Foundation 02: Die Stahlhöhlen
ist, zuerst einmal eine neue
Grundsatztheorie erfordern würde, und das wiederum würde
viele Jahre in Anspruch nehmen.«
Der Robotiker schien befriedigt. »Genau das meine ich,
Mr…«
Baley wartete einen Augenblick, dann stellte er R. Daneel vor:
»Das ist Daneel Olivaw. Dr. Gerrigel.«
»Guten Tag, Mr. Olivaw.« Dr. Gerrigel streckte die Hand
aus und schüttelte die Daneels. Dann fuhr er fort: »Nach
meiner Schätzung würde es fünfzig Jahre in Anspruch
nehmen, die Grundsatztheorie eines nicht-asenionischen
Positronen-Gehirns zu entwickeln – also eines, in dem die
Grundprämissen der Drei Gesetze aufgehoben sind – und es
bis zu einem Punkt zu entwickeln, daß man Roboter bauen
könnte, die modernen Modellen ähnlich sind.«
»Und das ist noch nie geschehen?« fragte Baley.
»Ich meine, Doktor, schließlich bauen wir bereits seit
einigen tausend Jahren Roboter. Hat denn in dieser ganzen Zeit
niemand und auch keine Gruppe fünfzig Jahre für so etwas
übrig gehabt?«
»Sicherlich«, sagte der Robotiker. »Aber niemand
wäre an so etwas interessiert.«
»Es fällt mir äußerst schwer, das zu glauben.
Die menschliche Neugierde ist doch schließlich zu allem
fähig.«
»Den nicht-asenionischen Roboter hat sie sich nie zur Aufgabe
gesetzt. Mr. Baley, die Menschheit hat einen sehr starken
Frankenstein-Komplex.«
»Einen was?«
»Das ist ein populärer Name aus einem mittelalterlichen
Roman, in dem ein Roboter beschrieben wird, der sich gegen seinen
Erbauer gewandt hat. Ich habe den Roman nie selbst gelesen. Aber das
tut hier nichts zur Sache. Worauf ich hinauswill, ist, daß man
einfach keine Roboter ohne das Erste Gesetz baut.«
»Und es gibt nicht einmal eine Theorie dafür?«
»Meines Wissens nicht. Und mein Wissen«, meinte er mit
einem verlegenen Lächeln, »ist in diesem Punkt ziemlich
umfangreich.«
»Und ein Roboter, in den das Erste Gesetz eingebaut ist,
könnte einen Menschen nicht töten?«
»Niemals. Es sei denn, die Tötung erfolgt zufällig
oder sie wäre notwendig, um das Leben von zwei oder mehr
Menschen zu retten. In beiden Fällen aber würde das
positronische Potential, das sich dabei aufbaut, das Gehirn
unwiderruflich ruinieren.«
»Also schön«, sagte Baley. »Alles das gilt
für die Situation auf der Erde. Stimmt das?«
»Ja. Sicherlich.«
»Und was ist mit den Äußeren Welten?«
Etwas von Dr. Gerrigels Selbstsicherheit schien dahinzuschwinden.
»Ach, du liebe Güte, Mr. Baley, das kann ich natürlich
nicht aus eigener Kenntnis sagen. Aber ich bin sicher, wenn man je
nicht-asenionische Positronen-Gehirne entwickelt oder auch nur die
mathematische Theorie für sie ausgearbeitet hätte,
würden wir davon gehört haben.«
»Würden wir das? Nun, lassen Sie mich einmal einem
anderen Gedanken nachgehen, der mir gerade in den Sinn kommt, Dr.
Gerrigel. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.«
»Nein. Überhaupt nichts.« Er sah hilflos zuerst
Baley und dann R. Daneel an. »Schließlich will ich Ihnen
ja helfen, insbesondere wenn das so wichtig ist, wie Sie
sagen.«
»Danke, Doktor. Meine Frage ist, warum man überhaupt
humanoide Roboter baut. Ich meine, ich habe sie mein ganzes Leben
lang als eine Selbstverständlichkeit hingenommen. Aber jetzt
kommt mir in den Sinn, daß ich überhaupt nicht einsehe,
weshalb es sie gibt. Warum sollte ein Roboter eigentlich einen Kopf
und vier Gliedmaßen haben? Warum mehr oder weniger wie ein
Mensch aussehen?«
»Sie meinen, warum man ihn nicht funktionell baut wie jede
andere Maschine?«
»Richtig«, sagte Baley. »Warum nicht?«
Dr. Gerrigel lächelte ein wenig. »Wirklich, Mr. Baley,
Sie sind zu spät zur Welt gekommen. Die frühe
Robot-Literatur wimmelt von Diskussionen über diese Frage. Und
diese Diskussionen wurden damals sehr polemisch geführt. Wenn
Sie sich näher damit befassen wollen, kann ich Ihnen Hanfords >Geschichte der Robotik empfehlen. Das Buch enthält
sehr wenig Mathematik. Ich glaube, Sie würden es sehr
interessant finden.«
»Ich will es mir besorgen«, sagte Baley geduldig.
»Könnten Sie mir inzwischen einen kleinen Hinweis
geben?«
»Die Entscheidung wurde nach wirtschaftlichen Erwägungen
getroffen. Sehen Sie, Mr. Baley, wenn Sie eine Farm zu leiten
hätten, würden Sie dann lieber einen Traktor mit einem
Positronen-Gehirn kaufen, einen Mähdrescher, eine Melkmaschine,
ein Automobil usw. jedes Gerät mit eigenem Positronen-Gehirn?
Oder würden Sie lieber gewöhnliche Maschinen ohne Gehirn
haben, mit einem
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