Foundation 05: Das Foundation-Projekt
müßte er bei weitem stärker und schneller sein als ein gewöhnlicher Mensch, kurzum, er hätte ähnliche Eigenschaften wie Sie, Dr. Venabili. Und ein solcher Roboter könnte tatsächlich angehalten, beschädigt, ja sogar zerstört werden durch einen starken Elektro-Clarifikator wie den, der hier seit Beginn unserer Unterhaltung auf niedriger Stufe läuft. Deshalb fühlen Sie sich unwohl, Dr. Venabili – und das, davon bin ich überzeugt, zum ersten Mal in Ihrem Dasein.«
Dors sagte nichts, sie starrte den Mann nur an, während sie langsam auf einen Stuhl sank.
Lächelnd fuhr Elar fort. »Wenn Sie erst entschärft sind, stellen der Maestro und Amaryl natürlich kein Problem mehr dar. Wenn Sie nicht mehr sind, zieht sich der Maestro womöglich sofort zurück und vergräbt sich in seinem Kummer, und Amaryl ist in geistiger Hinsicht ein reines Kind. Aller Voraussicht nach brauchen wir die beiden nicht einmal zu töten. Was ist das für ein Gefühl, Dr. Venabili, nach so vielen Jahren durchschaut zu werden? Ich muß Ihnen zugestehen, Sie haben sich ausgezeichnet getarnt. Eigentlich ist es unglaublich, daß bis heute niemand die Wahrheit entdeckt hat. Aber schließlich bin ich ein brillanter Mathematiker – ein guter Beobachter, ein Denker, der gewohnt ist, Schlußfolgerungen zu ziehen. Auch ich wäre Ihnen nicht auf die Schliche gekommen, wären Sie dem Maestro nicht so fanatisch ergeben gewesen, und hätten Sie nicht hin und wieder diese übernatürlichen Kräfte an den Tag gelegt, die Ihnen offenbar nach Belieben zu Gebote standen – wenn er bedroht wurde.
Nehmen Sie Abschied, Dr. Venabili. Ich brauche das Gerät nur noch auf volle Leistung zu stellen, dann sind Sie Geschichte.«
Dors nahm sich mit sichtlicher Mühe zusammen, erhob sich langsam von ihrem Stuhl und murmelte: »Vielleicht bin ich besser abgeschirmt, als Sie denken.« Dann stürzte sie sich mit wütendem Knurren auf Elar.
Elars Augen wurden groß, er stieß einen schrillen Schrei aus und taumelte zurück.
Doch Dors war schon über ihm, ihre Hand sauste durch die Luft, traf ihn mit der Kante im Nacken, zerschmetterte den Wirbel und durchtrennte das Rückenmark. Er fiel tot zu Boden.
Mühsam richtete Dors sich auf und wankte zur Tür. Sie mußte Hari suchen. Er mußte erfahren, was geschehen war.
27
Hari Seldon fuhr entsetzt in die Höhe. So hatte er Dors noch nie gesehen, mit diesem verzerrten Gesicht, den unkoordinierten Bewegungen, torkelnd wie eine Betrunkene.
»Dors! Was ist passiert! Was ist los?«
Er lief ihr entgegen und faßte sie um die Taille. Im gleichen Augenblick verließen sie die Kräfte, und sie brach in seinen Armen zusammen. Er hob sie auf (sie wog mehr, als für eine Frau ihrer Größe normal gewesen wäre, aber das kam ihm in diesem Moment nicht zu Bewußtsein) und legte sie auf die Couch.
»Was ist passiert?« fragte er noch einmal.
Keuchend, mit immer wieder versagender Stimme stieß sie ihren Bericht hervor, und er wiegte ihren Kopf in seinen Armen und wollte nicht glauben, was er gerade erlebte.
»Elar ist tot«, sagte sie. »Nun habe ich doch noch einen Menschen getötet. – Das erste Mal. – Macht alles noch schlimmer.«
»Wie schwer sind die Schäden, Dors?«
»Sehr schwer. Elar hat das Gerät aufgedreht – voll – als ich mich auf ihn stürzte.«
»Das läßt sich reparieren.«
»Wie? Es gibt niemanden – auf Trantor – der sich darauf versteht. Ich brauche Daneel.«
Daneel. Demerzel. Irgendwo tief in seinem Inneren hatte Hari es immer gewußt. Sein Freund – ein Roboter – hatte ihm einen Beschützer gegeben – einen Roboter –, um sicherzustellen, daß die Psychohistorik und die Samenkörner der beiden Foundations die Chance bekamen, Wurzeln zu schlagen. Das Problem war nur gewesen, daß Hari sich in seinen Beschützer – einen Roboter verliebt hatte. Nun griff alles ineinander. Die nagenden Zweifel, die vielen Fragen hatten eine Antwort gefunden. Und irgendwie war es vollkommen egal. Nur Dors war wichtig.
»Das dürfen wir nicht zulassen.«
»Es muß sein.« Zitternd öffneten sich Dors’ Lider, sie sah Seldon an. »Muß sein. Wollte dich retten, habe – entscheidenden Punkt – übersehen. Wer soll dich jetzt beschützen?«
Seldon sah sie nur noch verschwommen. Mit seinen Augen stimmte etwas nicht. »Mach dir meinetwegen keine Sorgen, Dors. Du… du…«
»Nein. Du, Hari. Sag Manella… Manella… ich verzeihe ihr. Sie war besser als ich. Erkläre es auch Wanda. Du und
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