Foundation 04: Das galaktische Imperium
sind.«
»Letzteres glaube ich nicht.«
Mandamus lächelte. »Warum nicht? Acht Dekaden haben viel
weniger zu bedeuten als vierzig. Jedenfalls müssen wir sie
höflich behandeln – viel höflicher, als wir das in den
Tagen Elijah Baleys mußten. Falls Sie das tröstet –
Fastolfes Politik hat diese Situation herbeigeführt.«
»Für wen sprechen Sie denn überhaupt? Muß
Amadiro sich jetzt etwa dazu überwinden, zu Siedlern
höflich zu sein?«
»Nein, tatsächlich ist es der Rat.«
»Sind Sie ein Sprecher für den Rat?«
»Nicht offiziell. Aber man hat mich gebeten, Sie von dieser
Sache zu informieren – inoffiziell.«
»Und wenn ich diesen Siedler empfange – was ist dann?
Weshalb will er mich sprechen?«
»Das ist es, was wir nicht wissen, Madam. Wir zählen
darauf, daß Sie es uns sagen. Sie sollen ihn empfangen,
herausfinden, was er will, und uns berichten.«
»Wem berichten?«
»Wie ich schon sagte – dem Rat. Der Siedler wird heute
abend zu Ihnen kommen.«
»Sie scheinen anzunehmen, daß ich keine andere Wahl
habe, als mich in die Position eines Informanten zu
begeben.«
Mandamus stand auf; offenbar war seine Mission erfüllt.
»Sie werden kein ›Informant‹ sein. Sie schulden diesem
Siedler nichts. Sie berichten lediglich Ihrer Regierung, und das ist
etwas, wozu jeder loyale Bürger Auroras bereit sein sollte. Sie
wollen doch sicherlich nicht, daß der Rat zu dem Schluß
gelangt, Ihre solarianische Herkunft würde Ihren Patriotismus
für Aurora beeinträchtigen?«
»Sir, ich bin mehr als viermal solange Bürgerin Auroras,
als Sie leben.«
»Ohne Zweifel. Aber Sie sind auf Solaria geboren und dort
aufgewachsen. Sie sind eine etwas ungewöhnliche Anomalie –
eine Auroranerin, die auf einem anderen Planeten geboren ist, und es
ist schwer, das zu vergessen. Das gilt in ganz besonderem Maße,
weil dieser Siedler Sie sprechen möchte und niemand anderen auf
Aurora – und zwar gerade weil Sie auf Solaria geboren
sind.«
»Woher wissen Sie das?«
»Die Annahme liegt nahe. Er hat Sie als ›die
solarianische Frau‹ identifiziert. Es interessiert uns, weshalb
das etwas für ihn bedeutet – jetzt, wo es Solaria nicht
mehr gibt.«
»Fragen Sie ihn doch!«
»Wir ziehen es vor, Sie zu fragen – nachdem Sie ihn
gefragt haben. Ich muß Sie jetzt um die Erlaubnis bitten, gehen
zu dürfen, und danke Ihnen für Ihre
Gastfreundschaft.«
Gladia nickte steif. »Ich erlaube Ihnen zu gehen, und zwar
mit mehr Überzeugung, als ich Ihnen meine Gastfreundschaft
angeboten habe.«
Mandamus ging, dicht gefolgt von seinen Robotern, auf die Tür
zu, blieb aber, kurz bevor er den Raum verließ, stehen, drehte
sich um und sagte: »Das hätte ich beinahe
vergessen…«
»Ja?«
»Der Siedler, der Sie sprechen möchte, heißt
zufälligerweise mit Familiennamen Baley.«
III. DIE KRISE
7
Daneel und Giskard geleiteten Mandamus und seine Roboter mit
robotischer Höflichkeit aus der Niederlassung und gingen dann
– jetzt, da sie schon einmal das Haus verlassen hatten –
eine Runde und vergewisserten sich, daß die niedrigeren Roboter
an ihren Plätzen waren, und registrierten das Wetter (wolkig und
ein wenig kühler, als es der Jahreszeit entsprach).
Daneel meinte: »Dr. Mandamus hat ganz offen zugegeben,
daß die Siedlerwelten jetzt stärker als die Spacer-Welten
sind. Ich hätte nicht erwartet, daß er das tun
würde.«
»Ich auch nicht«, räumte Giskard ein. »Ich war
zwar überzeugt, daß die Siedler im Vergleich zu den
Spacern an Macht zunehmen würden, weil Elijah Baley das vor
vielen Dekaden vorhergesagt hat; aber wann das dem auroranischen Rat
auffallen würde, konnte ich nicht vorherbestimmen. Mir schien
es, als ob die soziale Trägheit dafür sorgen würde,
daß der Rat noch lange nach ihrem Verschwinden von der
Überlegenheit der Spacer überzeugt sein würde. Aber
ich konnte nicht abschätzen, wie lange sie fortfahren
würden, sich selbst zu täuschen.«
»Es erstaunt mich, daß Partner Elijah das vor so langer
Zeit vorhergesehen hat.«
»Menschliche Wesen haben eine Art, über menschliche
Wesen zu denken, die uns fremd ist.« Wäre Giskard
menschlich gewesen, dann hätte die Bemerkung Bedauern oder Neid
ausdrücken können; aber da er ein Roboter war, war sie rein
faktisch. Er fuhr fort: »Ich habe versucht, wenn ich schon nicht
so denken kann, mir durch die Lektüre der menschlichen
Geschichte mehr Wissen darüber zu erwerben. Ganz sicher
müssen doch irgendwo in der langen
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