Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Dienstjahren voraus sind. Das könnte zu politischen Komplikationen führen. Ich finde ja, wir sollten unsere Zeit nicht mit projektinterner Politik verschwenden, aber Hari… Na, du kennst ihn ja.«
»Ja, ich kenne ihn. Wenn ich dir nun sage, daß Linn den Primärradianten gesehen hat?«
»Linn?«
»Oberst Hender Linn von der Junta. Tennars Lakai.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen, Dors.«
»Er hat von Gleichungen gesprochen, die sich durch die Luft ringeln, und eben habe ich selbst beobachtet, wie der Primärradiant solche Gleichungen erzeugt. Ich werde den Verdacht nicht los, daß er hier war und ihn in Aktion erlebt hat.«
Amaryl schüttelte den Kopf. »Undenkbar, daß jemand ein Mitglied der Junta in Haris – oder in mein – Büro mitnehmen sollte.«
»Wem im Projekt würdest du zutrauen, auf diese Weise mit der Junta zusammenzuarbeiten?«
»Niemandem«, sagte Amaryl kategorisch und im Brustton der Überzeugung. »Völlig unmöglich. Vielleicht hat Linn den Primärradianten gar nicht gesehen, vielleicht hat man ihm nur davon erzählt.«
»Und wer könnte ihm davon erzählt haben?«
Amaryl überlegte, dann sage er: »Niemand.«
»Du hast vorhin in Zusammenhang mit der Überlegung, Elar einen dritten Primärradianten zuzugestehen, von projektinterner Politik gesprochen. In einem Projekt dieser Größe mit Hunderten von Mitarbeitern gibt es doch sicher andauernd kleinere Fehden – Reibereien – Streitigkeiten.«
»O ja. Der arme Hari erzählt mir gelegentlich davon. Er muß sich auf die eine oder andere Weise damit befassen, und ich kann gut nachfühlen, wie lästig ihm das ist.«
»Sind die Fehden so schlimm, daß die Arbeit am Projekt davon beeinträchtigt wird?«
»Nicht ernstlich.«
»Gibt es besonders streitlustige Mitarbeiter, Leute, die mehr Unmut auf sich ziehen als andere? Kurzum, könnte man durch Entfernung von fünf oder sechs Prozent des Personals vielleicht neunzig Prozent der Reibereien aus der Welt schaffen?«
Amaryl zog die Augenbrauen hoch. »Hört sich gut an, aber ich wüßte nicht, wen man dazu entlassen müßte. So tief bin ich in diese politischen Dinge auch nie eingestiegen. Ganz sind sie nicht abzustellen, also gehe ich ihnen für meinen Teil einfach aus dem Weg.«
»Das ist ja merkwürdig«, sagte Dors. »Sprichst du damit der Psychohistorik nicht jegliche Glaubwürdigkeit ab?«
»Inwiefern?«
»Einerseits behauptest du, soweit fortgeschritten zu sein, daß du die Zukunft vorhersagen und sogar steuern kannst, und dann bist du nicht einmal imstande, etwas so Hausgemachtes wie die persönlichen Reibereien innerhalb genau dieses ach so vielversprechenden Projekts zu analysieren und zu korrigieren?«
Amaryl lachte leise in sich hinein, eine ungewöhnliche Reaktion, denn Humor war seinem Wesen eher fremd. »Sei mir nicht böse, Dors, aber du hast dir genau das eine Problem herausgepickt, das wir in gewissem Sinne gelöst haben. Hari selbst hat schon vor Jahren die Gleichungen identifiziert, in denen sich die Probleme mit persönlichen Reibereien ausdrückten, und ich habe erst im vergangenen Jahr letzte Hand daran gelegt.
Ich habe festgestellt, daß es Möglichkeiten gibt, die Gleichungen so zu verändern, daß sie eine Verringerung der Reibung anzeigen. In jedem dieser Fälle führte jedoch eine Verringerung der Reibungen an einer Stelle zu einem Anstieg an einer anderen. Kein einziges Mal kam es zu einem Gesamtschwund oder auch zu einem Gesamtanstieg der Reibungen innerhalb einer geschlossenen Gruppe – einer Gruppe also, in der weder alte Mitglieder ausscheiden, noch neue hinzukommen. Mit Hilfe von Elars achaotischen Gleichungen konnte ich beweisen, daß dies für jeden Fall gilt, ungeachtet aller möglichen Gegenmaßnahmen. Hari spricht in diesem Zusammenhang vom ›Erhaltungssatz privater Probleme.‹
Diese Erkenntnis führte zu der Annahme, die gesellschaftliche Dynamik kenne ebenso Erhaltungssätze wie die Physik, und tatsächlich haben sich diese Gesetze als die bestmöglichen Instrumente zur Lösung der wirklich problematischen Aspekte der Psychohistorik erwiesen.«
»Beeindruckend«, gab Dors zu. »Aber wenn du nun am Ende erkennst, daß gar nichts verändert werden kann, daß alles Schlechte erhalten bleibt, und daß man nur an anderer Stelle die Zerstörung steigert, wenn man das Imperium vor der Zerstörung rettet, was dann?«
»So etwas wurde tatsächlich von verschiedenen Seiten vermutet, aber ich glaube nicht daran.«
»Schön. Zurück zur
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