Foundation 02: Die Stahlhöhlen
sagte
Daneel.
Als sie ankamen, war ihr Tisch gedeckt, und in den Tellern dampfte
eine dunkelbraune Suppe, in der gewürfelte Fleischstücke
schwammen. In der Mitte des Tisches wartete ein großes
Stück Geflügelbraten darauf, angeschnitten zu werden.
Daneel redete kurz mit dem Servier-Roboter, worauf die zwei Gedecke
schnell und ohne das sonstige Arrangement zu stören, an dasselbe
Ende der Tafel gezogen wurden.
Als wäre das ein Signal, schien die gegenüberliegende
Wand sich nach außen zu schieben, der Tisch schien sich zu
verlängern, und Gladia saß am gegenüberliegenden
Ende. Der eine Raum schloß sich so elegant an den anderen, der
eine Tisch so sauber an den anderen an, daß man, abgesehen von
den unterschiedlichen Mustern des Wand- und Bodenbelags und des
unterschiedlichen Geschirrs, leicht hätte glauben können,
daß sie tatsächlich miteinander speisten.
»So«, sagte Gladia befriedigt. »Ist das nicht
behaglich?«
»Ja, durchaus«, sagte Baley. Er kostete vorsichtig an
seiner Suppe, stellte fest, daß sie ihm schmeckte und
schöpfte sich nach. »Sie wissen doch, was mit Agent Gruer
passiert ist?«
Die Sorge umschattete sofort ihr Gesicht, und sie legte den
Löffel weg. »Ist es nicht schrecklich? Der arme
Hannis!«
»Sie gebrauchen seinen Vornamen. Kennen Sie ihn
näher?«
»Ich kenne fast alle wichtigen Leute auf Solaria. Die meisten
Solarianer kennen einander. Natürlich.«
In der Tat, natürlich. Wie viele gab es denn auch schon von
ihnen?
»Dann kennen Sie vielleicht auch Dr. Altim Thool«, sagte
Baley. »Er kümmert sich um Gruer.«
Gladia lachte leise. Ihr Servier-Roboter schnitt ihr das Fleisch
und fügte ein paar kleine, angeröstete Kartoffeln und ein
paar Karottenstücke hinzu. »Natürlich kenne ich ihn.
Er hat mich behandelt.«
»Wann hat er Sie behandelt?«
»Gleich, nachdem… nach den Schwierigkeiten. Das mit
meinem Mann, meine ich.«
Baley sah sie erstaunt an. »Ist er der einzige Arzt auf dem
ganzen Planeten?«
»O nein!« Einen Augenblick lang bewegten sich ihre
Lippen stumm, als zählte sie. »Es gibt wenigstens zehn. Und
dann weiß ich noch von einem jungen Mann, der Medizin studiert.
Aber Dr. Thool ist einer der besten. Er hat die größte
Erfahrung. Der arme Dr. Thool.«
»Warum arm?«
»Nun, Sie wissen schon, was ich meine. Ist doch ein
scheußlicher Beruf, wenn man Arzt ist. Manchmal muß man
die Leute sehen, wenn man Arzt ist, ja sogar sie berühren. Aber Dr. Thool scheint sich damit abgefunden zu
haben. Und wenn er das Gefühl hat, daß es nicht anders
geht, sieht er die Leute auch. Er hat mich seit meiner Kindheit
behandelt und war immer so freundlich und so nett. Und ich glaube
ehrlich, daß es mir fast nichts ausmachen würde, wenn er
mich sehen müßte. Dieses letzte Mal beispielsweise hat er
mich gesehen.«
»Nach dem Tod Ihres Mannes, meinen Sie?«
»Ja. Sie können sich ja vorstellen, wie ihm zumute war,
als er den Leichnam meines Mannes und mich dort liegen sah.«
»Man hat mir gesagt, er hätte die Leiche
gesichtet«, sagte Baley.
»Die Leiche schon. Aber nachdem er sich vergewissert hatte,
daß ich noch lebte und nicht in Gefahr war, befahl er den
Robotern, ein Kissen unter meinen Kopf zu schieben, mir irgendeine
Injektion zu geben und dann zu verschwinden. Er ist per Jet
herübergekommen. Wirklich! Per Jet! Es hat weniger als eine
halbe Stunde gedauert, und er hat sich um mich gekümmert und
dafür gesorgt, daß alles in Ordnung war. Ich war so
benommen, als ich zu mir kam, daß ich sicher war, ich
würde ihn nur sichten, verstehen Sie? Und erst als er mich
berührte, wußte ich, daß wir einander sahen. Und da
habe ich natürlich geschrien. Der arme Dr. Thool! Ihm war das
schrecklich peinlich! Aber ich weiß, daß er es gut
gemeint hat.«
Baley nickte. »Ich nehme an, man braucht auf Solaria nicht
oft Ärzte?«
»Das will ich doch hoffen.«
»Ich weiß, daß es hier praktisch keine
Bakterienkrankheiten gibt. Was ist denn mit
Stoffwechselstörungen? Arteriosklerose? Diabetes? Solche
Dinge?«
»Das gibt es gelegentlich. Und dann ist es ziemlich schlimm.
Die Ärzte können solchen Leuten das Leben im physischen
Sinne etwas lebenswerter machen; aber das ist ja das
Wenigste.«
»Oh?«
»Natürlich. Das bedeutet, daß bei der Gen-Analyse
ein Fehler gemacht wurde. Sie glauben doch bestimmt nicht, wir
würden absichtlich zulassen, daß sich Defekte wie Diabetes
entwickeln. Jeder, der solche Symptome entwickelt, muß sich
einer sehr
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