Foundation 02: Die Stahlhöhlen
Baley – wenigstens für jemanden, der
diese Tatsache kannte.
»Veranlasse, daß ich mit dem Arzt verbunden werde, der
im Augenblick deinen Herrn sichtet«, sagte er. »Und
unterdessen möchte ich einen anderen Roboter sprechen, der mir
erklärt, wie das Wasserreservoir funktioniert. Ich möchte
über die Wasserversorgung hier Bescheid wissen.«
Der Arzt stand kurz darauf zur Verfügung. Er war der
älteste Spacer, den Baley je gesehen hatte, und das bedeutete,
wie Baley dachte, daß er möglicherweise über
dreihundert Jahre alt war. Die Venen standen auf seinen Händen
hervor, und sein kurzgestutztes Haar war schlohweiß. Er hatte
die Angewohnheit, mit dem Fingernagel gegen seine Schneidezähne
zu klopfen und dabei ein klickendes Geräusch zu erzeugen, das
Baley lästig fand. Er nannte sich Altim Thool.
»Glücklicherweise hat er einen großen Teil der
Dosis wieder erbrochen«, sagte der Arzt. »Trotzdem kann es
sein, daß er nicht überlebt. Wirklich eine tragische
Geschichte.« Er seufzte schwer.
»Um welches Gift handelte es sich denn, Doktor?« fragte
Baley.
»Das weiß ich leider nicht.«
(Klick-klick-klick.)
»Was?« sagte Baley. »Wie behandeln Sie ihn denn
dann?«
»Durch direkte Stimulation des Neuromuskular-Systems, um eine
Lähmung zu verhindern. Aber abgesehen davon lasse ich der Natur
ihren Lauf.« Sein Gesicht mit der etwas gelblichen Haut, die wie
etwas abgewetztes Leder höchster Qualität aussah, hatte
einen bittenden Ausdruck. »Wir haben mit solchen Dingen sehr
wenig Erfahrung. Ich kann mich in mehr als zweihundert Jahren meiner
Praxis nicht an einen ähnlichen Fall dieser Art
erinnern.«
Baley starrte den Arzt voller Verachtung an. »Sie wissen
doch, daß es so etwas wie Gifte gibt, oder?«
»O ja.« (Klickklick). »Allgemeines
Wissen.«
»Sie haben Nachschlagewerke auf Buchfilm, wo Sie sich Wissen
verschaffen können.«
»Das würde Tage in Anspruch nehmen. Es gibt zahlreiche
mineralische Gifte. In unserer Gesellschaft verwenden wir
Insektizide, und es ist auch keineswegs unmöglich, sich
bakterielle Toxine zu verschaffen. Selbst wenn das alles in den
Filmen beschrieben wäre, würde es viel zu lange dauern, um
die Anlagen bereitzustellen und die Techniken zu entwickeln, um die
Gifte nachzuweisen.«
»Wenn auf Solaria niemand Bescheid weiß«, sagte
Baley grimmig, »würde ich vorschlagen, daß Sie mit
einer der anderen Welten Verbindung aufnehmen und es dort
herausfinden. Unterdessen sollten Sie vielleicht das Reservoir in
Gruers Villa nach Gift untersuchen lassen. Gehen Sie persönlich
hin, wenn es sein muß, und tun Sie es.«
Baley bedrängte damit einen ehrwürdigen Spacer auf recht
unsanfte Art, kommandierte ihn herum wie einen Roboter und bemerkte
gar nicht, wie ungewöhnlich das war. Der Spacer protestierte
auch gar nicht, sondern meinte nur etwas unsicher: »Wie konnte
das Reservoir denn vergiftet sein? Ich bin ganz sicher, daß das
unmöglich ist.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht«, pflichtete Baley ihm
bei. »Aber Sie sollten es trotzdem überprüfen, um
sicherzugehen.«
Das Reservoir war in der Tat eine sehr entfernte Möglichkeit.
Der Roboter hatte ihnen die Anlage erklärt, und Baley
wußte jetzt, daß es sich um ein typisches Exemplar
solarianischer Selbstversorgung handelte. Es konnte aus beliebigen
Quellen Wasser aufnehmen, das dort nach Bedarf konditioniert wurde.
Die Mikroorganismen wurden entfernt und unbelebte organische Materie
eliminiert. Dann wurde das Wasser hinreichend belüftet, und man
fügte ihm verschiedene Ionen zu, und zwar in genau den
Spurenmengen, die für die Bedürfnisse des menschlichen
Körpers notwendig waren. Es war sehr unwahrscheinlich, daß
irgendein Gift die zahlreichen Regelmechanismen würde
überleben können.
Aber wenn es gelang, eindeutig festzustellen, daß das
Reservoir nicht vergiftet war, würde immerhin der Zeitfaktor
klar sein. Es würde dann nur noch um die Stunde vor der Mahlzeit
gehen, in der der Krug mit Wasser (frei der Luft ausgesetzt,
dachte Baley etwas säuerlich) dank Gruers Idiosynkrasie sich
langsam erwärmte.
Aber Dr. Thool meinte jetzt mit gerunzelter Stirn: »Aber wie
sollte ich denn das Reservoir überprüfen?«
»Jehoshaphat! Nehmen Sie sich irgendein Tier mit. Injizieren
Sie etwas von dem Wasser aus dem Reservoir in seine Venen oder lassen
Sie es welches trinken. Gebrauchen Sie doch Ihren Kopf, Mann! Und tun
Sie dasselbe mit dem restlichen Wasser in dem Krug. Und wenn das
vergiftet ist, wie es ja
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