Foundation 05: Das Foundation-Projekt
brauchen Professor Seldon nur in Frieden zu lassen.«
»Wir haben nicht die Absicht, ihm irgendwie zu schaden.«
»Wozu dann dieses Gespräch?«
»Was ist daran so unverständlich? Der General möchte wissen, was es mit dieser Psychohistorik auf sich hat. Wir haben Zugang zu den Regierungsarchiven. Der alte Kaiser Cleon zeigte Interesse daran, und Demerzel, als er noch Kanzler war, desgleichen. Warum also nicht auch wir? Sogar noch mehr.«
»Wieso noch mehr?«
»Weil inzwischen viel Zeit vergangen ist. Wenn ich recht verstanden habe, war die Psychohistorik ursprünglich nicht mehr als eine Idee von Professor Seldon. Nun arbeitet er schon seit fast dreißig Jahren mit wachsendem Einsatz und einer immer größeren Zahl von Hilfskräften daran. Da seine Forschungen fast ausschließlich vom Staat finanziert werden, ist alles, was an neuen Erkenntnissen und Verfahren dabei abfällt, im Grunde Eigentum der Regierung. Also gedenken wir, ihm auf den Zahn zu fühlen, denn seit Demerzels und Cleons Zeiten muß die Psychohistorik schließlich sehr viel weiter vorangekommen sein, und wir erwarten Antworten auf unsere Fragen. Wir brauchen handfeste Resultate, nicht nur visionäre Gleichungen, die sich durch die Luft ringeln. Haben Sie mich verstanden?«
»Ja.« Dors runzelte die Stirn.
»Und noch etwas. Sie sollten nicht glauben, daß nur die Regierung eine Gefahr für Ihren Mann darstellt und daß Sie sofort gegen uns vorgehen müßten, sollte ihm etwas zustoßen. Ich möchte zu bedenken geben, daß Professor Seldon auch persönliche Feinde haben könnte. Nicht, daß mir etwas in dieser Richtung bekannt wäre, aber es läßt sich doch immerhin nicht ausschließen.«
»Ich werde daran denken. Im Moment verlange ich nur, daß Sie es mir ermöglichen, bei dem Gespräch meines Mannes mit dem General anwesend zu sein. Ich möchte ganz sichergehen, daß ihm nichts geschieht.«
»Das wird nicht leicht sein und einige Zeit in Anspruch nehmen. Auf keinen Fall könnte ich die Unterhaltung stören, aber wenn Sie warten wollen, bis sie beendet ist…«
»Nehmen Sie sich soviel Zeit, wie Sie brauchen. Aber wagen Sie nicht, ein falsches Spiel mit mir zu treiben, Sie würden es nicht überleben.«
16
General Tennar starrte Hari Seldon glubschäugig an, während er mit den Fingern leicht auf die Schreibtischplatte trommelte.
»Dreißig Jahre«, sagte er. »Dreißig Jahre, und da behaupten Sie, Sie hätten immer noch nichts vorzuweisen?«
»Genaugenommen erst achtundzwanzig Jahre, General.«
Darauf ging Tennar nicht ein. »Und alles auf Regierungskosten. Wissen Sie, wie viele Milliarden Credits bereits in Ihr Projekt geflossen sind, Professor?«
»Ich habe nicht mitgezählt, General, aber wir haben Unterlagen, nach denen sich Ihre Frage in Sekundenschnelle beantworten ließe.«
»Die haben wir auch. Aber die Regierung, Professor, ist keine unerschöpflich sprudelnde Geldquelle. Wir leben nicht mehr in den alten Zeiten. Wir können uns Cleons unbekümmerte Finanzpolitik nicht länger leisten. Steuererhöhungen sind schwer durchzusetzen, und wir brauchen die Credits für so viele Dinge. Ich habe Sie hergebeten, weil ich hoffte, Sie könnten uns mit Ihrer Psychohistorik in irgendeiner Weise behilflich sein. Sollte das nicht der Fall sein, so werden wir, das sage ich Ihnen ganz offen, den Hahn zudrehen müssen. Wenn Sie Ihre Forschungen auch ohne Regierungsgelder fortsetzen können, so tun Sie das, denn solange Sie nichts vorzuweisen haben, was die Aufwendungen rechtfertigt, wird Ihnen gar nichts anderes übrigbleiben.«
»General, Sie stellen Forderungen, die ich nicht erfüllen kann, aber wenn Sie als Antwort darauf jegliche Regierungsunterstützung einstellen, verschleudern Sie die Zukunft. Lassen Sie mir Zeit, irgendwann…«
»Dieses ›irgendwann‹ hören die verschiedenen Regierungen nun schon seit Jahrzehnten von Ihnen. Stellen Sie übrigens nicht die Behauptung auf, Professor, Ihrer Psychohistorik zufolge sei die Junta instabil, mein Regime sei instabil und beides würde binnen kurzem zusammenbrechen?«
Seldon runzelte die Stirn. »Die Technik ist noch nicht so ausgereift, als daß ich dergleichen als psychohistorische Erkenntnis ausgeben könnte.«
»Ich behaupte, daß die Psychohistorik genau dieses Fazit zieht, und daß dies innerhalb Ihres Projekts allgemein bekannt ist.«
»Nein«, ereiferte sich Seldon. »Keineswegs. Mag sein, daß bestimmte Relationen von einigen Mitarbeitern dahingehend
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