Foundation 04: Das galaktische Imperium
würde – was würden
Sie tun? Und ganz speziell Sie, Mr. Bistervan – was würden Sie tun?«
Bistervan antwortete darauf grimmig: »Ich würde das tun,
was Sie tun, und würde es als ein Zeichen der Schwäche
betrachten; ein Zeichen dafür, daß ich nicht an das Leben
angepaßt bin, und daß ich daher jenen Platz machen
sollte, die stark sind. Frau, reden Sie uns nicht von Verwandtschaft!
Sie sind nicht mit mir verwandt. Sie sind eine von jenen, die uns
verfolgt und versucht haben, uns zu vernichten, als Sie und
Ihresgleichen stark waren, und die jetzt winselnd zu uns kommen, seit
Sie schwach sind.«
Unruhe kam unter den Zuhörern auf; ein Murren, keineswegs ein
freundliches; aber Bistervan ließ nicht locker.
Gladia sagte mit weicher Stimme: »Erinnern Sie sich an das
Böse, das wir getan haben, als wir stark waren?«
»Haben Sie keine Angst, daß wir das je vergessen
werden«, antwortete Bistervan. »Wir denken jeden Tag
daran.«
»Gut! Dann wissen Sie jetzt, was Sie vermeiden müssen.
Sie haben gelernt, daß es Unrecht ist, wenn die Starken die
Schwachen unterdrücken; deshalb werden Sie uns nicht
unterdrücken, wenn das Blatt sich wendet und Sie stark und wir
schwach sind.«
»Ah, ja. So etwas habe ich schon einmal gehört. Als ihr
stark wart, habt ihr nie von Moral gehört; aber jetzt, wo ihr
schwach seid, predigt ihr sie allen Ernstes.«
»Aber als ihr schwach wart, habt ihr alles über die
Moral gewußt, und das Verhalten der Starken hat euch
angewidert; dafür vergeßt ihr die Moral jetzt, wo ihr
stark seid. Es ist doch ganz sicher besser, daß die
Unmoralischen in ihrer widrigen Lage Moral lernen, als daß die
Moralischen im Wohlstand die Moral vergessen.«
»Wir werden geben, was wir empfangen haben«, sagte
Bistervan und hob die geballte Faust.
»Sie sollten geben, was Sie gern empfangen hätten«,
sagte Gladia und streckte die Arme aus, als wollte sie ihn umarmen.
»Da jeder einzelne sich an irgendeine Ungerechtigkeit der
Vergangenheit erinnern kann, die er rächen will, sagen Sie doch,
mein Freund, daß es den Starken zukommt, die Schwachen zu
unterdrücken. Und wenn Sie das sagen, rechtfertigen Sie die
Spacer der Vergangenheit und sollten deshalb in der Gegenwart keine
Klagen haben. Ich sage, diese Unterdrückung war Unrecht, als wir
sie in der Vergangenheit praktizierten, und sie wird ebenso Unrecht
sein, wenn ihr sie in der Zukunft praktiziert. Die Vergangenheit
können wir unglücklicherweise nicht ändern; aber wie
die Zukunft sein soll, können wir noch entscheiden.«
Gladia hielt inne. Und als Bistervan nicht gleich antwortete, rief
sie: »Wie viele wollen eine neue Galaxis und nicht nur,
daß die schlechte, alte Galaxis sich endlos
wiederholt?«
Der Applaus setzte ein; aber Bistervan warf die Arme hoch und
schrie mit Stentorstimme: »Wartet! Wartet! Seid keine Narren!
Halt!«
Langsam trat Stille ein, und Bistervan sagte: »Meint ihr,
diese Frau glaubt, was sie sagt? Meint ihr, die Spacer haben für
uns irgend etwas Gutes im Sinn? Sie denken immer noch, sie seien
stark, und verachten uns immer noch und haben vor, uns zu vernichten
– wenn wir ihnen nicht zuvorkommen. Diese Frau kommt hierher,
und wir begrüßen sie wie die Narren und machen viel
Aufhebens um sie. Nun, wir wollen doch ihre Worte einmal auf den
Prüfstand bringen. Mag doch einer von Ihnen um Genehmigung
nachsuchen, eine Spacer-Welt zu besuchen, und sehen, ob sie erteilt
wird. Oder wenn eine Welt hinter Ihnen steht und Sie drohen
können, wie Captain Baley das getan hat, daß man Ihnen
schließlich gestattet, auf dieser Welt zu landen – wie
wird man Sie dann behandeln? Fragen Sie den Captain doch, ob man ihn
wie einen Verwandten behandelt hat!
Diese Frau ist eine Heuchlerin, ganz gleich, was sie sagt; nein, wegen dem, was sie sagt. Diese Worte sind der gesprochene
Beweis ihrer Heuchelei. Sie stöhnt und jammert über ihr
unzureichendes Immunsystem und sagt, sie müsse sich gegen die
Gefahr der Infektion schützen. Natürlich tut sie das nicht,
weil sie uns für unsauber und krank hält; ich kann mir
vorstellen, daß ihr dieser Gedanke niemals in den Sinn
kommt.
Sie klagt über ihr passives Leben, das durch eine zu stabil
gewordene Gesellschaft und durch eine zu beflissene Schar von
Robotern vor Unglück und Gefahren geschützt ist. Wie sehr
sie das doch hassen muß!
Aber was bringt sie denn hier in Gefahr? Welches Unglück
meint sie denn, könnte ihr auf unserem Planeten widerfahren? Und
doch hat sie zwei Roboter
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