in durchschnittlich fünfzig Variationen auf, wobei die Anzahl der unterschiedlichen Gene nicht bekannt ist. Falls ich versuchen sollte, alle Kombinationsmöglichkeiten zu berechnen, würde allein deren Aufstellung bei Höchstgeschwindigkeit die längste im Universum mögliche Lebensdauer in Anspruch nehmen und wäre dann immer noch lediglich ein Bruchteil der Gesamtzahl.«
»Eine lückenlose Aufstellung ist nicht nötig«, sagte Bakst. »Das gerade ist der springende Punkt meines Spiels. Gewisse Kombinationen sind wahrscheinlicher als andere, und die Aufgabe kann enorm vereinfacht werden, wenn man Wahrscheinlichkeit auf Wahrscheinlichkeit stützt. Ich wollte dich bitten, mir beim Aufbau dieses Gebäudes von Wahrscheinlichkeiten zu helfen.«
»Auch das nimmt immer noch sehr viel Zeit in Anspruch«, sagte Multivac. »Wie soll ich das vor mir verantworten?«
Bakst zögerte. Überredungskünste waren hier fehl am Platz. Bei Multivac war Offenheit der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten.
»Durch eine angemessene Kombination von Genen«, sagte er, »könnte ein Mensch geschaffen werden, der dir Entscheidungen bereitwilliger überläßt, der glaubt, daß du den Menschen glücklich machen willst, und erpicht darauf ist, glücklich zu sein. Ich kann die entsprechende Kombination nicht finden, aber vielleicht findest du sie, und mit Hilfe gezielter genetischer Manipulationen…«
»Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Die Idee ist gut. Ich werde ihr einige Zeit widmen.«
Bakst hatte Schwierigkeiten, sich in Noreens private Wellenlänge einzuschalten. Dreimal brach die Verbindung ab. Er war nicht erstaunt darüber. In den letzten zwei Monaten war eine steigende Tendenz technischer Schnitzer zu verzeichnen gewesen. Es hatte sich in keinem der Fälle um gravierende oder lang anhaltende Fehlleistungen gehandelt, doch jede einzelne hatte Bakst mit einer Art Schadenfreude registriert.
Jetzt kam die Verbindung zustande. Noreens Gesicht tauchte auf. Das dreidimensionale Bild flackerte einen Moment lang, dann blieb es stehen.
»Hiermit rufe ich zurück«, sagte Bakst mit stumpfer, unpersönlicher Stimme.
»Ich dachte schon, ich erreiche dich überhaupt nicht mehr«, sagte Noreen. »Wo bist du denn gewesen?«
»Nicht im verborgenen. Ich bin hier, in Denver.«
»Was machst du denn in Denver?«
»Die Welt gehört mir, Noreen. Ich kann mich aufhalten, wo ich will.«
Sie zog die Mundwinkel nach unten. »Und es überall gleich leer finden«, sagte sie. »Wir werden dir den Prozeß machen, Ron.«
»Jetzt?«
»Ja, jetzt.«
»Hier?«
»Ja, hier.«
Das Bild hinter Noreen nahm immer mehr Tiefe an und verbreiterte sich zu beiden Seiten. Bakst zählte ab. Sie
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