Foundation 05: Das Foundation-Projekt
letzten
Besuch auf das Zeremoniell verzichten.«
»Jawohl, Sire«, sagte Seldon steif. Es war nicht immer
ratsam, sich leger zu geben, nur weil der Kaiser das in einem
Augenblick des Überschwangs befohlen hatte.
Auf eine kaum sichtbare Handbewegung des Kaisers hin erwachte der
Raum zum Leben. Der Tisch deckte sich automatisch, und verschiedene
Gerichte erschienen. Seldon war so verwirrt, daß er nicht alle
Einzelheiten verfolgen konnte.
»Sie speisen doch mit mir, Seldon?« fragte der Kaiser
beiläufig.
Der Form nach war es eine höfliche Frage, aber sie hatte die
Schärfe eines Befehls.
»Es wäre mir eine Ehre, Sire.« Seldon sah sich
vorsichtig um. Natürlich war ihm bekannt, daß man dem
Kaiser keine Fragen stellte (oder jedenfalls keine stellen sollte),
aber er sah keinen anderen Ausweg. So bemerkte er nur ganz ruhig und
möglichst ohne fragenden Unterton: »Der Kanzler speist
nicht mit uns?«
»Nein«, antwortete Cleon. »Er ist im Moment
anderweitig beschäftigt, und ich wollte ohnehin unter vier Augen
mit Ihnen sprechen.«
Eine Weile aßen sie schweigend. Cleon sah Seldon unverwandt
an, und Seldon lächelte zaghaft zurück. Cleon galt nicht
als grausamer oder auch nur verantwortungsloser Monarch, aber
theoretisch konnte er Seldon jederzeit unter irgendeinem Vorwand
festnehmen lassen, und wenn der Kaiser seinen Einfluß geltend
machte, würde der Fall nie vor Gericht kommen. Am besten war es
immer, unbemerkt zu bleiben, und genau das war Seldon im Moment
verwehrt.
Vor acht Jahren, als man ihn von bewaffneten Gardisten in den
Palast hatte holen lassen, mußte es noch schlimmer gewesen
sein. – Doch auch dieser Gedanke konnte Hari nicht
beruhigen.
Dann ergriff Cleon das Wort. »Seldon«, sagte er.
»Der Kanzler ist mir eine große Hilfe, aber manchmal kann
ich mich des Verdachts nicht erwehren, daß man mir nicht
zutraut, eine eigene Meinung zu vertreten. Haben Sie auch diesen
Eindruck?«
»Niemals, Sire«, sagte Seldon ruhig. Es war nicht gut,
zu heftig zu protestieren.
»Ich glaube Ihnen kein Wort. Trotz alledem habe ich meinen
eigenen Kopf, und ich habe nicht vergessen, daß Sie, als Sie
nach Trantor kamen, an dieser sogenannten Psychohistorik
herumbastelten.«
»Dann haben Sie gewiß auch nicht vergessen, Sire«,
sagte Seldon leise, »daß ich Ihnen damals erklärte,
es handle sich um eine mathematische Theorie, die nicht in die Praxis
umzusetzen sei.«
»Das war damals. Behaupten Sie das immer noch?«
»Jawohl, Sire.«
»Haben Sie seither daran weitergearbeitet?«
»Gelegentlich beschäftige ich mich zum Spaß damit,
aber ich komme nicht weiter. Leider macht sich immer wieder das Chaos
breit, und die Trefferwahrscheinlichkeit bei den
Vorhersagen…«
Der Kaiser unterbrach. »Ich möchte, daß Sie ein
ganz bestimmtes Problem in Angriff nehmen. – Greifen Sie doch
zu, Seldon. Das Dessert ist hervorragend.«
»Um was für ein Problem handelt es sich, Sire?«
»Um diesen Joranum. Demerzel sagt – ach, in aller
Höflichkeit natürlich –, ich dürfte weder den
Mann selbst verhaften lassen, noch die Streitkräfte einsetzen,
um seine Anhängerschaft zu vernichten. Er behauptet, damit
würde ich die Lage nur verschlimmern.«
»Wenn der Kanzler das sagt, hat er vermutlich seine
Gründe.«
»Ich will aber nicht, daß dieser Joranum… Auf
jeden Fall will ich nicht zu seiner Marionette werden. Und
Demerzel rührt keinen Finger.«
»Er tut sicher, was er kann, Sire.«
»Selbst wenn er sich bemühen sollte, die Schwierigkeiten
zu mildern, mich hält er jedenfalls nicht auf dem
laufenden.«
»Vielleicht aus dem durchaus verständlichen Wunsch
heraus, Sire, Sie nicht in die Auseinandersetzungen hineinzuziehen.
Womöglich befürchtet der Kanzler, wenn Joranum… wenn
Joranum…«
»An die Macht käme«, ergänzte Cleon mit
grenzenlosem Abscheu.
»Ja, Sire. Es wäre ungünstig, wenn es dann so
aussähe, als hätten Sie persönliche Vorbehalte gegen
ihn. Um den Bestand des Imperiums zu sichern, müssen Sie
über allem stehen.«
»Ich würde den Bestand des Imperiums sehr viel lieber
ohne Joranum sichern. Was schlagen Sie vor. Seldon?«
»Ich, Sire?«
»Sie, Seldon«, rief Cleon gereizt. »Lassen Sie sich
eines gesagt sein: Ich glaube Ihnen nicht, wenn Sie Ihre
Psychohistorik nur als Spiel bezeichnen. Demerzel ist weiterhin gut
Freund mit Ihnen. Halten Sie mich für so blind, daß mir
das entgangen ist? Er erwartet etwas von Ihnen. Er erwartet
die Psychohistorik von Ihnen, und da ich kein
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