Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
plötzlich kompliziert geworden sind?«
Keiner sagte etwas.
»Ihr schweigt?« Bakst lächelte. »Darf ich daraus schließen, daß ihr meiner Meinung seid?«
»Falls ja, was dann?«
»Multivac hat all seine nicht beanspruchten Schaltkreise für die Lösung des Problems eingesetzt. Er hat ein Minimum an Leistung auf die Führung dieser Welt verschwendet, weil – seiner Ethik entsprechend – nichts dem Wohle des Menschen im Weg stehen darf und weil dieses Wohl und die Zufriedenheit des Menschen noch gesteigert werden können, wenn dieser Multivac voll akzeptiert.«
»Was soll das alles heißen?« fragte Noreen. »In Multivac steckt immer noch genug Leistung zur Führung dieser Welt. Falls diese Führung jedoch nicht mit vollem Einsatz geschieht, macht das unsere Sklaverei momentan unangenehmer, als sie es bereits ist. Aber nur momentan, denn lange wird dieser Zustand nicht anhalten. Früher oder später wird Multivac nämlich feststellen, daß das Problem nicht zu lösen ist, oder er wird es gelöst haben. In beiden Fällen werden damit die Vorkommnisse, die wir in den letzten zwei Monaten verzeichnen mußten, ein Ende haben. Tritt aber der zweite Fall ein, so wird für immer und unwiederbringlich Sklaverei herrschen.«
»Aber vorerst einmal ist Multivac abgelenkt«, sagte Bakst. »Wir können uns über ein höchst gefährliches Thema unterhalten, und er merkt es nicht einmal. Ich wage es jedoch nicht, mich zu lange auf seine Unachtsamkeit zu verlassen, also versucht, mich schnell zu verstehen. Ich arbeite an einem weiteren mathematischen Spiel – an der Aufstellung eines Netzwerkes, das dem des Multivac entspricht. Ich habe bereits herausfinden können, daß bei aller Kompliziertheit und Weitschweifigkeit des Netzwerkes alle Impulse unter gewissen Bedingungen in wenigstens einem Punkt zusammenlaufen. Wird dieser Punkt störend beeinflußt, ist das Fiasko komplett.«
»Und?«
»Und das ist der springende Punkt – ich bin mir des Doppelsinns durchaus bewußt. Aus welchem Grund soll ich denn sonst nach Denver gekommen sein? Das weiß auch Multivac, und der eben erwähnte Punkt ist elektronisch und von Robotern so abgeschirmt, daß er nicht störend beeinflußt werden kann.«
»Und?«
»Multivac ist abgelenkt und vertraut mir. Ich habe alles daran gesetzt, um dieses Vertrauen zu erwerben. Ich habe sogar meine Freundschaft mit euch aufs Spiel gesetzt und habe sie auch prompt verloren. Wenn einer von euch es wagen sollte, sich diesem bewußten Punkt auch nur zu nähern, würde Multivac wahrscheinlich aus seiner momentanen Abwesenheit auftauchen. Wenn Multivac nicht abgelenkt wäre, dürfte wahrscheinlich nicht einmal ich mich diesem Punkt nähern. Aber Multivac ist abgelenkt, und daher muß ich es tun.«
Bakst ging mit ruhigen Schritten auf das konvergierende Gitter des Multivac zu, und die vierzehn Bilder, die mit ihm in Kontakt waren, gingen mit ihm. Das leise Surren eines vollbeschäftigten Multivac hüllte sie ein.
»Wieso einen Gegner angreifen wollen, der nicht verletzbar ist?« sagte Bakst. »Man muß ihn erst einmal verletzbar machen, und dann…«
Bakst zwang sich, Ruhe zu bewahren. Alles hing von ihm ab. Alles! Mit einer schnellen Bewegung unterbrach er einen Kontakt.
Wenn er doch nur noch mehr Zeit gehabt hätte, um sich absolut sicher zu sein!
Bakst hielt die Luft an, bis er merkte, daß das Surren verklungen war.
Wenn es nicht im nächsten Moment wieder einsetzte, hatte er den richtigen, den einzig möglichen Punkt getroffen, und ein Wiederaufleben des Multivac war nicht möglich. Wenn er nicht im nächsten Moment von Robotern angegriffen werden würde…
Bakst drehte sich in der anhaltenden Stille um.
Die Roboter in der Ferne standen still. Nicht einer kam auf ihn zu.
Die Bilder der vierzehn Männer und Frauen des Kongresses waren noch anwesend. Sie waren starr.
»Multivac ist tot«, sagte Bakst. »Er kann nicht repariert und nicht rekonstruiert werden. Seit ich euch verließ, habe ich auf diesen Moment hingearbeitet. Als Hines seine Wahnsinnstat begangen hatte, habe ich gefürchtet, daß Multivac seine Schutzmaßnahmen verstärken würde, daß nicht einmal ich – ich mußte mich beeilen – ich wußte nicht mit Sicherheit…« Er rang nach Luft, nach Selbstbeherrschung.
»Ich habe uns die Freiheit geschenkt«, setzte er schließlich hinzu.
Die Stille schien immer lauter zu werden. Vierzehn Bilder starrten ihn an, keiner der vierzehn Männer und Frauen sagte etwas.
»Ihr habt doch
Weitere Kostenlose Bücher