Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
meinte Vasilia. »Es gibt welche, die der
Ansicht sind, es gehöre sich einfach, jedes Angebot – oder
fast jedes Angebot – zu akzeptieren. Meine Meinung ist da
anders. Ich sehe keinen Anlaß, mich auf irgend etwas
Uninteressantes einzulassen, womit ich nur meine Zeit vergeude.
Finden Sie daran etwas Anstößiges, Erdenmensch?«
»Mir steht es nicht zu, im Zusammenhang mit auroranischen
Gepflogenheiten eine Meinung zu äußern – sei sie nun
positiv oder negativ.« (Sie wartete immer noch, hörte ihm
zu. Worauf wartete sie? Auf das, was er sagen wollte, er sich aber
noch nicht sicher war, ob er es wagen sollte?)
Jetzt meinte sie, besonders beiläufig klingen zu müssen:
»Haben Sie noch irgend etwas beizutragen – oder sind wir
fertig?«
»Nein, das sind wir nicht«, sagte Baley, der jetzt
gezwungen war, das nächste Risiko einzugehen. »Diese ganz
unauroranische Hartnäckigkeit an Gremionis fiel Ihnen auf, und
es kam Ihnen in den Sinn, daß Sie daraus Nutzen schlagen
könnten.«
»Wirklich? Das ist doch verrückt! Welchen Nutzen
könnte ich denn daraus schlagen?«
»Da er sich ganz eindeutig sehr zu Ihnen hingezogen
fühlte, würde es nicht schwierig sein, es so einzurichten,
daß er von einer anderen Frau angezogen wurde, die Ihnen sehr
ähnelte. Sie drängten ihn dazu, vielleicht indem Sie ihm
versprachen, ihn zu akzeptieren, falls die andere ablehnen
sollte.«
»Wer ist diese arme Frau, die mir so ähnelt?«
»Das wissen Sie nicht? Kommen Sie, das ist naiv, Dr. Vasilia.
Ich spreche von der solarianischen Frau, Gladia, die, wie ich bereits
sagte, Dr. Fastolfe unter seinen Schutz gestellt hat, und zwar genau
aus dem Grund, weil sie Ihnen ähnelt. Sie äußerten
keinerlei Überraschung, als ich mich bei Beginn unseres
Gespräches dahingehend äußerte. Jetzt ist es zu
spät, sich unwissend zu geben.«
Vasilia musterte ihn scharf. »Und aus seinem Interesse an ihr
schlossen Sie, daß er ursprünglich für mich Interesse
gezeigt haben muß? Diese verrückte Idee hat Sie
veranlaßt, mich aufzusuchen?«
»So verrückt ist die Idee nicht. Es gibt andere
Faktoren, die sie stützen. Wollen Sie das alles
leugnen?«
Ihr Blick wanderte zu dem Schreibtisch neben ihr, und Baley fragte
sich, womit sich wohl die vielen Papiere darauf befassen mochten. Aus
der Ferne konnte er komplizierte Zahlenkolonnen und Diagramme
erkennen, die für ihn sicher ohne jede Bedeutung waren, ganz
gleich, wie sorgfältig und gründlich er sie studieren
mochte.
»Ich fange an, müde zu werden«, sagte Vasilia.
»Sie haben mir gesagt, daß Gremionis sich zuerst für
mich interessierte und dann für jemanden, der mir ähnelt,
nämlich diese Solarianerin. Und jetzt wollen Sie, daß ich
es leugne. Warum sollte ich mir die Mühe machen, es zu leugnen?
Weshalb ist das wichtig? Selbst wenn es stimmte, wie könnte das
mir in irgendeiner Weise schaden? Sie sagen,
Annäherungsversuche, die ich nicht haben wollte, seien mir
lästig gewesen, und ich hätte sie geschickt abgelenkt. Na
und?«
Baley ließ nicht locker. »Es geht nicht so sehr um das,
was Sie getan haben, sondern weshalb Sie es taten. Sie wußten,
daß Gremionis die Art von Mensch war, die zur
Hartnäckigkeit neigt. Er hatte sich Ihnen immer wieder angeboten
und würde sich Gladia immer wieder anbieten.«
»Falls sie ihn ablehnte.«
»Sie war Solarianerin, hatte Schwierigkeiten in ihrem
Sexualleben und lehnte jeden ab – und ich wage zu behaupten,
daß Sie es wußten, da ich mir vorstellen kann, daß
Sie trotz all Ihrer Entfremdung von Ihrem Va… von Dr. Fastolfe
genügend Gefühl haben, Ihren Ersatz im Auge zu
behalten.«
»Na schön, um so besser für sie. Wenn sie Gremionis
abgelehnt hat, hat sie guten Geschmack bewiesen.«
»Sie wußten, daß daran kein ›wenn‹ war.
Sie wußten, daß sie so handeln würde.«
»Trotzdem – was soll das Ganze?«
»Wiederholte Angebote an sie würden bedeuten, daß
Gremionis sich häufig in Gladias Niederlassung aufhalten
würde, daß er sich an ihr festklammern
würde.«
»Zum letztenmal – na und?«
»Und in Gladias Niederlassung befand sich ein sehr
ungewöhnlicher Gegenstand, einer der beiden existierenden
humaniformen Roboter, Jander Panell.«
Vasilia zögerte. Dann: »Worauf wollen Sie
hinaus?«
»Ich glaube, es kam Ihnen in den Sinn, daß man –
falls der humaniforme Roboter irgendwie unter Umständen
getötet würde, die Dr. Fastolfe belasteten – dies als
Waffe benutzen könnte, um ihm das Geheimnis des
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