Foundation 02: Die Stahlhöhlen
Bevölkerungsdaten der Äußeren Welten
studiert. Zunächst einmal hat man den positronischen Roboter
seit seiner Erfindung überall immer intensiver
eingesetzt.«
»Aber nicht auf der Erde«, wandte Baley ein.
»Aber, aber! Ich weiß nicht sehr viel über Ihre
Erde, aber mir ist immerhin bekannt, daß die Roboter gerade
dabei sind, Eingang in Ihre Wirtschaft zu finden. Sie und
Ihresgleichen leben in großen Cities und lassen den
größten Teil Ihrer Planetenoberfläche unbewohnt. Wer
betreibt also Ihre Farmen und Bergwerke?«
»Roboter«, gab Baley zu. »Aber wenn wir schon davon
sprechen, Doktor – schließlich waren es Erdenmenschen, die
den positronischen Roboter ursprünglich erfunden
haben.«
»Haben sie das? Sind Sie da sicher?«
»Das können Sie überprüfen. Das ist
so.«
»Interessant. Und doch haben die Roboter dort die geringsten
Fortschritte gemacht.« Der Soziologe überlegte eine Weile
und meinte dann nachdenklich: »Vielleicht kommt das von der
großen Bevölkerung der Erde. Dort würde es
natürlich sehr viel länger dauern. Ja… immerhin haben
Sie selbst in Ihren Cities Roboter.«
»Ja«, sagte Baley.
»Und zwar heute mehr als – sagen wir mal – vor
fünfzig Jahren.«
Baley nickte ungeduldig. »Ja.«
»Dann paßt das schon zusammen. Es ist nur eine Frage
der Zeit – das ist der einzige Unterschied. Roboter neigen dazu,
menschliche Arbeitskräfte zu verdrängen. Die
Roboterwirtschaft bewegt sich immer nur in einer einzigen Richtung.
Mehr Roboter und weniger Menschen. Ich habe die
Bevölkerungsdaten sehr sorgfältig studiert, sie
grafisch dargestellt und ein paar Extrapolationen vorgenommen.«
Er hielt plötzlich überrascht inne. »Aber das ist ja
ein Einsatz der Mathematik in der Soziologie, oder?«
»Ja, allerdings«, sagte Baley.
»Dann hat das vielleicht doch etwas auf sich. Ich muß
gelegentlich darüber nachdenken. Jedenfalls bin ich zu folgenden
Schlüssen gelangt und überzeugt, daß an ihrer
Richtigkeit kein Zweifel besteht. Das Verhältnis zwischen
Robotern und Menschen in jeder Wirtschaftsform, die Roboter-Arbeit
akzeptiert hat, nimmt dauernd zu, und zwar auch dann, wenn Gesetze
erlassen werden, die das verhindern sollen. Das Wachstum wird
verlangsamt, aber nie ganz aufgehalten. Zuerst wächst die
menschliche Bevölkerung; aber die Roboterbevölkerung
wächst viel schneller. Und dann, wenn ein bestimmter kritischer
Punkt erreicht ist…«
Quemot hielt wieder inne und meinte dann: »Mal sehen. Ich
frage mich, ob man den kritischen Punkt exakt bestimmen kann; ob man
ihn wirklich zahlenmäßig definieren kann. Jetzt sind Sie
wieder mit Ihrer Mathematik dran.«
Baley begann unruhig zu werden. »Was passiert denn nach dem
Erreichen des kritischen Punktes, Dr. Quemot?«
»Was? Oh, die menschliche Bevölkerung fängt an zu
schrumpfen. Der Planet nähert sich einer echten
gesellschaftlichen Stabilität. So wird es auf Aurora kommen
müssen. Selbst Ihre Erde wird sich dem nicht entziehen
können. Die Erde braucht vielleicht ein paar Jahrhunderte
länger, aber es ist unvermeidbar.«
»Was verstehen Sie unter gesellschaftlicher
Stabilität?«
»Die Situation hier. Auf Solaria. Eine Welt, in der die
Menschen einzig und allein eine Muße-Klasse sind. Es gibt also
keinen Anlaß, die anderen Äußeren Welten zu
fürchten. Wir brauchen vielleicht nur noch hundert Jahre zu
warten, dann werden sie alle Solarier sein. Ich vermute, daß
das in gewisser Weise das Ende der menschlichen Geschichte sein wird;
zumindest ihre Erfüllung. Endlich, endlich werden alle Menschen
alles haben, was sie je brauchen und wünschen können.
Wissen Sie, es gibt da einen Satz, den ich einmal aufgeschnappt habe;
ich weiß nicht, woher er kommt; irgend etwas vom Streben nach
Glück.«
Und Baley sagte nachdenklich: »Alle Menschen sind von ihrem
Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten
ausgestattet… darunter Leben, Freiheit und das Streben nach
Glück.«
»Genau. Wo kommt das her?«
»Irgendein altes Dokument«, sagte Baley.
»Erkennen Sie, wie das hier auf Solaria verändert wird
und schließlich auch in der ganzen Galaxis? Das Streben wird zu
Ende sein. Die Rechte, die die Menschheit erbt, werden Leben,
Freiheit und Glück sein. Nur das. Glück.«
»Mag sein«, sagte Baley trocken, »aber auf Ihrem
Solaria ist ein Mensch getötet worden, und es kann sein,
daß ein zweiter in Kürze stirbt.«
Fast im gleichen Augenblick, in dem er es gesagt hatte, empfand er
Bedauern, denn Quemots
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