Foundation 04: Das galaktische Imperium
und der Entschluß, den sie damals gefaßt hatte, nie wieder zu reisen, wenn es dafür keine dringende Notwendigkeit gab. (Jetzt erinnerte sie sich, daß es wenigstens acht Dekaden her war.)
Eine Weile hatte sie in einer gewissen Sorge gelebt, ihr Mann würde darauf bestehen, eine weitere Reise zu unternehmen; aber er erwähnte das Thema nie mehr. Vielleicht, hatte sie damals manchmal gedacht, war er zu demselben Entschluß wie sie gelangt und hatte Sorge, sie könnte vielleicht reisen wollen.
Daß sie nicht gern reisten, machte sie keineswegs ungewöhnlich. Auroraner neigten im allgemeinen dazu – das galt übrigens für Spacer generell –, am liebsten zu Hause zu bleiben. Ihre Welten, ihre Niederlassungen waren zu behaglich. Schließlich – was für ein größeres Vergnügen konnte es denn geben, als von seinen eigenen Robotern umsorgt zu werden, Robotern, die jeden Wink kannten, den man zu geben pflegte, und – was das betraf – die Wünsche und Neigungen ihrer Herren und Meister sogar kannten, ohne daß man sie ihnen zu signalisieren brauchte.
Sie empfand etwas Unbehagen. Hatte D. G. das gemeint, als er von der Dekadenz einer robotisierten Gesellschaft gesprochen hatte?
Aber jetzt war sie wieder im Weltraum – nach all der Zeit. Und sogar auf einem Erdenschiff. Sie hatte nicht viel davon zu Gesicht bekommen; aber das wenige, was sie gesehen hatte, hatte sie schrecklich beunruhigt. Es schien aus nichts als geraden Linien, scharfen Winkeln und ebenen, glatten Flächen zu bestehen. Alles, was nicht starr und steif wirkte, war allem Anschein nach eliminiert worden. Es war, als dürfte nichts außer Funktionalität existieren. Obwohl sie nicht wußte, was genau an den einzelnen Gegenständen im Schiff funktionell war, hatte sie das Gefühl, daß alles sich dem Zweck unterordnete, die kürzeste Distanz zwischen zwei Punkten zu überbrücken.
An allem Auroranischen (und das galt für alles, was Spacer herstellten oder besaßen, wenn auch Aurora in der Beziehung am weitesten fortgeschritten war) existierte alles in Schichten. Ganz auf dem Grunde war Funktionalität – davon konnte man sich nicht völlig befreien, nur in reinen Ornamenten –, aber darüber gab es immer etwas, was die Augen und die Sinne befriedigen sollte; und darüber wiederum etwas, das den Geist befriedigte.
Um wieviel besser das doch war! Oder stellte das einen solchen Überschwang an menschlicher Kreativität dar, daß Spacer nicht länger mit einem ungeschmückten Universum leben konnten? War das etwa schlecht? Sollte die Zukunft Menschen mit dieser schlichten Von-hier-nach-dort-Geometrie gehören? Oder hatten die Siedler einfach die Werte noch nicht begriffen, die das Leben lebenswert machten?
Aber wenn das Leben so viel Lebenswertes bereithielt, warum hatte sie dann bis jetzt so wenig für sich selbst gefunden?
Sie hatte an Bord dieses Schiffes wirklich nichts zu tun, als über solche Fragen nachzugrübeln. Dieser D. G. dieser von Elijah abstammende Barbar, hatte es ihr in den Kopf gesetzt, daß die Spacer-Welten im Sterben lagen, obwohl er selbst während eines noch so kurzen Aufenthalts auf Aurora rings um sich sehen konnte (und das würde er ganz sicher müssen), daß diese Welt in Wohlstand und Sicherheit schwelgte.
Sie hatte versucht, diesen Grübeleien zu entrinnen, indem sie Holofilme anstarrte, die man ihr gegeben hatte, und mit mäßiger Neugierde die Bilder betrachtete, die über die Projektionsfläche flackerten, während die Abenteuerstory (alles waren Abenteuerstories) von Ereignis zu Ereignis hastete, ohne viel Zeit für Konversation und überhaupt ohne Zeit für Gedanken – oder für das Vergnügen.
D. G. kam herein, als sie gerade mitten in einem der Filme war, aber eigentlich bereits aufgehört hatte, auf ihn zu achten. Sie war nicht überrascht. Ihre Roboter, die ihre Tür bewachten, kündigten sein Kommen reichlich frühzeitig an und hatten ihm den Zutritt verwehrt, wäre sie nicht in der Lage gewesen, ihn zu empfangen. Daneel trat mit ihm ein.
»Wie geht es Ihnen?« fragte D. G. Und als dann ihre Hand einen Kontakt berührte und die Bilder verblaßten und zusammenschrumpften und verschwanden, sagte er: »Sie brauchen nicht abzuschalten. Ich sehe es mir mit Ihnen an.«
»Das ist nicht nötig«, sagte sie. »Ich habe schon genug.«
»Fühlen Sie sich wohl und behaglich?«
»Nicht ganz. Ich bin – isoliert.«
»Das tut mir leid. Aber ich war das auf Aurora auch. Man hat keinem meiner Männer erlaubt, mit
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