Foundation 02: Die Stahlhöhlen
gegeben hat.«
»Was?« schrie Enderby.
»Einen Augenblick, Commissioner Enderby«, sagte Fastolfe
und hob die Hand. Seine Augen ließen die Baleys nicht los, und
er sagte: »Sie meinen, Dr. Sarton ist noch am Leben?«
»Ja, Sir. Und ich glaube, ich weiß auch, wo er
ist.«
»Wo?«
»Hier in diesem Raum«, sagte Baley, und deutete auf R.
Daneel Olivaw.
8
DISKUSSION ÜBER EINEN ROBOTER
In diesem Augenblick war das Geräusch, das Baley am lautesten
empfand, sein eigener Pulsschlag. Ihm war, als lebte er in einem
Augenblick, in dem die Zeit zum Stillstand gekommen war. R. Daneels
Ausdruck war wie stets frei von jeder Emotion. Han Fastolfe
ließ außer wohlerzogen zurückhaltendem Erstaunen
keine Gemütsregung erkennen.
Commissioner Julius Enderbys Reaktion bereitete Baley die
größte Sorge. Der Trimensic-Empfänger, aus dem ihn
sein Gesicht anstarrte, gestattete keine perfekte Wiedergabe. Das
Bild zeigte immer ein leichtes Flackern und eine nicht ganz ideale
Auflösung. Und durch diese Unvollkommenheit und darüber
hinaus durch die Brille, die das Gesicht gleichsam wie eine Maske
schützte, war es unmöglich, Enderbys Gesichtsausdruck zu
lesen.
Geh mir jetzt bloß nicht in Stücke, Julius, dachte
Baley. Ich brauche dich noch.
Er hatte nicht damit gerechnet, daß Fastolfe in Hast oder
impulsiv handeln würde. Irgendwo hatte er einmal gelesen,
daß die Spacer keine Religion hatten und an ihrer Stelle einer
kalten phlegmatischen Intellektualität anhingen, die sie in den
Rang einer Philosophie erhoben hatten. Das glaubte er und zählte
auch darauf. Sie würden bewußt langsam, und auch dann nur
auf der Grundlage der Vernunft handeln.
Wenn er allein unter ihnen gewesen wäre und das gesagt
hätte, was er gerade gesagt hatte, so wäre er ganz sicher
nie in die City zurückgekehrt, dessen war er sicher. Die kalte
Vernunft hätte das diktiert. Den Spacern bedeuteten ihre
Pläne mehr – viel mehr – als das Leben eines
City-Bewohners. Julius Enderby würden sie irgendeine Ausrede
liefern. Vielleicht würden sie dem Commissioner seine Leiche
präsentieren, den Kopf schütteln und sagen, die
Verschwörung der Erdenmenschen hätte erneut zugeschlagen.
Der Commissioner würde ihnen glauben. So war er gebaut. Wenn er
die Spacer haßte, dann war es ein Haß, der auf Furcht
beruhte; sie der Lüge zu bezichtigen, würde er nicht
wagen.
Aus diesem Grund mußte er Augenzeuge der Ereignisse sein und
darüber hinaus ein Zeuge, der außer Reichweite der
Sicherheitsmaßnahmen der Spacer war.
»Lije, das stimmt nicht! Ich habe Dr. Sartons Leiche
gesehen!« stieg der Commissioner halb erstickt hervor.
»Sie haben die verkohlten Überreste von etwas gesehen,
das man Ihnen als Dr. Sartons Leiche präsentiert hat«,
erwiderte Baley kühn. Er dachte grimmig an die zerbrochene
Brille des Commissioners. Das war ein unerwarteter Vorteil für
die Spacer gewesen, sagte er sich.
»Nein, nein, Lije. Ich habe Dr. Sarton gut gekannt, und sein
Kopf war unversehrt. Er war es.« Der Commissioner griff verlegen
an seine Brille, als erinnerte er sich ebenfalls, und fügte
hinzu: »Ich habe ihn mir ganz aus der Nähe angesehen, aus
unmittelbarer Nähe.«
»Was ist mit dem da, Commissioner?« fragte Baley und
wies erneut auf R. Daneel. Ȁhnelt er Sarton
nicht?«
»Ja, so wie eine Statue ihm ähneln würde.«
»Man kann doch von einer ausdruckslosen Haltung ausgehen,
Commissioner. Angenommen, das, was Sie gesehen haben, war ein
Roboter, den man niedergestrahlt hatte. Sie sagen, Sie hätten
genau hingesehen. Haben Sie so genau hingesehen, ob die verkohlte
Einschußstelle nun wirklich zerstörtes Gewebe war oder nur
irgendeine Plastikmasse, die man über Metall geschmiert
hat?«
Der Commissioner sah ihn angewidert an. »Jetzt machen Sie
sich lächerlich«, sagte er.
Baley wandte sich an den Spacer. »Sind Sie bereit, die Leiche
exhumieren zu lassen, Fastolfe?«
Fastolfe lächelte. »Ich hätte da normalerweise
keinen Einwand, Mr. Baley. Nur ist es leider so, daß wir unsere
Toten nicht begraben. Wir verbrennen sie.«
»Sehr günstig«, sagte Baley.
»Sagen Sie, Mr. Baley«, sagte Dr. Fastolfe, »wie
sind Sie denn nur zu diesem so ungewöhnlichen Schluß
gelangt?«
Baley dachte: Der gibt nicht auf. Der will die Sache durchstehen,
wenn er kann.
»Das war nicht schwierig«, sagte er. »Es
gehört mehr dazu, einen Roboter zu imitieren, als einfach nur
eine starre Miene aufzusetzen und geschraubt zu reden. Das Problem
mit euch
Weitere Kostenlose Bücher