Foundation 04: Das galaktische Imperium
können.
Fastolfe hatte sich immer darüber beklagt, daß die Spacer
zu bequem und behaglich auf ihren robotischen Kissen
säßen, zu langlebig wären, um Pioniere zu sein; aber
Amadiro hätte bewiesen, daß er unrecht hatte.
Und doch hatte Fastolfe gesiegt. Im Augenblick der sicheren
Niederlage hatte er sozusagen irgendwie auf unglaubliche Weise in den
leeren Weltraum hineingegriffen und hatte den Sieg in der Hand
gehalten – ihn aus dem Nichts gepflückt.
Das war natürlich jener Erdenmensch gewesen – Elijah
Baley…
Aber wenn er sich dem Erdenmenschen zuwandte, sträubte sich
Amadiros ansonsten unbehagliche Erinnerung stets und wandte sich ab.
Er konnte sich jenes Gesicht nicht mehr ausmalen, jene Stimme nicht
mehr hören, sich an jene Tat nicht mehr erinnern. Der Name war
schon genug. Zwanzig Dekaden hatten nicht ausgereicht, um den
Haß, den er empfand, auch nur im geringsten schwächer
werden zu lassen oder den Schmerz, den er empfand, um auch nur ein
Jota zu mildern.
Und als dann Fastolfe die Leitung der politischen Geschicke
Auroras übernahm, waren die armseligen Erdenmenschen von ihrem
widerwärtigen Planeten geflohen und hatten sich auf einer Welt
nach der anderen niedergelassen. Der Wirbelwind des irdischen
Fortschritts hatte die Spacer-Welten verblüfft, benommen gemacht
und sie in eine starre Paralyse gezwungen.
Wie oft hatte Amadiro zum Rat gesprochen und darauf hingewiesen,
daß die Galaxis den Händen der Spacer entglitte; daß
Aurora ausdruckslos und blöde zusähe, während eine
Welt nach der anderen von Untermenschen besetzt wurde und daß
die Stimmung der Spacer Jahr um Jahr apathischer wurde.
Erhebt euch, hatte er gerufen, erhebt euch, seht, wie ihre Zahl
wächst! Seht, wie die Siedler-Welten sich vermehren. Worauf
wartet ihr? Bis sie euch an die Kehle gehen?
Und immer wieder hatte ihm Fastolfe mit seiner einlullenden Stimme
geantwortet, und die Auroraner und die anderen Spacer (die stets
Auroras Führung folgten, wenn Aurora sich dafür entschied,
nicht zu führen) hatten sich dann immer wieder
zurückgelehnt und waren wieder in ihren behäbigen Schlummer
gesunken.
Das Offensichtliche schien sie nicht zu berühren. Die Fakten,
die Zahlen, die unbestreitbare Verschlechterung von Dekade zu Dekade
ließ sie unbewegt. Wie war es nur möglich, ihnen die
Wahrheit so beständig ins Gesicht zu schreien, mitzuerleben, wie
sich jede einzelne seiner Prophezeiungen erfüllte, und doch
zusehen zu müssen, wie eine gleichmäßige Mehrheit wie
eine Schafherde hinter Fastolfe hertrottete?
Wie konnte es nur möglich sein, daß Fastolfe selbst
zusah, wie alles, was er gesagt hatte, sich als schierer Unsinn
erwies, und er doch nie auch nur einen Millimeter von seiner Politik
abwich? Nicht nur, daß er stur darauf beharrt hätte, das
zu tun, was er einmal begonnen hatte – nein, er schien einfach
nie zu bemerken, daß er unrecht gehabt hatte.
Wenn Amadiro die Art von Mann gewesen wäre, der sich
irgendwelchen Phantasien hingab, dann hätte er ohne Zweifel
angenommen, daß irgendein böser Zauber über die
Spacer-Welten gekommen sei. Er hätte sich dann vorgestellt,
daß irgend jemand irgendwo über die magische Kraft
verfügte, ansonsten aktive Geister einzulullen und ansonsten
scharfe Augen vor der Wahrheit zu verblenden.
Und um seine Agonie noch zu erhöhen, empfanden die Leute
Mitleid mit Fastolfe, dafür, daß er enttäuscht
gestorben war; enttäuscht, so sagten sie, weil die Spacer nicht
selbst zu neuen Welten hinausgezogen waren.
Fastolfes eigene Politik hatte sie davon abgehalten! Welches Recht
hatte er, darüber noch Enttäuschung zu empfinden? Was
hätte er denn getan, wenn er – wie Amadiro – stets die
Wahrheit erkannt und die ausgesprochen hätte und unfähig
gewesen wäre, die Spacer – genügend Spacer – dazu
zu zwingen, auf ihn zu hören?
Wie oft hatte er doch gedacht, daß es für die Galaxis
besser wäre, leer zu sein, als von diesen Untermenschen
beherrscht zu werden. Hätte er über irgendeine magische
Kraft verfügt, um die Erde zu zerstören – Elijah
Baleys Heimatwelt – indem er nur mit dem Kopf nickte – wie
eifrig, wie begierig hätte er das doch getan!
Und doch, sich in solche Phantasien zu flüchten, konnte nur
ein Zeichen seiner totalen Verzweiflung sein. Dies war die andere
Seite seines immer wiederkehrenden, hilflosen Wunsches, aufzugeben
und den Tod willkommen zu heißen – wenn seine Roboter es
nur zugelassen hätten.
Und dann war der Augenblick gekommen,
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