Foundation 02: Die Stahlhöhlen
fühlte sich weich und ekelhaft an, widerlich in seiner Nachgiebigkeit (es war, als schritte man über verwesendes Fleisch; und bei dem Gedanken hätte er sich beinahe übergeben).
Und dann stand er zwischen den Bäumen, lehnte sich mit dem Rücken an einen der Stämme. Es war fast so, als wäre er von unvollkommenen Wänden umgeben. Die Sonne war nur eine wabernde Folge glitzernder Fragmente zwischen den Blättern, völlig losgelöst und damit fast ohne Schrecken für ihn.
Klorissa sah vom Weg zu ihm herüber und verkürzte dann langsam den Abstand zwischen ihnen um die Hälfte.
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich eine Weile hierbleibe?« fragte Baley.
»Nur zu!« sagte Klorissa.
»Sobald die Kleinen hier abgehen«, fragte Baley, »wie bringen Sie sie dann dazu, daß sie einander den Hof machen?«
»Den Hof machen?«
»Einander kennenlernen«, sagte Baley und fragte sich dabei vage, wie man den Gedanken wohl unproblematisch ausdrücken konnte. »Damit sie heiraten können.«
»Das ist nicht ihr Problem«, sagte Klorissa. »Sie werden gewöhnlich in ganz jungen Jahren per Gen-Analyse gepaart. Das ist doch die vernünftigste Methode, nicht wahr?«
»Und sind sie auch immer einverstanden?«
»Daß man sie verheiratet? Das sind die nie! Das ist ein sehr traumatischer Vorgang. Zuerst müssen sie sich aneinander gewöhnen, und ein wenig sehen jeden Tag. Sobald die erste Peinlichkeit vorbei ist, kann das Wunder wirken.«
»Und wenn sie ihren Partner einfach nicht mögen?«
»Was? Wenn die Gen-Analyse eine Partnerschaft geraten erscheinen läßt, welchen Unterschied macht…«
»Ich verstehe«, sagte Baley hastig. Er dachte an die Erde und seufzte.
»Würden Sie sonst noch gerne etwas wissen?« fragte Klorissa.
Baley überlegte, ob bei einem längeren Aufenthalt noch irgend etwas zu erfahren war. Er würde gar nichts dagegen haben, Klorissa und alles, was mit Fötal-Ingenieuren zu tun hatte, hinter sich zu bringen und zur nächsten Phase überzugehen.
Er hatte gerade den Mund aufgemacht, um das zu sagen, als Klorissa plötzlich rief: »Du, Kind, du da! Was machst du da?« Und dann, über die Schulter: »Erdenmensch! Baley! Passen Sie auf! Passen Sie auf!«
Baley hörte sie kaum. Er reagierte nur auf das Drängen in ihrer Stimme. Die nervliche Anstrengung, mit der er seine Emotionen gezügelt hatte, entflammte plötzlich zu Panik. All die Schrecken der freien Luft und des endlosen Himmels über ihm brachen mit einemmal über ihn her ein.
Baley fing an zu stammeln. Er hörte sich selbst sinnlose Geräusche von sich geben, spürte, wie er auf die Knie sank und sich langsam zur Seite wälzte, so als würde er das Ganze aus der Ferne beobachten.
Und ebenso aus der Ferne hörte er das wie ein Seufzen klingende Summen, das die Luft über ihm aufriß und mit einem scharfen Klatschen endete.
Baley schloß die Augen, und seine Finger klammerten sich an eine dünne Baumwurzel, die aus dem Boden ragte, und seine Nägel gruben sich in die Erde.
Er schlug die Augen auf (es konnte nur wenige Augenblicke gedauert haben). Klorissa maßregelte einen Jungen, der in der Ferne geblieben war. Ein Roboter stand lautlos in Klorissas Nähe. Baley hatte nur Zeit, festzustellen, daß der Junge einen Gegenstand mit einer daran befestigten Schnur in der Hand hielt, ehe seine Augen weiterwanderten.
Schwer atmend stemmte Baley sich in die Höhe. Er starrte den glänzenden Metallstab an, der in dem Baumstamm steckte, an den er sich gelehnt hatte. Er zog daran, und der Stab löste sich. Er war nicht besonders tief eingedrungen. Er sah die Spitze an, berührte sie aber nicht; sie war abgestumpft, hätte aber ausgereicht, seine Haut aufzureißen, wenn er sich nicht fallengelassen hätte.
Er mußte es zweimal versuchen, bis seine Beine sich wieder bewegen wollten. Dann machte er einen Schritt auf Klorissa zu und rief: »Du da! Junge!«
Klorissa drehte sich um. Ihr Gesicht war gerötet. »Das war ein Unfall«, sagte sie. »Sind Sie verletzt?«
»Nein. Was ist das für ein Ding?«
»Ein Pfeil. Er wird mit einem Bogen abgeschossen, mittels einer straff gespannten Sehne.«
»So!« rief der Junge unverschämt und schoß einen weiteren Pfeil in die Luft und fing dann lauthals zu lachen an. Er hatte helles Haar und einen schlanken Körper.
»Du wirst bestraft werden«, sagte Klorissa. »Und jetzt verschwinde!«
»Warte! Warte!« rief Baley. Er rieb sich das Knie, das er sich beim Fallen an einem Stein aufgeschürft hatte. »Ich habe
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