Foundation 05: Das Foundation-Projekt
so schlimm sein. Und später, wenn sich die Lage zuspitzt, sollen sich andere den Kopf darüber zerbrechen. Ich bin dann nicht mehr da, und die gute, alte Zeit ist auch vorbei. Vielleicht für immer. Ich bin übrigens nicht der einzige, der so denkt. Schon mal von einem Mann namens Hari Seldon gehört?«
»Sicher«, sagte Hakennase prompt. »War er nicht Kanzler unter Cleon?«
»Richtig«, bestätigte Rotbäckchen. »Aber er ist auch Wissenschaftler. Vor ein paar Monaten habe ich einen Vortrag von ihm besucht. Tut gut zu wissen, daß man nicht als einziger vom Zerfall des Imperiums überzeugt ist. Er sagte…«
»Hat er tatsächlich gesagt, alles geht vor die Hunde, und das finstere Mittelalter bricht aus?« unterbrach Kahlkopf.
»Nein«, gestand Rotbäckchen. »Er ist einer von den Übervorsichtigen. Er sagt nur, es könnte passieren, aber da irrt er sich. Es wird passieren.«
Seldon hatte genug gehört. Er hinkte auf den Tisch zu, an dem die drei Männer saßen, und faßte Rotbäckchen an der Schulter.
»Mein Herr«, sagte er, »könnte ich Sie für einen Moment sprechen?«
Rotbäckchen blickte überrascht auf, dann sagte er: »He, sind Sie nicht Professor Seldon?«
»Bis jetzt schon noch.« Seldon reichte dem Mann ein Registrierplättchen mit seinem Foto. »Ich möchte Sie bitten, übermorgen um 16.00 Uhr zu mir in mein Büro in der Bibliothek zu kommen. Könnten Sie das einrichten?«
»Ich muß arbeiten.«
»Melden Sie sich krank, wenn es nicht anders geht. Die Sache ist wichtig.«
»Tja, ich weiß nicht so recht.«
»Tun Sie’s einfach«, sagte Seldon. »Sollten Ihnen deshalb irgendwelche Schwierigkeiten entstehen, bringe ich das in Ordnung. Und jetzt, meine Herren, würde ich mir diese Galaxissimulation gern noch einen Moment betrachten. Ich habe schon lange keine mehr gesehen.«
Die Männer nickten stumm, sichtlich eingeschüchtert von der Gegenwart des Ex-Kanzlers. Dann traten sie nacheinander zurück und gaben Seldon den Weg zu den Bedienungselementen des Galaktographen frei.
Seldon berührte mit dem Finger ein Feld, und die rote Markierung für die Provinz Anakreon verschwand. Die Galaxis war nur noch eine leuchtende Nebelspirale mit einem strahlend hellen, kugelförmigen Zentrum, hinter dem sich das Schwarze Loch ausbreitete.
Natürlich waren keine einzelnen Sterne zu erkennen, solange man nicht auf Vergrößerung schaltete. Doch dann hätte man nur einzelne Galaxisabschnitte auf den Schirm holen können, und Seldon wollte ein Gesamtbild – einen Blick auf das im Schwinden begriffene Imperium.
Er drückte eine Taste, und in der Galaxisansicht leuchteten viele gelbe Punkte auf. Sie stellten die bewohnbaren Planeten dar – fünfundzwanzig Millionen an der Zahl. In dem lichten Nebel am Galaxisrand waren sie einzeln zu unterscheiden, doch je näher man dem Zentrum kam, desto dichter wurde das Gedränge. Ein scheinbar massiver gelber Gürtel (der sich aber bei Vergrößerung in einzelne Punkte auflösen würde) umgab das leuchtende Zentrum, das selbst natürlich weiter in ungetrübtem Weiß erstrahlte. Inmitten der brodelnden Energien im Kern gab es keine bewohnbaren Welten.
Trotz der dichten gelben Massen wußte Seldon, daß von zehntausend Sternen höchstens einer von einem bewohnbaren Planeten umkreist wurde. Und das galt immer noch, trotz aller Maßnahmen zur Planetenverbesserung und Terraformung, die der Menschheit inzwischen zur Verfügung standen. Bei den meisten Welten half alles nichts, man brachte keinen Lebensraum zustande, in dem sich ein Mensch ohne schützenden Raumanzug aufhalten und sich wohlfühlen konnte.
Seldon drückte eine zweite Taste. Die gelben Punkte verschwanden, doch nun erstrahlte ein kleiner Bereich in blauem Licht: Trantor und die verschiedenen, unmittelbar von ihm abhängigen Welten. Diese so dicht wie nur möglich am Zentralkern gelegenen und doch weit genug von seiner tödlichen Strahlung entfernten Planeten bezeichnete man allgemein als das ›Zentrum der Galaxis‹, obwohl das nicht der Realität entsprach. Wie immer war Seldon unwillkürlich beeindruckt von der kleinen Welt Trantor, war doch in diesem winzigen Fleck in den Weiten der Galaxis auf engstem Raum so viel Reichtum, Kultur und Regierungsmacht konzentriert, wie es die Menschheit noch nie erlebt hatte.
Und doch war auch Trantor dem Untergang geweiht.
Es hatte fast den Anschein, als könnten die Männer seine Gedanken lesen, vielleicht deuteten sie auch nur seinen traurigen
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