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Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Titel: Foundation 02: Die Stahlhöhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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künftigen
Nutzen gezüchtigt. Ist das nicht die Theorie?«
    »Ah, sein künftiger Nutzen!« Leebigs Augen
leuchteten leidenschaftlich auf, und er schien seinen
Gesprächspartner plötzlich gar nicht mehr zu bemerken und
gesprächiger zu werden. »Ein ganz einfacher Begriff,
könnte man meinen. Wie viele menschliche Wesen sind bereit, um
eines künftigen großen Nutzens willen eine kleine
Unbequemlichkeit in Kauf zu nehmen? Wie lange dauert es denn, um
einem Kind beizubringen, daß das, was jetzt gut schmeckt,
später Magenschmerzen bedeutet, und das, was jetzt schlecht
schmeckt, die Magenschmerzen später beseitigt? Und Sie wollen,
daß ein Roboter das begreift?
    Schmerzen, die ein Roboter einem Kind zufügt, bauen ein
starkes zerstörerisches Potential im Positronengehirn auf. Dem
durch ein Antipotential entgegenzuwirken, das durch die Erkenntnis
künftigen Nutzens ausgelöst wird, erfordert so viele Wege
und Nebenwege, daß die Masse des Positronengehirns um
wenigstens die Hälfte vergrößert wird, wenn man nicht
andere Bahnen opfert.«
    »Dann ist es Ihnen nicht gelungen, einen solchen Roboter zu
bauen«, sagte Baley.
    »Nein. Und es ist auch höchst unwahrscheinlich,
daß es mir gelingen wird. Weder mir noch sonst
jemandem.«
    »Hat Dr. Delmarre zum Zeitpunkt seines Todes ein
Versuchsmodell eines solchen Roboters untersucht?«
    »Nicht eines solchen Roboters. Uns haben andere,
praktischere Dinge ebenfalls interessiert.«
    Baley sagte leise: »Dr. Leebig, ich werde etwas mehr
über Robotik lernen müssen, und ich werde Sie bitten, es
mir beizubringen.«
    Leebig schüttelte heftig den Kopf, und sein
herunterhängendes Augenlid senkte sich noch weiter in der
Karikatur eines Zwinkerns. »Es sollte offenkundig sein,
daß ein Robotikkurs mehr Zeit als nur einen Augenblick
erfordert. Und die Zeit habe ich nicht.«
    »Trotzdem müssen Sie mich unterweisen. Alles hier auf
Solaria ist von dem Geruch nach Robotern durchsetzt. Wenn wir Zeit
brauchen, muß ich Sie mehr denn je sehen. Ich bin ein
Erdenmensch und kann beim Sichten nicht bequem arbeiten oder
denken.«
    Baley hätte nie geglaubt, daß Leebigs starre Haltung
noch starrer werden könnte, und doch tat sie das. »Ihre
Phobien als Erdenmensch interessieren mich nicht«, sagte er.
»Sehen ist unmöglich.«
    »Ich glaube, Sie werden Ihre Meinung ändern, wenn ich
Ihnen sage, weswegen ich Sie in erster Linie konsultieren
möchte.«
    »Das wird keinen Unterschied machen. Nichts kann daran etwas
ändern.«
    »Nein? Dann hören Sie mir gut zu! Ich glaube, daß
das Erste Gesetz der Robotik in der ganzen Geschichte des
positronischen Roboters bewußt falsch zitiert worden
ist.«
    Leebig zuckte zusammen, als hätte ihn plötzlich ein
Krampf erfaßt. »Falsch zitiert? Sie Narr! Sie sind
verrückt! Warum?«
    »Um die Tatsache zu verbergen«, sagte Baley völlig
gefaßt, »daß Roboter imstande sind, einen Mord zu
begehen.«

 
14
EIN MOTIV WIRD AUFGEDECKT
     
     
    Leebigs Mund weitete sich langsam. Zuerst hielt Baley das für
ein Zähnefletschen, entschied sich dann aber mit einiger
Überraschung dafür, daß es der armseligste und
erfolgloseste Versuch eines Lächelns war, den er je gesehen
hatte.
    »Sagen Sie das nicht«, sagte Leebig. »Sagen Sie das
niemals!«
    »Warum nicht?«
    »Weil alles, wirklich alles, und wäre es noch so
unbedeutend, was Mißtrauen gegenüber Robotern erzeugt,
schädlich ist. Das Mißtrauen gegenüber Robotern ist
eine menschliche Krankheit!«
    Es war, als hielte er einem kleinen Kind einen Vortrag. Es war,
als sagte er etwas leise und sanft, das er eigentlich hinausschreien
wollte. Es war, als versuchte er zu überzeugen, wo er doch am
liebsten jede Zuwiderhandlung unter Todesstrafe gestellt
hätte.
    »Kennen Sie die Geschichte der Robotik?« fragte
Leebig.
    »Ein wenig.«
    »Das sollten Sie auf der Erde. Ja. Wissen Sie, daß die
Geschichte der Roboter damit anfing, daß es einen
Frankenstein-Komplex gegen sie gab? Sie waren suspekt. Menschen
mißtrauten und fürchteten Roboter. Das Resultat war,
daß die Robotik fast eine Geheimwissenschaft wurde. Die Drei
Gesetze wurden ursprünglich den Robotern eingebaut, um dieses
Mißtrauen zu überwinden. Und trotzdem ließ die Erde
nie zu, daß sich eine robotische Gesellschaft entwickelte.
Einer der Gründe, weshalb die ersten Pioniere die Erde
verließen, um den Rest der Galaxis zu kolonisieren, war, um
dort Gesellschaftsformen zu gründen, in denen es zugelassen
wurde, daß die Roboter die Menschen von

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