Foundation 05: Das Foundation-Projekt
einmal um eine Audienz beim Kaiser nachsuchen. Einmal habe ich schon mit ihm gesprochen, er ist ein anständiger Mensch, und ich finde ihn sympathisch. Allerdings schwimmt er nicht gerade im Reichtum. Aber wenn ich dich mitnehme und du – ganz vorsichtig – Druck auf ihn ausübst, könnte es sein, daß er doch irgendwo eine Quelle auftut, mit deren Hilfe ich eine Zeitlang weitermachen kann, bis mir etwas Neues einfällt.«
»Glaubst du wirklich, das könnte funktionieren, Großpapa?«
»Ohne dich nicht. Aber mit dir – vielleicht. Nun komm, meinst du nicht, daß es einen Versuch lohnt?«
Wanda lächelte. »Du weißt doch, daß ich dir nichts abschlagen kann, Großpapa. Außerdem ist es unsere einzige Hoffnung.«
21
Zum Kaiser vorzudringen, war weiter kein Problem. Agis begrüßte Hari Seldon mit spöttisch funkelnden Augen. »Hallo, alter Freund«, sagte er »sind Sie heute gekommen, um mir Unglück zu bringen?«
»Ich hoffe nicht«, sagte Seldon.
Agis hakte seinen prunkvollen Umhang auf und warf ihn mit einem verdrossenen Seufzer in eine Ecke. »Und da bleibst du jetzt liegen«, sagte er.
Dann sah er Seldon kopfschüttelnd an. »Ich hasse dieses Ding. Es drückt wie ein schlechtes Gewissen und ist heiß wie die Hölle. Immer, wenn ich es trage, muß ich hochaufgerichtet dastehen wie eine Statue und mich mit sinnlosem Geschwätz zuschütten lassen. Einfach entsetzlich. Cleon wurde im Gegensatz zu mir in dieses Amt hineingeboren und hatte auch die äußere Erscheinung dafür. Bei mir ist das anders. Mein Pech, daß ich mütterlicherseits ein Cousin dritten Grades von ihm bin und dadurch die Qualifikation zum Kaiser hatte. Sie könnten den Titel von mir fast geschenkt haben. Möchten Sie Kaiser werden, Hari?«
»Nein, nein, ich denke nicht im Traum daran, machen Sie sich keine Hoffnungen«, lachte Seldon.
»Und wer ist nun die bildschöne junge Frau, die Sie mitgebracht haben?«
Wanda errötete, und der Kaiser sagte leutselig: »Sie dürfen sich von mir nicht in Verlegenheit bringen lassen, meine Liebe. Das Recht, zu sagen, was man will, ist eine der wenigen Vergünstigungen, die man als Kaiser so hat. Niemand kann einem widersprechen oder Einwände erheben. Mehr als ein vorwurfsvolles ›Sire‹ hat man nicht zu befürchten. Aber von Ihnen will ich kein ›Sire‹ hören. Das Wort ist mir ein Greuel. Nennen Sie mich Agis. Das ist zwar auch nicht mein richtiger, sondern mein Kaiserlicher Name, aber ich muß mich daran gewöhnen. Nun… was tut sich denn so, Hari? Wie ist es Ihnen ergangen, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben?«
»Ich wurde zweimal auf der Straße angegriffen«, sagte Seldon knapp.
Der Kaiser wußte offenbar nicht so recht, ob er das als Scherz auffassen sollte. »Zweimal?« sagte er. »Tatsächlich?«
Doch als Seldon die Überfälle genauer schilderte, verdüsterte sich die Miene des Kaisers. »Und als die acht Männer Sie bedrohten, war vermutlich kein Sicherheitsbeamter in der Nähe.«
»Kein einziger.«
Der Kaiser erhob sich, bedeutete seinen Gästen, Platz zu behalten, und marschierte, wie um seinen Ärger abzureagieren, im Raum auf und ab. Schließlich drehte er sich um und sah Seldon an.
»Jahrtausende lang«, begann er, »war in solchen Fällen die erste Frage der Menschen: ›Warum wenden wir uns nicht an den Kaiser?‹ oder ›Warum unternimmt der Kaiser nichts dagegen?‹ Und letztendlich konnte der Kaiser etwas unternehmen und tat es auch, selbst wenn es nicht immer das Intelligenteste war. Aber ich… Hari, ich bin machtlos. Absolut machtlos.
Natürlich gibt es die sogenannte Kommission für Öffentliche Sicherheit, aber die scheint sich mehr um meine Sicherheit zu bemühen als um die der Öffentlichkeit. Es ist schon ein Wunder, daß man Sie überhaupt zu mir vorgelassen hat, denn Sie sind bei dieser Kommission keineswegs beliebt.
Ich kann überhaupt nichts tun. Haben Sie eine Vorstellung, was der Kaiser nach dem Sturz der Junta und der Restauration der – hah! – Kaiserlichen Autorität für einen Status hat?«
»Ich denke schon.«
»Wetten, daß nicht – jedenfalls keine erschöpfende. Wir haben jetzt eine Demokratie. Haben Sie eine Vorstellung, was Demokratie ist?«
»Gewiß.«
Agis runzelte die Stirn. »Wetten, daß Sie sie für eine gute Sache halten?«
»Ich glaube, sie kann eine gute Sache sein.«
»Nun, das ist der springende Punkt. Sie ist es nicht. Sie hat das Imperium vollkommen durcheinandergebracht.
Nehmen wir an, ich möchte
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