Foundation 05: Das Foundation-Projekt
eine Spur von Ungeduld anmerken lassen, ein Zeichen dafür, wie verstört er war. Nun fuhr er fort: »Wie gesagt, wir wollen die Psychohistorik, aber ohne Seldon. Der Mann ist ohnehin am Ende. Je mehr ich mich mit ihm beschäftige, desto deutlicher erweist er sich als alternder Gelehrter, der von vergangenen Ruhmestaten zehrt. Er hatte fast dreißig Jahre Zeit, die Psychohistorik zum Erfolg zu führen, und es ist ihm nicht gelungen. Ohne ihn, mit neuen Männern am Ruder, könnte die Wissenschaft raschere Fortschritte machen.«
»Ganz Ihrer Meinung. Und was fangen wir mit der Frau an?«
»Das ist ein Problem. Wir haben sie bisher nicht berücksichtigt, weil sie sich betont im Hintergrund gehalten hat. Unterdessen befürchte ich freilich sehr, daß es, solange sie am Leben ist, schwierig, ja fast unmöglich sein wird, Seldon zu beseitigen, ohne Aufsehen zu erregen und ohne die Regierung mit hineinzuziehen.«
»Sie glauben wirklich, sie könnte Sie und mich in Stücke reißen – nur weil sie glaubt, wir hätten ihrem teuren Gatten etwas angetan?« Der General kräuselte verächtlich die Lippen.
»Zuzutrauen wäre es ihr, und obendrein wird sie eine Rebellion anzetteln. Alles wird genauso kommen, wie sie es versprochen hat.«
»Sie werden sich doch nicht zum Feigling entwickeln?«
»Ich darf doch bitten, General. Ich bemühe mich nur, um eine vernünftige Einschätzung der Lage. Von Feigheit kann nicht die Rede sein. Wir müssen dieses Tigerweib irgendwie ausschalten.« Er hielt inne und dachte nach. »Meine Quellen haben mich darauf im übrigen schon früher aufmerksam gemacht, und ich muß zugeben, der Angelegenheit viel zu wenig Beachtung geschenkt zu haben.«
»Und wie, glauben Sie, kann man sie loswerden?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Linn. Und dann, langsamer: »Aber vielleicht jemand anderer.«
18
Auch Seldon hatte eine unruhige Nacht verbracht, und der neue Tag versprach kaum besser zu werden. Es kam nicht allzuoft vor, daß Hari auf Dors wütend war. Aber diesmal war er sehr wütend.
»Was für eine Riesendummheit!« sagte er. »War es noch nicht genug, in Scharen im Hotel am Kuppelende aufzutauchen? Das allein hätte in einem paranoiden Herrscher bereits die schlimmsten Verschwörungsängste wecken können.«
»Wieso denn? Wir waren unbewaffnet, Hari. Das Ganze war eine Art Urlaub, der krönende Abschluß deiner Geburtstagsfeier. Wir stellten doch keine Bedrohung dar.«
»Schön, und dann mußtest du in die Kaiserlichen Gärten eindringen. Das war unverzeihlich. Und du mußtest zum Palast rasen und in meine Besprechung mit dem General hineinplatzen, obwohl ich ganz ausdrücklich – und nicht nur einmal – klargemacht hatte, daß ich dich nicht dabeihaben wollte. Ich hatte nämlich eigene Pläne.«
»Deine Wünsche, deine Befehle und deine Pläne«, sagte Dors, »sind für mich zweitrangig. An erster Stelle steht immer noch deine Sicherheit.«
»Ich war nicht in Gefahr.«
»Davon durfte ich nicht so ohne weiteres ausgehen. Zweimal hat man dir bereits nach dem Leben getrachtet. Wie kannst du so sicher sein, daß es kein drittes Mal geben wird?«
»Die Anschläge erfolgten beide in meiner Amtszeit als Kanzler. Damals hätte es sich wahrscheinlich gelohnt, mich zu töten. Aber wer sollte einen ältlichen Mathematiker umbringen wollen?«
»Genau das ist es, was ich herausfinden und was ich verhindern will«, sagte Dors. »Und dazu muß ich zuallererst einige Verhöre innerhalb des Projekts führen.«
»Nein. Du bringst mir nur die Leute durcheinander. Laß sie in Ruhe.«
»Den Gefallen kann ich dir nicht tun. Hari, ich habe den Auftrag, dich zu beschützen, und darum bemühe ich mich seit nunmehr achtundzwanzig Jahren. Du kannst es mir jetzt nicht auf einmal verbieten.«
Ein Blick aus ihren funkelnden Augen genügte, um Seldon klarzumachen, daß Dors tun würde, was sie für richtig hielt, ungeachtet seiner Wünsche oder Befehle.
Seldons Sicherheit hatte Vorrang.
19
»Darf ich stören, Yugo?«
»Aber natürlich, Dors.« Yugo Amaryl lächelte breit. »Du störst doch nie. Was kann ich für dich tun?«
»Ich muß ein paar Dinge aufklären, Yugo. Würdest du mir dabei behilflich sein?«
»Jederzeit, wenn ich kann.«
»Im Projekt wird ein Gerät verwendet, das ihr den Primärradianten nennt. Ich habe immer wieder davon gehört. Hari spricht oft davon, ich glaube also zu wissen, was geschieht, wenn er in Betrieb ist, aber mit eigenen Augen habe ich es noch nie
Weitere Kostenlose Bücher