Foundation 04: Das galaktische Imperium
auf sie werfen, bis die
Explosionen, die Strahlung und die Staubwolken den Planeten
vernichten? Denn wenn das Ihre Absicht ist, wie wollen Sie dann
verhindern, daß Siedler-Schiffe mit Aurora und den anderen
Spacer-Welten dasselbe tun? Noch vor fünfzehn Dekaden hätte
man die Erde ungestraft ausradieren können. Heute kann man das
nicht mehr.«
Mandamus sah ihn angewidert an. »Ich habe nichts dergleichen
im Sinn, Dr. Amadiro. Ich würde niemals unnötig menschliche
Wesen vernichten, selbst wenn es nur Erdenmenschen wären. Aber
es gibt eine Möglichkeit, die Erde zu zerstören, ohne
notwendigerweise ihre Bevölkerung zu töten – und es
wird keine Vergeltungsmaßnahmen geben.«
»Sie sind ein Träumer«, sagte Amadiro, »oder
vielleicht nicht ganz bei Trost.«
»Lassen Sie mich erklären!«
»Nein, junger Mann! Ich habe wenig Zeit. Und weil Ihr Zitat,
das ich sehr wohl verstanden habe, meine Neugierde geweckt hatte,
habe ich bereits zuviel von dieser Zeit an Sie vergeudet.«
Mandamus stand auf. »Ich verstehe, Dr. Amadiro, und bitte Sie
um Nachsicht, daß ich mehr von Ihrer Zeit beansprucht habe, als
Sie sich leisten konnten. Aber denken Sie bitte über das nach,
was ich gesagt habe. Und falls Sie neugierig sein sollten,
können Sie sich ja vielleicht mit mir in Verbindung setzen, wenn
Sie mal mehr Zeit haben als jetzt. Warten Sie aber nicht zu lange;
denn wenn ich muß, werde ich mich in eine andere Richtung
orientieren – denn die Erde werde ich zerstören. Sie sehen,
ich bin offen zu Ihnen.«
Der junge Mann bemühte sich um ein Lächeln, das seine
dünnen Wangen spannte, ohne sonst sehr viel Wirkung zu haben.
»Leben Sie wohl – und nochmals vielen Dank«, sagte er,
drehte sich um und ging hinaus.
Amadiro blickte ihm eine Weile nachdenklich nach und berührte
dann einen Kontakt an seinem Schreibtisch.
»Maloon«, sagte er, als Cicis eintrat, »ich
möchte, daß dieser junge Mann rund um die Uhr beobachtet
wird, und ich möchte über jeden informiert werden, mit dem
er spricht. – Jeden! – Ich möchte, daß sie alle
identifiziert und befragt werden. Diejenigen von ihnen, die ich Ihnen
nenne, sollen zu mir gebracht werden. – Aber, Maloon, alles
muß sehr diskret geschehen, nur mit freundlicher
Überredung. Wie Sie wohl wissen, bin ich hier noch nicht der
Herr.«
Aber das würde er am Ende sein. Fastolfe war
sechsunddreißig Dekaden alt und sichtlich am Ende seiner
Kräfte. Und Amadiro war acht Dekaden jünger.
45
Amadiro bekam seine Berichte neun Tage lang.
Mandamus sprach mit seinen Robotern, gelegentlich mit Kollegen in
der Universität und hin und wieder mit Personen in benachbarten
Niederlassungen. Seine Gespräche waren völlig trivialer
Natur, und Amadiro war schon lange bevor die neun Tage um waren zu
dem Entschluß gelangt, daß er nicht würde abwarten
können. Mandamus stand erst am Anfang eines langen Lebens und
hatte vielleicht noch dreißig Dekaden vor sich; Amadiro im
besten Fall noch acht oder zehn.
Und Amadiro, der viel über das nachdachte, was der junge Mann
gesagt hatte, kam mit zunehmender Unruhe zu dem Schluß,
daß er das Risiko nicht eingehen durfte, daß es
vielleicht doch eine brauchbare Möglichkeit gab, die Erde zu
vernichten, und daß er vielleicht diese Möglichkeit
ignorierte. Konnte er zulassen, daß diese Zerstörung sich
erst nach seinem Tode ereignete und er damit nicht ihr Zeuge wurde?
Oder, was fast ebenso schlimm war, zulassen, daß sie zu seinen
Lebzeiten erfolgte, aber unter dem Befehl eines anderen, mit einem
anderen, der den Knopf drückte?
Nein, er mußte es sehen, mußte Zeuge sein und es tun;
warum sonst hätte er diese lange Enttäuschung erdulden
sollen? Mandamus mochte ein Narr sein oder ein Wahnsinniger; aber in
dem Fall mußte Amadiro wenigstens mit Sicherheit wissen,
daß dem so war.
Als er in seinen Überlegungen diesen Punkt erreicht hatte,
ließ Amadiro Mandamus zu sich rufen.
Amadiro begriff, daß er sich, indem er das tat, erniedrigte;
aber diese Erniedrigung war der Preis dafür, um sicherzugehen,
daß er maßgeblichen Anteil hatte, wenn die Erde
vernichtet wurde. Es war ein Preis, den zu bezahlen er bereit
war.
Sogar auf die Möglichkeit bereitete er sich vor, daß
Mandamus triumphierend und überheblich sein Büro betreten
würde; auch das würde er erdulden müssen. Nachher
freilich, falls der Vorschlag des jungen Mannes sich als unsinnig
erweisen sollte, würde er dafür sorgen, daß er
bestraft wurde, und zwar im
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