Foundation 05: Das Foundation-Projekt
dafür sorgen, daß Dors
das Thema nicht mehr erwähnt – wenigstens nicht Wanda
gegenüber.«
»Gut. Auch wenn sie Wandas Großmutter ist, Hari, ich
bin immerhin ihre Mutter, und meine Wünsche haben
Vorrang.«
»Selbstverständlich.« Manella war zufrieden und
ging. Hari sah ihr nach. Das war die zweite Last – diese nicht
enden wollende Rivalität zwischen den beiden Frauen.
9
Tamwile Elar, sechsunddreißig Jahre alt, war vier Jahre
zuvor als leitender Mathematiker zu Seldons Projekt Psychohistorik
gestoßen. Der hochgewachsene Mann mit dem verschmitzten Blick
verfügte über ein ausgeprägtes
Selbstbewußtsein.
Sein braunes Haar war leicht gewellt, was um so mehr auffiel, als
er es ziemlich lang trug. Er neigte dazu, unerwartet in
Gelächter auszubrechen, aber an seinen mathematischen
Fähigkeiten war nichts auszusetzen.
Man hatte Elar der Universität von West Mandanov abgeworben,
und Seldon mußte jedesmal lächeln, wenn er daran dachte,
mit wieviel Mißtrauen Yugo Amaryl dem Neuen anfangs begegnet
war. Aber Amaryl war schließlich immer mißtrauisch. Im
Innersten hätte er es vorgezogen (davon war Seldon
überzeugt), wenn die Psychohistorik seine und Haris
Privatdisziplin geblieben wäre.
Doch mittlerweile gestand sogar Amaryl ein, daß sich die
Situation ungeheuer verbessert hatte, seit Elar dem Team
angehörte. »Seine Verfahren zur Chaosvermeidung sind
faszinierend«, sagte Amaryl. »Dazu wäre kein anderer
Projektangehöriger imstande gewesen. Ich bin jedenfalls nie auf
solche Ideen gekommen. Und du auch nicht, Hari.«
»Schon gut«, brummte Seldon mürrisch. »Ich
werde eben alt.«
»Wenn er nur nicht so laut lachen würde«, sagte
Amaryl.
»Für sein Lachen kann niemand etwas.«
In Wahrheit fiel es Seldon freilich selbst nicht leicht, Elar zu
akzeptieren. Er empfand es als demütigend, daß er selbst
von den ›achaotischen Gleichungen‹, wie man sie jetzt
nannte, meilenweit entfernt gewesen war. Er war auch nicht auf das
Prinzip des Elektro-Clarifikators gekommen, aber das störte ihn
nicht weiter – das war nicht sein Metier. Die achaotischen
Gleichungen dagegen, das wäre wirklich seine Sache gewesen
– zumindest in Ansätzen.
Er mahnte sich selbst zur Vernunft. Er, Hari Seldon, hatte das
gesamte Fundament der Psychohistorik erarbeitet, und daraus hatten
sich die achaotischen Gleichungen organisch entwickelt. Hätte
Elar vor drei Jahrzehnten Seldons Stelle einnehmen können? Ganz
gewiß nicht. War es denn wirklich so bemerkenswert, daß
Elar das Prinzip des Achaotismus entdeckt hatte, nachdem der
Grundstein gelegt war?
Lauter einleuchtende, stichhaltige Argumente, dennoch wurde Seldon
ein gewisses Unbehagen in Elars Gegenwart nicht los. Ein Hauch von
Nervosität. Die Mattigkeit des Alters neben der
überschäumenden Kraft der Jugend.
Dabei ließ ihn Elar den Altersunterschied nie bewußt
spüren. Nie erlaubte er sich die kleinste Respektlosigkeit, nie
deutete er auch nur an, der Ältere habe seine besten Jahre
vielleicht schon hinter sich.
Gewiß, Elar zeigte großes Interesse an den
bevorstehenden Festlichkeiten und hatte sogar, wie Seldon erfahren
hatte, als erster den Vorschlag gemacht, diesen Geburtstag im
großen Rahmen zu begehen. (War das etwa eine boshafte
Anspielung auf sein Alter?) Seldon schlug sich den Gedanken aus dem
Kopf. Wenn er schon so etwas glaubte, dann hatte er sich wohl
endgültig von Dors’ ständigem Mißtrauen
anstecken lassen.
Elar kam auf ihn zu und sagte: »Maestro…« Und
Seldon zuckte wie immer zusammen. Ihm war es viel lieber, wenn die
leitenden Projektmitarbeiter ihn Hari nannten, aber lohnte es sich
wirklich, sich wegen einer solchen Bagatelle aufzuregen?
»Maestro«, sagte Elar. »Es heißt, Sie seien
zu einer Besprechung mit General Tennar bestellt worden.«
»Ja. Er ist das neue Oberhaupt der Militärjunta, und
vermutlich will er fragen, was es mit unserer Psychohistorik
überhaupt auf sich hat. Die Frage stellt man mir seit den Tagen
Cleons und Demerzels.« (Das neue Oberhaupt! Die Junta erinnerte
an ein Kaleidoskop, in regelmäßigen Abständen fielen
einige Mitglieder in Ungnade, und andere, völlig unbekannte
Gestalten stiegen rasant nach oben.)
»Aber soweit ich verstanden habe, will er Sie gerade jetzt
sprechen – mitten in der Geburtstagsfeier.«
»Das ist nicht weiter schlimm. Sie können ja auch ohne
mich feiern.«
»Nein, Maestro, das können wir nicht. Sie sind uns
hoffentlich nicht böse, aber einige von uns haben
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