Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
leicht es ist, über die Sorgen anderer philosophische Betrachtungen anzustellen.«
»Das ist ebenfalls richtig, Gladia, aber ich bin nicht hierher gekommen, um philosophische Betrachtungen anzustellen.«
»Dann tun Sie das, weshalb Sie gekommen sind.«
»Ich muß Fragen stellen.«
»Haben die von gestern nicht genügt? Haben Sie die Zeit seit gestern damit verbracht, sich neue auszudenken?«
»Zum Teil ja, Gladia. Gestern sagten Sie, daß es selbst nachdem Sie mit Jander zusammen waren – als Mann und Frau –, daß es Männer gegeben hat, die sich Ihnen angeboten haben, und daß Sie sie abgelehnt haben. Das ist es, worüber ich Sie befragen muß.«
»Warum?«
Baley ignorierte die Frage. »Sagen Sie mir«, fuhr er fort, »wie viele Männer sich Ihnen während der Zeit Ihrer Ehe mit Jander angeboten haben?«
»Ich führe keine Aufzeichnungen, Elijah. Drei oder vier.«
»Waren welche darunter hartnäckig? Hat irgend jemand sich mehr als einmal angeboten?«
Gladia, die seinen Augen ausgewichen war, sah ihn jetzt voll an und fragte: »Haben Sie darüber mit anderen gesprochen?«
Baley schüttelte den Kopf. »Ich habe mit niemandem außer mit Ihnen über dieses Thema gesprochen. Aber aus Ihrer Frage schließe ich, daß es wenigstens einen gegeben hat, der hartnäckig war.«
»Einen. Santirix Gremionis.« Sie seufzte. »Auroraner haben so seltsame Namen, und er war seltsam – für einen Auroraner. Mir ist noch nie jemand begegnet, der in dieser Sache so wie er immer wieder dasselbe wiederholte. Er war immer höflich, nahm meine Ablehnung immer mit einem kleinen Lächeln und einer würdevollen Verbeugung entgegen und versuchte es dann eine Woche darauf, oder manchmal sogar schon am nächsten Tag wieder. Die Wiederholung allein schon war eine kleine Unhöflichkeit. Ein anständiger Auroraner würde eine Ablehnung für dauernd akzeptieren, sofern der in Aussicht genommene Partner nicht erkennen ließ, daß er es sich anders überlegt hatte.«
»Sagen Sie noch einmal – haben diejenigen, die sich Ihnen angeboten haben, von Ihrer Beziehung zu Jander gewußt?«
»Ich habe davon in beiläufigen Gesprächen nichts erwähnt.«
»Nun, dann wollen wir uns doch einmal mit diesem Gremionis befassen. Wußte er, daß Jander Ihr Mann war?«
»Ich habe es ihm nie gesagt.«
»Sie dürfen das nicht so abtun, Gladia. Es geht nicht darum, ob man es ihm gesagt hat. Er hat sich im Gegensatz zu den anderen wiederholt angeboten. Wie oft, würden Sie denn sagen, übrigens? Dreimal? Viermal? Wie oft?«
»Ich habe es nicht gezählt«, sagte Gladia müde. »Möglicherweise ein dutzendmal oder noch öfter. Wenn er sonst nicht so sympathisch wäre, hätte ich meinen Robotern Anweisung gegeben, ihn nicht mehr hereinzulassen.«
»Ah, aber das haben Sie nicht getan. Und es braucht Zeit, um mehrfache Angebote zu machen. Er kam Sie besuchen. Er begegnete Ihnen. Er hatte Zeit, Janders Anwesenheit und die Art und Weise, wie Sie sich ihm gegenüber verhielten, zur Kenntnis zu nehmen. Hätte er nicht daraus auf die Art der Beziehung schließen können?«
Gladia schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Jander drängte sich nie dazwischen, wenn ich mit irgendeinem menschlichen Wesen zusammen war.«
»War das Ihre Anweisung? Ich nehme an, daß es so gewesen sein muß.«
»Ja. Und ehe Sie jetzt andeuten, daß ich mich der Beziehung schämte – es war lediglich ein Versuch, lästigen Komplikationen aus dem Weg zu gehen. Ich habe mir bezüglich meiner Intimsphäre in Sachen Sex einen gewissen Instinkt bewahrt, den Auroraner nicht besitzen.«
»Überlegen Sie noch einmal. Könnte es sein, daß er es geahnt hat? Stellen Sie sich doch vor – ein verliebter Mann…«
»Verliebt?« Sie schrie es fast hinaus. »Was wissen denn Auroraner von Liebe?«
»Ein Mann, der sich für verliebt hält. Und Sie gehen nicht auf ihn ein. Könnte er nicht mit der Sensibilität und dem Argwohn eines enttäuschten Liebhabers etwas erraten haben? Denken Sie nach! Hat er irgendwann versteckte Hinweise auf Jander gebracht? Irgend etwas, das Sie auch nur zur Andeutung von Argwohn veranlaßte…«
»Nein! Nein! Es wäre für jeden Auroraner unerhört, negative Bemerkungen über die sexuellen Präferenzen oder Gewohnheiten eines anderen zu machen.«
»Nicht notwendigerweise negativ. Eine humorvolle Bemerkung vielleicht. Irgendeine Andeutung, daß er die Beziehung ahnte.«
»Nein! Wenn der junge Gremionis je auch nur eine Andeutung dieser Art gemacht hätte,
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