Foundation 05: Das Foundation-Projekt
seinen Blick durch den vollbesetzten Gerichtssaal schweifen, als wolle er sagen: Wartet, bis ihr das gehört habt – ihr werdet euch schämen, die Wahrhaftigkeit der Aussagen meines Mandanten auch nur für eine Sekunde angezweifelt zu haben – »weiterhin ist Professor Seldon eine der ganz wenigen Privatpersonen, die sich einer offiziellen Zugehörigkeit zur renommierten Galaktischen Bibliothek rühmen können. Man hat ihm für seine Arbeit an der sogenannten Encyclopaedia Galactica, einem regelrechten Loblied auf die Zivilisation des Imperiums, unbeschränkten Zugang zu allen Bibliothekseinrichtungen gewährt.
Nun frage ich Sie, wie kann man diesen Mann in einer solchen Angelegenheit überhaupt einem Verhör unterziehen?«
Mit schwungvoller Geste wies Novker auf Seldon, der mit Stettin Palver sichtlich verlegen am Tisch der Verteidigung saß. Hari war bei den ungewohnten Lobeshymnen errötet (schließlich war sein Name in letzter Zeit eher Anlaß zu spöttischem Gekicher als zu blumigen Ovationen gewesen), und seine Hand, die den geschnitzten Griff seines getreuen Spazierstocks umfaßte, zitterte leicht.
Völlig ungerührt blickte Richterin Lih auf Seldon nieder. »Ganz recht, Herr Verteidiger, was hätte er davon? Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Nächtelang habe ich wachgelegen und mir das Gehirn zermartert, um eine plausible Erklärung zu finden. Warum sollte sich ein Mann von Professor Seldons Format ohne jede Provokation der vorsätzlichen Körperverletzung schuldig machen, wenn er doch selbst einer der schärfsten Kritiker des sogenannten ›Zusammenbruchs‹ der öffentlichen Ordnung ist?
Und dann kam mir die Erleuchtung. Vielleicht ist Professor Seldon zutiefst frustriert, weil man ihm nicht glaubt, und meint deshalb, allen Welten beweisen zu müssen, daß sich seine düstere Prophezeiungen tatsächlich bewahrheiten. Immerhin haben wir einen Mann vor uns, der während seiner gesamten beruflichen Laufbahn nicht aufgehört hat, den Sturz des Imperiums vorherzusagen, obwohl er in Wirklichkeit nur ein paar ausgebrannte Glühbirnen in der Kuppel, eine gelegentliche Störung im öffentlichen Verkehrswesen und hie und da eine Etatkürzung vorzuweisen hat – alles nicht weiter dramatisch. Aber ein Überfall – oder gar zwei oder drei – das wäre nun wirklich eine Sensation.«
Lih lehnte sich zurück und verschränkte mit zufriedener Miene die Arme. Seldon stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und kam mühsam hoch. Er winkte seinen Anwalt beiseite und marschierte unter Aufbietung aller Kräfte schnurstracks in den stahlharten Blick der Richterin hinein.
»Euer Ehren, bitte gestatten Sie mir ein paar Worte zu meiner Verteidigung.«
»Selbstverständlich, Professor Seldon. Dies ist schließlich kein Prozeß, sondern nur ein Anklageprüfungsverfahren, bei dem alle Unterstellungen, Tatsachen und Theorien in Zusammenhang mit dem Fall zur Sprache kommen sollen. Erst danach wird entschieden, ob überhaupt ein Prozeß angestrengt wird oder nicht. Ich habe lediglich eine Hypothese aufgestellt; es interessiert mich sehr, was Sie dazu zu sagen haben.«
Seldon räusperte sich. »Ich habe mein ganzes Leben dem Imperium gewidmet. Ich habe den Kaisern treu gedient. Meine Wissenschaft, die Psychohistorik, sollte nicht ein Vorbote der Zerstörung sein, sondern ein Verjüngungsmittel für die Gesellschaft. Sie kann es uns ermöglichen, auf jeden Weg vorbereitet zu sein, den die Zivilisation einschlägt. Wenn das Imperium weiter verfällt, wovon ich überzeugt bin, wird uns die Psychohistorik helfen, Bausteine daraus für eine neue und bessere Zivilisation aufeinanderzuschichten, für eine Zivilisation, die auf all dem gründet, was am alten System gut war. Ich liebe unsere Welten, unsere Völker, unser Imperium – was brächte es mir ein, wenn ich beitrüge zu der Gesetzlosigkeit, die Tag für Tag an seinen Kräften zehrt?
Mehr habe ich nicht zu sagen. Sie müssen mir glauben. Ich bin ein Mann des Geistes, der mathematischen Funktionen, der Wissenschaft – doch meine Worte kommen von Herzen.« Seldon drehte sich um und kehrte langsam an seinen Platz an Palvers Seite zurück. Ehe er sich setzte, suchte er mit den Augen Wanda, die auf der Zuschauergalerie saß. Sie lächelte matt und zwinkerte ihm zu.
»Ob von Herzen oder nicht, Professor Seldon, ich werde über diese Entscheidung ausgiebig nachdenken müssen. Wir haben gehört, was man Ihnen vorwirft; wir haben auch Sie und Mr. Palver angehört. Nun
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