Foundation 05: Das Foundation-Projekt
durcheinandergebracht.
Nehmen wir an, ich möchte veranlassen, daß man mehr
Beamte auf die Straßen von Trantor schickt. In alten Zeiten
hätte ich ein vom Kaiserlichen Sekretär vorbereitetes Blatt
Papier herangezogen, und schwungvoll meinen Namenszug daruntergesetzt
– schon hätten wir mehr Sicherheitsbeamte gehabt.
Heute geht das nicht mehr. Ich muß alles dem Parlament
vorlegen. Das Parlament besteht aus siebentausendfünfhundert
männlichen und weiblichen Abgeordneten, die sich im Handumdrehen
in eine schnatternde Gänseherde verwandeln, sobald jemand einen
Antrag stellt. Erstens, woher sollen die Mittel kommen? Wenn man,
sagen wir, zehntausend neue Beamte einstellt, muß man ihnen
schließlich auch zehntausend Gehälter bezahlen. Und selbst
wenn man im Prinzip einverstanden wäre, wer soll die neuen
Sicherheitskräfte auswählen? Wer soll sie
überwachen?
Die Abgeordneten schreien sich an, streiten bis aufs Messer, es
blitzt und donnert, und letztlich – passiert nichts. Hari, nicht
einmal eine Kleinigkeit wie die Reparatur der defekten
Kuppelbeleuchtung, die Ihnen aufgefallen ist, könnte ich in
Auftrag geben. Wieviel wird das kosten? Wer ist dafür
verantwortlich? Oh, die Beleuchtung wird irgendwann repariert werden,
aber es kann leicht ein paar Monate dauern. Das ist
Demokratie.«
»Ich kann mich erinnern«, sagte Hari Seldon,
»daß sich auch Kaiser Cleon ständig beklagte, er
könne nicht so, wie er wolle.«
»Kaiser Cleon«, sagte Agis ungeduldig, »hatte zwei
hervorragende Kanzler – Demerzel und Sie – und beide
bemühten sich nach Kräften zu verhindern, daß Cleon
irgendwelche Dummheiten machte. Ich habe
siebentausendfünfhundert Kanzler, und einer macht mehr
Dummheiten als der andere. Hari, Sie sind doch gewiß nicht zu
mir gekommen, um sich wegen der Überfälle zu
beklagen?«
»Nein, es ist viel schlimmer. Sire – Agis – ich
brauche Credits.«
Der Kaiser starrte ihn an. »Nach allem, was ich Ihnen eben
dargelegt habe, Hari? Ich habe keine Credits. – O ja,
natürlich sind Credits vorhanden, um das Reich zu verwalten,
aber um daranzukommen, muß ich erst vor meinen
siebentausendfünfhundert Volksvertretern bestehen. Sie
müssen verrückt sein, wenn Sie glauben, ich könnte
einfach hingehen und sagen: ›Ich will Credits für meinen
Freund Hari Seldon‹, und dann bekäme ich in weniger als
zwei Jahren auch nur ein Viertel dessen, was ich verlange. Da
führt kein Weg hin.«
Er zuckte die Achseln und sagte etwas ruhiger: »Verstehen Sie
mich nicht falsch, Hari. Ich würde Ihnen gerne helfen, wenn ich
nur könnte. Schon um Ihrer Enkelin willen.
Wenn ich sie mir so ansehe, habe ich das Gefühl, ich sollte
Ihnen so viele Credits geben, wie Sie nur wollen – aber ich kann
es einfach nicht.«
»Agis«, flehte Seldon, »wenn ich keine Mittel
bekomme, geht die Psychohistorik vor die Hunde – nach fast
vierzig Jahren.«
»Wenn in vierzig Jahren nichts daraus geworden ist, brauchen
Sie ihr keine Träne nachzuweinen.«
»Agis«, sagte Seldon, »ich weiß mir nicht
mehr zu helfen. Man hat mich gerade deshalb überfallen, weil ich
Psychohistoriker bin. Die Menschen betrachten mich als
Unheilspropheten.«
Der Kaiser nickte. »Sie bringen Unglück, Rabe Seldon.
Das habe ich Ihnen schon einmal gesagt.«
Entmutigt stand Seldon auf. »Dann bin ich mit meiner Weisheit
am Ende.«
Auch Wanda erhob sich und trat an seine Seite. Sie reichte ihrem
Großvater bis zur Schulter. Ihr Blick war unverwandt auf den
Kaiser gerichtet.
Hari wandte sich zum Gehen, doch da sagte der Kaiser: »Warten
Sie. Warten Sie. Mir fällt da ein kleines Gedicht ein, das ich
einmal auswendig lernen mußte:
›Weh dir, o Land,
Das Not und Elend plagen.
Wo Reichtümer man häuft
Und Menschen weheklagen.‹«
»Und was soll das bedeuten?« fragte Seldon
bedrückt.
»Das Imperium verfällt und verkommt immer mehr, aber das
hält einige wenige nicht davon ab, sich immer mehr
Reichtümer zu erwerben. Warum wenden Sie sich nicht an unsere
finanzkräftigen Unternehmer? Die brauchen keine Rücksicht
auf irgendwelche Abgeordneten zu nehmen und können Ihnen, wenn
Sie wollen, ohne weiteres einen Creditschein ausstellen.«
Seldon war verblüfft. »Das werde ich
probieren.«
22
»Mr. Bindris.« Hari Seldon reichte seinem Gegenüber
die Hand. »Ich bin so froh, daß ich mit Ihnen sprechen
kann. Es war sehr freundlich von Ihnen, mich zu empfangen.«
»Warum nicht?« sagte Terep Bindris gönnerhaft.
»Ich
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