Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Dummkopf bin, erwarte
ich das gleiche. – Seldon, sind Sie für Joranum? Die
Wahrheit!«
»Nein, Sire, ich bin nicht für ihn. Ich betrachte ihn
als tödliche Gefahr für das Imperium.«
»Schön. Ich glaube Ihnen. Wie ich hörte, haben Sie
ganz allein einen Joranumiten-Krawall auf dem Gelände Ihrer
Universität verhindert.«
»Eine vollkommen spontane Aktion, Sire.«
»Suchen Sie sich einen Dümmeren als mich, um ihm das zu
erzählen. Sie hatten mit Ihrer Psychohistorik alles
vorausberechnet.«
»Sire!«
»Sparen Sie sich die Proteste. Was unternehmen Sie gegen
Joranum? Sie müssen etwas unternehmen, wenn Sie auf der Seite
des Imperiums stehen.«
»Sire.« Seldon war vorsichtig geworden, er konnte nicht
einschätzen, wieviel der Kaiser wußte. »Ich habe
meinen Sohn in den Dahl-Bezirk geschickt, damit er bei Joranum
vorspricht.«
»Wozu?«
»Mein Sohn ist Dahliter – und ein heller Kopf.
Vielleicht entdeckt er etwas, das wir verwenden
können.«
»Vielleicht?«
»Nur vielleicht, Sire.«
»Sie werden mich auf dem laufenden halten?«
»Ja, Sire.«
»Und, Seldon, erzählen Sie mir nicht noch einmal, die
Psychohistorik sei nur ein Spielchen, sie existiere gar nicht. Das
will ich nicht hören. Ich erwarte von Ihnen, daß Sie etwas
gegen Joranum unternehmen. Ich weiß nicht, was Sie tun
könnten, aber etwas müssen Sie tun. Keine Widerrede. Sie
dürfen gehen.«
Seldon kehrte in weitaus trüberer Stimmung an die Streeling
Universität zurück, als er sie verlassen hatte. Cleons
Worte hatten so geklungen, als würde er keinen Mißerfolg
dulden.
Jetzt hing alles von Raych ab.
18
Raych saß im Warteraum eines öffentlichen Gebäudes
in Dahl, in das er sich als zerlumpter Gassenjunge nie hineingewagt
hätte – niemals hätte hineinwagen können. Wenn er ganz ehrlich war, fühlte er sich auch jetzt nicht
ganz wohl in seiner Haut, sondern kam sich eher vor wie ein
unbefugter Eindringling.
Er versuchte, gelassen zu wirken, vertrauenswürdig,
liebenswert.
Dad hatte ihm versichert, er besitze diese Ausstrahlung, doch er
selbst hatte nie etwas davon bemerkt. Falls es eine Gabe der Natur
war, verdarb er am Ende noch alles, wenn er sich allzu verkrampft
bemühte, als das zu erscheinen, was er doch ohnehin war.
Er entspannte sich ganz bewußt, behielt aber dabei den
Funktionär im Auge, der am Schreibtisch saß und an einem
Computer arbeitete. Der Mann war kein Dahliter. Er hieß Gambol
Deen Namarti und hatte Joranum bei dem Treffen mit Dad begleitet, an
dem auch Raych teilgenommen hatte.
Dann und wann hob Namarti an seinem Schreibtisch den Kopf und warf
Raych einen feindseligen Blick zu. Dieser Namarti kaufte ihm nicht
ab, daß er liebenswert war, das sah Raych ganz deutlich.
Raych vermied es, Namartis Feindseligkeit mit einem freundlichen
Lächeln zu begegnen. Das wäre zu unnatürlich gewesen.
Er wartete einfach ab. Schließlich hatte er schon eine ganze
Menge erreicht. Joranum wurde erwartet, und wenn er wirklich kam,
würde Raych auch Gelegenheit haben, mit ihm zu sprechen.
Und dann kam Joranum tatsächlich hereingerauscht, jenes
Lächeln voller Herzlichkeit und Zuversicht im Gesicht, mit dem
er die Massen bezauberte. Namarti hob die Hand, Joranum blieb stehen,
und die beiden sprachen leise miteinander. Raych bemühte sich
vergeblich, eine teilnahmslose Miene aufzusetzen, während er sie
gespannt beobachtete. Er war ziemlich sicher, daß Namarti sich
gegen das erbetene Treffen aussprach, und das kränkte ihn.
Dann sah Joranum zu ihm hin und schob Namarti lächelnd
beiseite. Namarti mochte zwar der Kopf der Organisation sein, ging es
Raych durch den Sinn, aber der Mann mit dem Charisma war eindeutig
Joranum.
Joranum ging auf ihn zu und streckte ihm seine fleischige, ein
wenig feuchte Hand entgegen. »So, so. Sie sind also der junge
Mann von Professor Seldon. Wie geht es Ihnen?«
»Vielen Dank, mir geht es gut.«
»Wie ich höre, hatten Sie es nicht ganz leicht, bis zu
mir vorzudringen.«
»So schlimm war es nicht.«
»Sie bringen mir gewiß eine Botschaft Ihres Vaters. Ich
hoffe sehr, er hat seine Meinung geändert und ist nun doch
bereit, sich meinem großen Kreuzzug
anzuschließen.«
»Das glaube ich nicht.«
Joranum runzelte die Stirn. »Sind Sie etwa ohne sein Wissen
hier?«
»Nein, er hat mich geschickt.«
»Ich verstehe. – Haben Sie Hunger, mein Junge?«
»Im Moment nicht.«
»Wären Sie mir böse, wenn ich etwas esse? Mir
bleibt nicht viel Zeit für die kleinen Freuden des
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