Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
teilzuhaben. Auf die Weise wird der Fortschritt unendlich größer, als er das sonst wäre, wenn es diese Gemeinschaft nicht gäbe.«
»Ist das auf Aurora und den anderen Spacerwelten nicht der Fall?« fragte Baley.
»Der Theorie nach schon, in der Praxis nicht so sehr. Der Druck, der in einer langlebigen Gesellschaft auf einem lastet, ist nicht so groß. Die Wissenschaftler hier haben drei oder dreieinhalb Jahrhunderte zur Verfügung, um sich einem Problem zu widmen, und das führt zu dem Gedanken, daß in der Zeit auch ein einzelner allein und auf sich gestellt, Fortschritte erzielen kann. Es wird möglich, eine Art intellektueller Habgier zu empfinden – den Wunsch, etwas ganz allein zu schaffen, Besitzrecht auf einen ganz bestimmten Teil des Fortschritts zu erwerben, bereit zu sein, den allgemeinen Fortschritt etwas zu verlangsamen – anstatt etwas aufzugeben, von dem man der Ansicht ist, es gehöre einem ganz allein. Und der allgemeine Fortschritt wird demzufolge auf den Spacerwelten verlangsamt, und zwar in einem Maße, daß es schwierig ist, Fortschritte gegenüber der Arbeit der Erde zu erzielen, und das trotz der ungeheuren Vorteile, die wir besitzen.«
»Ich nehme an, Sie würden das nicht sagen, wenn ich nicht den Schluß ziehen sollte, daß Dr. Han Fastolfe sich so verhält.«
»Ganz sicherlich tut er das. Seine theoretische Analyse des Positronengehirns hat den humaniformen Roboter möglich gemacht. Er hat sie eingesetzt, um – mit Hilfe des verstorbenen Dr. Sarton – Ihren Roboterfreund Daneel zu konstruieren, hat aber die wichtigen Einzelheiten seiner Theorie nicht veröffentlicht und stellt sie auch niemandem zur Verfügung. Auf diese Weise besitzt er – und nur er allein – ein Monopol, mit dem er die Herstellung humaniformer Roboter verhindern kann.«
Baley runzelte die Stirn. »Und das Robotikinstitut hat sich der Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftlern verschrieben?«
»Genau. Dieses Institut besteht aus mehr als hundert erstklassigen Robotikern verschiedenen Alters, verschiedener Erfahrungen und verschiedener Fähigkeiten, und wir hoffen, Zweigstellen auf anderen Welten zu errichten und eine interstellare Vereinigung daraus zu machen. Wir alle sind daran interessiert, unsere Einzelerkenntnisse oder Theorien der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Wir wollen freiwillig zum Nutzen aller das tun, was ihr Erdenleute gezwungenermaßen tut, weil ihr nur so kurze Zeit lebt.
Aber Dr. Han Fastolfe ist dazu nicht bereit. Ich bin sicher, daß Sie in Dr. Han Fastolfe einen edelmütig idealistischen auroranischen Patrioten sehen. Aber er ist nicht bereit, seinen intellektuellen Besitz – so, wie er ihn sieht – der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, und deshalb will er uns nicht haben. Und weil er sich persönliches Besitzrecht an wissenschaftlichen Entdeckungen anmaßt, wollen wir nichts mit ihm zu tun haben. – Jetzt wundern Sie sich nicht mehr über die gegenseitige Abneigung, kann ich mir vorstellen.«
Baley nickte und meinte dann: »Sie glauben, daß das funktionieren wird – diese freiwillige Aufgabe persönlichen Ruhms?«
»Das muß es«, sagte Vasilia finster.
»Und hat das Institut durch gemeinsame Anstrengung Dr. Fastolfes Arbeit duplizieren und die Theorie des humaniformen Positronengehirns entwickeln können?«
»Das werden wir zur rechten Zeit. Das ist unvermeidbar.«
»Und Sie versuchen nicht, die Zeit abzukürzen, die das erfordern wird, indem Sie Dr. Fastolfe überreden, das Geheimnis preiszugeben?«
»Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg, um ihn zu überzeugen.«
»Durch den Janderskandal?«
»Ich glaube nicht, daß Sie diese Frage wirklich stellen müssen. – Nun, habe ich Ihnen jetzt gesagt, was Sie wissen wollten, Erdenmensch?«
»Sie haben mir einige Dinge gesagt, die ich nicht wußte«, meinte Baley.
»Dann ist jetzt für Sie die Zeit gekommen, mir etwas über Gremionis zu sagen. Warum haben Sie den Namen dieses Friseurs im Zusammenhang mit mir erwähnt?«
»Friseur?«
»Er hält sich unter anderem für einen begnadeten Haarstylisten, aber für mich ist er einfach ein Friseur, ganz einfach. Sagen Sie, was Sie über ihn sagen wollen – oder wir wollen dieses Gespräch als beendet betrachten.«
Baley empfand tiefe Müdigkeit. Ihm schien es klar, daß Vasilia das Wortgeplänkel genossen hatte. Sie hatte ihm genug geliefert, um seinen Appetit anzuregen, und jetzt würde er gezwungen sein, sich durch Preisgabe eigener Information
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