Foundation 05: Das Foundation-Projekt
interpretiert wurden, daß die Junta eine instabile Regierungsform sein könnte, aber es gibt andere Relationen, aus denen man ohne weiteres das Gegenteil, also eine Stabilitätsprognose herauslesen könnte. Aus diesem Grund müssen wir unsere Arbeit ja unbedingt fortsetzen. Im Moment ist es noch allzu einfach, mit unvollständigen Daten und nicht ganz schlüssigen Argumentationen zu jedem gewünschten Ergebnis zu gelangen.«
»Aber wenn Sie nun mit dem Ergebnis an die Öffentlichkeit träten, die Regierung sei instabil, und hinzufügten, dies sei eine psychohistorisch begründete Aussage – selbst wenn dem gar nicht so wäre –, würde das die Instabilität nicht noch weiter fördern?«
»Das ist durchaus möglich, General. Und wenn wir verkündeten, die Regierung sei stabil, so könnte das zu ihrer Stabilität beitragen. Genau die gleiche Diskussion habe ich zu verschiedenen Gelegenheiten mit Kaiser Cleon geführt. Man könnte aus der Psychohistorik ein Instrument zur Manipulation menschlicher Emotionen machen, um damit kurzfristig bestimmte Resultate zu erzielen. Auf lange Sicht würden sich solche Prognosen freilich mit großer Wahrscheinlichkeit als unvollständig oder gar falsch erweisen, damit würde die Psychohistorik alle Glaubwürdigkeit verlieren, und dann wäre es genauso, als hätte sie nie existiert.«
»Genug! Sagen Sie mir rundheraus: Was verrät Ihnen die Psychohistorik in bezug auf meine Regierung?«
»Wir glauben, daß sie Elemente der Instabilität enthält, aber wir können nicht genau sagen – und werden es auch niemals können –, auf welche Weise sich dieser Zustand verschlimmern oder verbessern ließe.«
»Mit anderen Worten, die Psychohistorik sagt Ihnen nur, was Sie auch ohne sie wüßten, und dafür hat die Regierung nun die Credits mit beiden Händen zum Fenster hinausgeworfen.«
»Irgendwann kommt der Augenblick, in dem uns die Psychohistorik Dinge sagen wird, die wir ohne sie nicht wüßten, und dann wird sich die Investition um ein Vielfaches auszahlen.«
»Und wie lange wird es bis dahin noch dauern?«
»Nicht allzulange, hoffe ich. Wir haben in den letzten Jahren recht erfreuliche Fortschritte gemacht.«
Wieder trommelte Tennar mit dem Fingernagel auf die Schreibtischplatte. »Das reicht nicht. Ich brauche etwas, das uns jetzt hilft. Eine nützliche Information.«
Seldon überlegte. »Ich könnte Ihnen eine detaillierte Analyse erstellen, aber so etwas braucht seine Zeit.«
»Selbstverständlich. Tage, Monate, Jahre. – Aus dem einen oder anderen Grund wird sie niemals fertig werden. Halten Sie mich für einen Idioten?«
»Gewiß nicht, General. Aber auch ich möchte nicht, daß man mich für einen Idioten hält. Eine Erkenntnis kann ich Ihnen immerhin anbieten, etwas, wofür ich ganz allein die Verantwortung übernehme. Ich bin bei meinen psychohistorischen Forschungen auf dieses Phänomen gestoßen, aber es könnte sein, daß ich es falsch gedeutet habe. Wenn Sie jedoch darauf bestehen…«
»Ich bestehe darauf.«
»Sie haben vorhin das Thema Steuern angesprochen. Steuererhöhungen seien schwer durchzusetzen, sagen Sie.
Gewiß. Das ist immer so. Eine Regierung kann Ihre Arbeit nur tun, indem sie in der einen oder anderen Form den Reichtum der Bevölkerung abschöpft. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, an die nötigen Mittel zu kommen, erstens, man beraubt einen Nachbarn, oder zweitens, man bringt die eigenen Bürger dazu, die Credits aus freien Stücken und ohne Widerstand herauszurücken.
Seit sich die Welten zu einem Galaktischen Imperium zusammengeschlossen haben, das seit Jahrtausenden halbwegs seinen Zweck erfüllt, gibt es keine Nachbarn mehr, die man berauben könnte, bestenfalls darf man gelegentlich eine Rebellion niederschlagen. Das geschieht freilich nicht oft genug, als daß eine Regierung davon bestehen könnte – andernfalls wäre die Regierung ohnehin viel zu instabil, um lange zu halten.«
Seldon holte tief Atem und fuhr fort. »Folglich muß man sich seine Credits beschaffen, indem man von den Bürgern verlangt, einen Teil ihres Vermögens abzutreten. Wenn die Regierung damit sinnvoll arbeitet, haben die Bürger ihre Credits vermutlich besser angelegt, als wenn sie sie – jeder für sich – gehortet, dabei aber in einer Anarchie ohne feste Ordnung in ständiger Gefahr gelebt hätten.
Obwohl es sich also um ein vernünftiges Ansinnen handelt und die Bürgerschaft gut beraten ist, mit ihren Steuern die Erhaltung einer stabilen und
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