Foundation 05: Das Foundation-Projekt
brauche ich noch eine Aussage. Ich rufe Rial Nevas, der sich als Augenzeuge dieses Zwischenfalls gemeldet hat.«
Als Nevas an den Richtertisch trat, sahen Seldon und Palver sich erschrocken an. Es war der Junge, dem Hari kurz vor dem Überfall Vorhaltungen gemacht hatte.
Lih wandte sich an den Jungen: »Könnten Sie, Mr. Nevas, genau beschreiben, was Sie am fraglichen Abend beobachtet haben?«
»Na ja«, Nevas starrte Seldon mürrisch an. »Ich bin so dahingegangen und hab’ mich um meinen eig’nen Kram gekümmert, da hab’ ich die beiden da« – er drehte sich um und deutete auf Seldon und Palver – »auf der and’ren Seite vom Gehweg auf mich zukommen seh’n. Und dann hab’ ich die drei Typen geseh’n.« (Wieder wurde der Finger ausgestreckt, diesmal nach den dreien am Tisch der Anklage.) »Die zwei Alten sin’ hinter den dreien hergegangen. Mich ham se aber nicht geseh’n, weil ich auf der and’ren Seite gewesen bin, außerdem ham se sich auf ihre Opfer konzentriert. Und auf einmal, Wamm! Hat doch der Alte einfach so mit seinem Stock ausgeholt, und der jüngere is’ mit einem Satz auf die drei zugesprungen und hat nach ihnen getreten, und eh’ man sich’s versieht, liegen se alle am Boden. Dann sin’ der Alte und sein Kumpel einfach so verschwunden. Ich hab’s gar nicht fassen können.«
»Das ist gelogen!« brauste Seldon auf. »Junger Mann, Sie spielen mit unserem Leben!« Nevas starrte ihn nur teilnahmslos an.
»Euer Ehren«, flehte Seldon, »sehen Sie denn nicht, daß er lügt? Ich kann mich an den Jungen erinnern. Wenige Minuten, bevor wir überfallen wurden, habe ich ihn getadelt, weil er Papier auf die Straße geworfen hatte. Ich hatte Stettin noch auf dieses neue Beispiel für den Verfall unserer Gesellschaft hingewiesen für die Apathie der Bürgerschaft, die…«
»Das genügt, Professor Seldon«, unterbrach die Richterin. »Noch ein solcher Ausbruch, und Sie werden des Saales verwiesen. Nun, Mr. Nevas«, wandte sie sich wieder an den Zeugen. »Wie haben Sie sich während der eben beschriebenen Ereignisse verhalten?«
»Ich… äh… ich hab’ mich versteckt. Ich hab’ Angst gehabt, die geh’n auch auf mich los, wenn se mich seh’n, und da hab’ ich mich versteckt. Und wie se dann weg war’n, na ja, da bin ich losgerannt und hab’ die Sicherheitsbeamten geholt.«
Nevas hatte zu schwitzen begonnen, der Kragen seines Overalls war ihm offenbar zu eng geworden, und er suchte ihn mit einem Finger zu lockern. Er trat auf dem erhöhten Zeugenstand unruhig von einem Fuß auf den anderen. Die Augen der Menge waren auf ihn gerichtet, und das machte ihn verlegen; er suchte es zu vermeiden, ins Publikum zu schauen, doch jedesmal, wenn er es doch tat, wurde er vom festen Blick eines hübschen jungen Mädchens angezogen, das in der ersten Reihe saß. Dieser Blick schien ihm eine Frage zu stellen, ihn zu einer Antwort zu drängen, ihn zum Sprechen zwingen zu wollen.
»Mr. Nevas, was haben Sie zu Professor Seldons Behauptung zu sagen, er und Mr. Palver hätten Sie schon vor dem Überfall gesehen, der Professor habe sogar einen Wortwechsel mit Ihnen gehabt?«
»Tja… äh… nein, wissen Sie, ’s is’ genau so gewesen, wie ich gesagt hab’… ich bin einfach so dahingegangen und…« Und dann schaute Nevas zu Seldons Tisch hinüber. Seldon sah den jungen Mann traurig an, als wisse er, daß alles verloren sei. Doch Seldons Begleiter, Stettin Palver, richtete einen grimmigen Blick auf ihn, und der Junge fuhr erschrocken zusammen, als er eine Stimme sagen hörte: Sprich die Wahrheit! Es hätte Palvers Stimme sein können, doch dessen Lippen hatten sich nicht bewegt. Und als Nevas in seiner Verwirrung den Kopf wandte und das blonde Mädchen ansah, glaubte er, auch ihre Stimme zu hören – Sprich die Wahrheit! – doch ihr Mund blieb ebenfalls geschlossen.
»Mr. Nevas, Mr. Nevas«, drang die Stimme der Richterin in den Tumult im Kopf des Jungen. »Mr. Nevas, wenn Professor Seldon und Mr. Palver auf Sie zu gingen, hinter den drei Klägern her, wie konnten Sie dann Seldon und Palver als erste bemerken? So haben Sie es doch ausgesagt, nicht wahr?«
Nevas blickte sich hektisch im Gerichtssaal um. Er konnte den Augen nicht entgehen, und alle Augen schrien ihn an: Sprich die Wahrheit! Rial Nevas blickte zu Hari Seldon hinüber und sagte schlicht: »Es tut mir leid«, und dann begann der Vierzehnjährige zur Verblüffung des gesamten Gerichtssaales zu weinen.
27
Es war ein
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