Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
was den hungrigen Menschen zum Wahnsinn treibt.«
»Ich bin völlig Ihrer Meinung«, sagte Affare kühl, »aber wir können die Welt nicht so haben, wie wir sie haben wollen. Wir müssen uns mit den gegebenen Tatsachen herumschlagen.«
»Dann betrachten Sie bitte auch mich als eine gegebene Tatsache«, sagte Dr. Rodman. »Sie wollen, daß ich Ihnen die nötigen LP Moleküle liefere – und ich werde das nicht tun. Ich rühre in dieser Richtung keinen Finger.«
»Dann«, sagte Affare, »sind Sie ein größerer Massenmörder, als ich es in Ihren Augen bin. Ich bin jedoch überzeugt davon, daß Sie Ihre Meinung ändern werden, wenn Sie die Sache gründlich durchdacht haben.«
Dr. Rodman wurde fast täglich von Regierungsvertretern aufgesucht. Alle waren wohlgenährt. Der Umstand, daß diese wohlgenährten Menschen über nichts anderes sprachen als über die Notwendigkeit, die Hungernden umzubringen, fiel Rodman immer mehr auf die Nerven.
»Würden Sie eine Rinderherde«, sagte zum Beispiel der Landwirtschaftsminister zu ihm, »die von Maul- und Klauenseuche befallen ist, nicht lieber ausrotten, als das Risiko zu laufen, daß sich die Seuche auf andere Herden verbreitet?«
»Menschen sind keine Viecher«, entgegnete Rodman. »Und Hunger ist nicht ansteckend.«
»O doch«, sagte der Minister. »Und das ist ja gerade der springende Punkt. Falls wir die Überbevölkerung nicht reduzieren, wird sich der Hunger auf Gebiete verlagern, die bis dahin noch nicht von ihm befallen waren. Sie dürfen sich nicht weigern, uns zu helfen.«
»Wollen Sie mich dazu zwingen? Und wenn ja – wie? Durch Folter vielleicht?«
»Wir würden Ihnen kein Haar krümmen. Dazu sind Sie uns viel zu wertvoll. Aber man kann Ihnen die Lebensmittelmarken nehmen.«
»Durch das Aushungern meiner Person würden Sie mir mehr als ein Haar krümmen.«
»Was Ihnen nichts ausmachen würde, sowie ich Sie kenne. Wenn wir bereit sind, einige Milliarden Menschen zu töten, um die Menschheit zu retten, dann schrecken wir bestimmt nicht davor zurück, auch die Lebensmittelmarken Ihrer Tochter, Ihres Schwiegersohns und Ihres Enkels einzuziehen.«
Dr. Rodman schwieg.
»Wir lassen Ihnen Zeit, es sich zu überlegen«, fuhr der Landwirtschaftsminister fort. »Wir wollen Ihrer Familie kein Leid antun, aber werden es tun, falls Sie uns dazu zwingen. Sie haben eine Woche Zeit. Am nächsten Donnerstag tritt das Komitee zusammen, und man wird Ihnen den Auftrag erteilen, das Projekt in Gang zu bringen. Einen weiteren Aufschub gibt es nicht.«
Die Sicherheitsmaßnahmen wurden verdoppelt, und Dr. Rodman war ein Gefangener in seinem eigenen Labor. Eine Woche später kamen alle fünfzehn Mitglieder des Weltkomitees für Ernährungsfragen und ein paar Vertreter der Regierung zu ihm. Die Verhandlungen fanden im Konferenzraum des Biochemischen Forschungszentrums statt, das aus öffentlichen Mitteln erstellt worden war.
Vier Stunden lang wurde geredet und geplant. Man stellte Fragen, und Dr. Rodman beantwortete sie. Die Frage, ob er zur Mitarbeit bereit sei, stellte man ihm nicht. Man setzte sein Einverständnis voraus.
»Ihr Projekt wird in keinem Fall funktionieren«, sagte Dr. Rodman schließlich. »Kurz nachdem eine Ladung Getreide in einer bestimmten Region zur Verteilung gekommen ist, sterben Millionen von Menschen. Glauben Sie vielleicht, daß diejenigen, die überleben, nicht die richtigen Schlüsse ziehen und sich mit Atomwaffen revanchieren werden?«
»Wir können diese Möglichkeit nicht ausschalten«, sagte Affare, der Dr. Rodman direkt gegenüber saß. »Glauben Sie vielleicht, wir verbringen Jahre damit, das Projekt zu planen, und überlegen dabei nicht, wie die Reaktion der betroffenen Gebiete aussehen könnte?«
»Erwarten Sie etwa, daß man Ihnen dankbar ist?« fragte Dr. Rodman verbittert.
»Die einzelnen Gebiete werden nicht wissen, daß sie vom Projekt Auslese betroffen sind. Nicht alle Zufuhren von Getreide werden mit LP infiziert sein. Wir werden uns auf kein Gebiet konzentrieren. Wir werden dafür sorgen, daß auch örtlich angebautes Getreide infiziert wird. Dazu kommt, daß ja nicht alle Menschen sterben werden, und von denen, die sterben, sterben nicht alle zur gleichen Zeit. Einige, die viel von dem infizierten Getreide zu sich genommen haben, sterben überhaupt nicht, und einige, die wenig davon zu sich genommen haben, sterben sofort – alles hängt von der Struktur ihrer Membranen ab. Wie eine Seuche wird es aussehen.«
»Und
Weitere Kostenlose Bücher