Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
Baley atmete
langsam aus.
»Ja, diese Wolken werden im weiteren Tagesverlauf zu
Niederschlägen führen, wie es vorhergesagt ist«, sagte
Daneel.
Baley runzelte die Stirn. Er war einmal – einmal – während seiner Arbeit auf der Erde im Regen Draußen
gewesen. Das war, als würde man in Kleidern unter einer kalten
Dusche stehen. Einen Augenblick lang hatte ihn Panik erfüllt,
als ihm klar wurde, daß da keine Drehknöpfe waren, mit
denen man das Wasser abstellen konnte. Das Prasseln des Wassers hatte
einfach nicht aufgehört. Und dann waren alle gerannt, und er mit
ihnen, in die trockene, geregelte Umgebung der City.
Aber dies war Aurora, und er hatte keine Ahnung, was man tat, wenn
es zu regnen anfing und es nirgends eine City gab, in die man fliehen
konnte. Ob man in die nächste Niederlassung rannte? Und ob
Flüchtlinge dort automatisch willkommen sein würden?
Wieder ein kleiner Bogen, und Giskard sagte: »Sir, wir sind
jetzt auf dem Parkplatz des Robotikinstituts. Jetzt können wir
eintreten und die Niederlassung besuchen, die Dr. Vasilia auf dem
Gelände des Instituts unterhält.«
Baley nickte. Die Fahrt hatte zwischen fünfzehn und zwanzig
Minuten in Anspruch genommen (soweit er das abschätzen konnte,
nach Erdzeit), und er war froh, daß sie vorbei war. So meinte
er ziemlich atemlos: »Ich möchte etwas über Dr.
Fastolfes Tochter wissen, ehe ich ihr gegenübertrete. Du hast
sie nicht gekannt, nicht wahr, Daneel?«
»Zu der Zeit, da meine Existenz begann«, sagte Daneel,
»waren Dr. Fastolfe und seine Tochter bereits seit geraumer Zeit
getrennt. Ich bin ihr nie begegnet.«
»Aber was dich betrifft, Giskard, du hast sie doch recht gut
gekannt. Stimmt das?«
»Das stimmt, Sir«, sagte Giskard ausdruckslos.
»Und ihr habt einander gemocht?«
»Ich glaube«, sagte Giskard, »daß es der
Tochter Dr. Fastolfes Vergnügen bereitet hat, mit mir beisammen
zu sein, Sir.«
»Hat es dir Vergnügen bereitet, mit ihr beisammen zu
sein?«
Giskard schien seine Worte sorgfältig auszuwählen.
»Es gibt mir ein Gefühl, das menschliche Wesen, glaube ich,
als ›Freude‹ bezeichnen, mit irgendwelchen menschlichen
Wesen beisammen zu sein.«
»Aber mit Vasilia mehr, denke ich. Habe ich recht?«
»Das Vergnügen, das sie dabei empfand, mit mir beisammen
zu sein, Sir«, sagte Giskard, »schien jene positronischen
Potentiale zu stimulieren, die Aktionen in mir erzeugen, die jenen
äquivalent sind, die in menschlichen Wesen Freude erzeugt. So
hat es mir Dr. Fastolfe zumindest einmal erklärt.«
»Warum hat Vasilia ihren Vater verlassen?« fragte
Baley.
Giskard sagte nichts.
Und Baley sagte mit der plötzlichen Anmaßung eines
Erdenmenschen, der zu einem Roboter spricht: »Ich habe dich
etwas gefragt, Boy.«
Giskard drehte den Kopf und starrte Baley an, der einen Augenblick
lang dachte, das Glühen in den Augen des Roboters könnte
sich auf das geringschätzige Wort hin zu einem Aufflammen der
Verärgerung verstärken.
Aber Giskard antwortete mit milder Stimme, und in seinen Augen war
kein erkennbarer Ausdruck zu sehen, als er sagte: »Ich
würde gerne antworten, Sir. Aber Miß Vasilia hat mir in
allen Angelegenheiten, die jene Trennung betreffen, den Befehl
erteilt, nichts zu sagen.«
»Aber ich erteile dir den Befehl, mir zu antworten, und ich
kann diesen Befehl sehr entschieden erteilen – wenn ich das
wünsche.«
»Es tut mir leid«, sagte Giskard. »Miß
Vasilia war schon damals in der Robotik sehr erfahren, und die
Befehle, die sie mir gab, waren hinreichend nachdrücklich, um
trotz allem, was Sie möglicherweise sagen werden, in Kraft zu
bleiben, Sir.«
»Sie muß in der Tat in der Robotik erfahren gewesen
sein«, meinte Baley. »Dr. Fastolfe hat mir gesagt, sie
hätte dich gelegentlich umprogrammiert.«
»Das war nicht gefährlich. Dr. Fastolfe konnte
irgendwelche Fehler stets korrigieren.«
»Mußte er das?«
»Nein, Sir.«
»Welcher Art war diese Umprogrammierung?«
»Belanglose Dinge, Sir.«
»Mag sein, aber ich möchte trotzdem eine Antwort haben.
Was hat sie getan?«
Giskard zögerte, und Baley wußte sofort, was das
bedeutete. Dann meinte der Roboter: »Ich fürchte, daß
Fragen bezüglich der Umprogrammierung von mir nicht beantwortet
werden können.«
»Man hat es dir verboten?«
»Nein, Sir, aber die Umprogrammierung löscht automatisch
alles, was voranging. Wenn ich in irgendeinem besonderen Punkt
verändert bin, würde es mir erscheinen, daß ich immer
so war, und ich könnte an
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