Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Praxis umsetzbar wäre, hätte sie
keine Ergebnisse zeitigen können, die sich auf eine einzige
Person oder Handlung beziehen.«
»Nicht Sie sind der Mathematiker, Demerzel, sondern er. Ich
glaube, es ist an der Zeit, daß ich ihn mir noch einmal
vorknöpfe. Immerhin ist es nicht mehr lange bis zum
nächsten Zehnjahreskongreß.«
»Es wäre eine sinnlose…«
»Demerzel, ich wünsche es. Sorgen Sie
dafür!«
»Jawohl, Sire.«
16
Raych zappelte innerlich vor Ungeduld, war aber bemüht, sich
nichts anmerken zu lassen. Er saß in einer
behelfsmäßigen Zelle mitten im Labyrinth von Billibotton,
nachdem man ihn durch zahlreiche Gassen geführt hatte, an die er
sich nicht mehr erinnerte. (Ausgerechnet er, der sich in den alten
Zeiten mit nachtwandlerischer Sicherheit durch genau diese Gassen
geschlängelt und jeden Verfolger abgeschüttelt
hätte.)
Der Mann, dem er zuhörte, trug die grüne Uniform der
Joranum-Garde und war entweder ein Missionar, ein Spezialist für
Gehirnwäsche oder ein verhinderter Theologe. Jedenfalls hatte er
sich als Sander Nee vorgestellt und hielt Raych nun in starkem
dahlitischem Akzent einen langen Vortrag, den er eindeutig auswendig
gelernt hatte.
»Wenn das Volk von Dahl Gleichberechtigung will, dann
muß es auch zeigen, daß es reif dafür ist. Strenge
Rechtsstaatlichkeit, Ruhe auf den Straßen und Schluß mit
den unanständigen Vergnügungen sind die Voraussetzungen.
Unsere Gegner werfen uns vor, wir seien aggressiv, weil wir stets
Messer bei uns tragen, und suchen damit ihre eigene Intoleranz zu
rechtfertigen. Rein müssen wir sein in Wort und…«
Raych unterbrach. »Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, Gardist
Nee, ich würde jedes Wort unterschreiben. – Aber ich
muß Mr. Joranum sprechen.«
Der Gardist schüttelte den Kopf. »Das geht nicht, wenn
du keinen Termin hast, keine Genehmigung.«
»Hören Sie, mein Vater ist ein wichtiger Mann an der
Streeling Universität, Mathematikprofessor.«
»Ich kenn’ keinen Professor nicht. – Hast du nicht
gesagt, du bist aus Dahl?«
»Natürlich. Hört man das nicht?«
»Und dein Alter soll Professor an ’ner großen
Universität sein? Das nehm’ ich dir nicht ab.«
»Na ja, eigentlich is’ er ja mein
Adoptivvater.«
Das mußte der Gardist erst verdauen, doch dann
schüttelte er den Kopf. »Kennst du jemand in
Dahl?«
»Da wäre Mutter Rittah. Sie kennt mich bestimmt
noch.« (Sie war damals schon sehr alt gewesen. Inzwischen war
sie vielleicht senil – oder tot.)
»Nie von ihr gehört.«
(Wen gab es sonst noch? Ihm wollte niemand einfallen, dem er
zugetraut hätte, die Begriffsstutzigkeit seines Gegenübers
zu durchdringen. Sein bester Freund war ein Junge namens Smoodgie
gewesen – zumindest war das der einzige Name, unter dem er ihn
kannte. Doch bei aller Verzweiflung konnte Raych sich nicht
vorstellen, den Gardisten zu fragen: ›Kennen Sie jemand in
meinem Alter, der Smoodgie heißt?‹)
Endlich hatte er eine Idee. »Da wäre Yugo
Amaryl.«
Er glaubte, Nees Augen aufleuchten zu sehen. »Wer?«
»Yugo Amaryl«, wiederholte Raych eifrig. »Er
arbeitet für meinen Adoptivvater an der
Universität.«
»Auch ’n Dahliter? Gibt’s denn an deiner
Universität bloß Dahliter?«
»Wir zwei sind die einzigen. Er hat in den Glutsümpfen
gearbeitet.«
»Und wie kommt er dann an die Universität?«
»Mein Vater hat ihn vor acht Jahren aus den Glutsümpfen
rausgeholt.«
»Na schön – ich schicke jemanden her.«
Raych blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Selbst wenn
ihm die Flucht gelänge, wo sollte er sich in Billibottons
unübersichtlichem Gassengewirr verstecken, ohne sofort wieder
aufgegriffen zu werden?
Zwanzig Minuten vergingen, dann kam Nee mit dem Corporal
zurück, der Raych ursprünglich verhaftet hatte. In Raych
regte sich ein Funken Hoffnung: Vielleicht hatte wenigstens dieser
Mann ein bißchen Grips.
Der Corporal fragte: »Was soll das für ein Dahliter
sein, den du kennst?«
»Yugo Amaryl, Corporal, ein Glutsumpfarbeiter, den mein Vater
vor acht Jahren hier in Dahl kennengelernt und mit an die
Universität von Streeling genommen hat.«
»Warum hat er das getan?«
»Mein Vater dachte, Yugo könnte in einem anderen Beruf
mehr leisten als in den Glutsümpfen, Corporal.«
»Zum Beispiel?«
»Als Mathematiker. Er…«
Der Corporal hob die Hand. »In welchem Glutsumpf hat er
gearbeitet?«
Raych überlegte. »Ich war damals noch ein Kind, aber ich
glaube, es war C-2.«
»Fast getroffen.
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