Foundation 04: Das galaktische Imperium
Daneel und ich werden vor der Kabine bleiben, um sicher
zu sein, daß man Sie nicht noch einmal
belästigt.«
Der Korridor war leer und blieb das auch. Aber Daneel und Giskard
unterhielten sich mit einer Schallwellenintensität unterhalb der
menschlichen Hörschwelle – tauschten ihre Gedanken also in
ihrer kurzen, komprimierten Form aus.
»Madam Gladia hat eine unkluge Entscheidung getroffen, indem
sie sich weigerte, sich zurückzuziehen«, meinte Giskard.
»Soviel ist klar.«
»Ich nehme an, Freund Giskard«, antwortete Daneel,
»es hat keine Möglichkeit gegeben, sie zu einer
Änderung jener Entscheidung zu manövrieren.«
»Sie war zu fest, Freund Daneel, und wurde zu schnell
getroffen. Das gleiche galt auch für die Absicht des Siedlers
Niss. Sowohl seine Neugierde bezüglich Madam Gladia als auch
seine Abscheu und seine Animosität dir gegenüber waren zu
ausgeprägt, als daß man sie ohne ernsthaften mentalen
Schaden hätte manipulieren können. Mit den anderen vier kam
ich zurecht. Es war leicht möglich, sie am Eingreifen zu
hindern. Ihr Staunen darüber, daß du Niss überlegen
warst, hat sie verblüfft, und ich mußte das nur leicht
verstärken.«
»Das war günstig, Freund Giskard. Wenn jene vier sich
Mr. Niss angeschlossen hätten, dann wäre ich vor der
schwierigen Wahl gestanden, entweder Madam Gladia zu einem
erniedrigenden Rückzug zu zwingen oder einen oder zwei der
Siedler schwer zu verletzen, um den anderen Angst zu machen.
Ich nehme an, daß ich die erste Alternative hätte
ergreifen müssen; aber auch die hätte mir schweres
Unbehagen bereitet.«
»Fühlst du dich wohl, Freund Daneel?«
»Durchaus. Der Schaden, den ich Mr. Niss zugefügt habe,
war minimal.«
»Im physischen Sinne war er das, Freund Daneel. In seinem
Bewußtsein aber hat er große Erniedrigung erlitten, und
das war für ihn schlimmer als körperlicher Schaden. Da ich
das empfinden konnte, hätte ich das, was du getan hast, nicht so
leicht tun können. Und dennoch, Freund Daneel…«
»Ja, Freund Giskard?«
»Die Zukunft beunruhigt mich. Auf Aurora konnte ich in all
den Dekaden meiner Existenz langsam arbeiten, konnte warten, bis sich
die Gelegenheit bot, sanft in das eine oder andere Bewußtsein
einzudringen, ohne Schaden zu verursachen; das zu stärken, was
ich vorfand, oder das zu schwächen, was bereits geschwächt
war, oder leicht in Richtung bereits existierender Impulse zu
drücken. Jetzt gehen wir auf eine Krisenzeit zu, in der die
Emotionen sich stark ausprägen, in der man schnell
Entscheidungen treffen muß und in der die Ereignisse sich
beschleunigen und an uns vorbeirasen werden. Wenn ich Nützliches
tun soll, werde ich ebenfalls schnell handeln müssen, und dann
hindern mich die Gesetze der Robotik. Es erfordert Zeit, das subtile
Ausmaß von körperlichem und geistigem Schaden
abzuwägen. Wäre ich allein bei Madam Gladia gewesen, als
die Siedler kamen, so weiß ich nicht, welchen Weg ich
eingeschlagen hätte, den ich nicht als potentiell schädlich
für Madam Gladia oder einen oder mehrere der Siedler oder mich
gesehen hätte – oder möglicherweise für alle
Beteiligten.«
»Und was kann man tun, Freund Giskard?« fragte
Daneel.
»Da es unmöglich ist, die Drei Gesetze zu modifizieren,
Freund Daneel, müssen wir erneut zu dem Schluß gelangen,
daß es gar nichts gibt, das wir tun können. Wir
können nur darauf warten, daß der Schaden
eintritt.«
VII. DER AUFSEHER
23
Auf Solaria war es Morgen, Morgen auf dem Anwesen – ihrem Anwesen. In einiger Entfernung lag die Niederlassung, die ihre Niederlassung hätte sein können. Irgendwie fielen
zwanzig Dekaden von ihr ab, und Aurora schien ihr ein weit entfernter
Ort, den es nie gegeben hatte.
Sie wandte sich zu D. G. um, der gerade damit beschäftigt
war, den Gürtel über seinen dünnen Rock zu schnallen;
einen Gürtel, an dem zwei Waffen hingen. An seiner linken
Hüfte hing die Neuronenpeitsche, an der rechten eine Waffe, die
etwas kürzer und gedrungener aussah; sie nahm an, daß es
sich um eine Laserpistole, einen sogenannten Blaster handelte.
»Gehen wir zum Haus?« fragte sie.
»Ja, später«, sagte D. G. etwas geistesabwesend. Er
untersuchte die beiden Waffen nacheinander und hielt sie sich dabei
ans Ohr, als lauschte er auf das schwache Summen, das ihm
bestätigte, daß sie geladen waren.
»Nur wir vier?« Ihr Blick wanderte automatisch zu den
anderen: D. G. Daneel…
»Wo ist Giskard, Daneel?« fragte sie.
»Er war der
Weitere Kostenlose Bücher