Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Bienenschwarm. Endlich sagte er: »Nehmen wir einmal an, er wäre tatsächlich ein Roboter, junger Mann. Warum sollte Sie das interessieren? Ist das für Sie irgendwie wichtig?«
»Natürlich ist das wichtig für mich«, sagte Raych. »Ich bin ein Mensch, und ich will nicht, daß ein Roboter das Imperium kommandiert.«
Joranum wandte sich an Namarti. »Hast du das gehört, G. D.? ›Ich bin ein Mensch, und ich will nicht, daß ein Roboter das Imperium kommandiert.‹ Wir bringen ihn in Holovision und lassen ihn genau das sagen. Wir lassen es ihn so lange wiederholen, bis wir es auch dem letzten Bewohner von Trantor eingehämmert haben!«
»He!« Raych war endlich wieder zu Atem gekommen. »Das kann ich nicht in Holovision sagen. Mein Vater darf doch nicht erfahren…«
»Nein, natürlich nicht«, pflichtete Joranum ihm hastig bei. »Das können wir nicht zulassen. Wir verwenden nur die Worte und suchen uns einen anderen Dahliter. Wir suchen uns aus jedem Bezirk einen Vertreter, und dann spricht jeder in seinem speziellen Dialekt immer die gleiche Botschaft: ›Ich will nicht, daß ein Roboter das Imperium kommandiert.‹«
»Und was passiert, wenn Demerzel den Beweis liefert, daß er kein Roboter ist?« fragte Namarti.
»Also wirklich«, mahnte Joranum. »Wie sollte er das denn anfangen? Das könnte er doch gar nicht machen. Psychologisch ein Ding der Unmöglichkeit. Was? Der große Demerzel, die Macht hinter dem Thron, der Mann, der Cleon I. seit Jahren genauso nach seiner Pfeife tanzen läßt wie vor ihm seinen Vater? Glaubst du, der steigt jetzt von seinem Podest herunter und winselt der Öffentlichkeit vor, daß auch er ein Mensch ist? Das wäre für ihn kaum weniger vernichtend, als wenn er tatsächlich ein Roboter wäre. G. D., wir haben den Schurken schachmatt gesetzt, und das verdanken wir alles diesem prächtigen, jungen Mann hier.«
Raych errötete.
»Sie heißen Raych, nicht wahr?« fuhr Joranum fort. »Wenn unsere Partei erst einmal am Ziel ist, werden wir uns erkenntlich zeigen. Wir werden Dahl anständig behandeln, und Sie bekommen einen guten Posten bei uns. Eines Tages werden Sie Sektorführer von Dahl sein, Raych, und Sie werden niemals zu bereuen brauchen, daß Sie heute zu mir gekommen sind. Tut es Ihnen jetzt leid?«
»Ganz gewiß nicht«, beteuerte Raych.
»Dann werden wir nun dafür sorgen, daß Sie zu Ihrem Vater zurückkommen. Teilen Sie ihm mit, daß wir ihm nichts Böses wollen, daß wir ihn sogar sehr schätzen. Wie Sie das herausgefunden haben wollen, überlasse ich Ihnen. Und wenn Sie noch etwas erfahren, von dem Sie glauben, daß es für uns von Wert sein könnte – besonders über die Psychohistorik, dann denken Sie an uns.«
»Darauf können Sie wetten. Aber meinen Sie es denn auch ernst, wenn Sie sagen, daß Dahl bessere Chancen kriegen soll?«
»Unbedingt. Gleichberechtigung für alle Bezirke, mein Junge. Gleichberechtigung für alle Welten. Wir werden ein neues Imperium errichten und all die alten, infamen Privilegien und Diskriminierungen einfach hinwegfegen.«
Und Raych nickte heftig. »Genau das wünsche ich mir.«
19
Cleon, Kaiser der Galaxis, durchmaß mit raschen Schritten den Säulengang zwischen seinen Privatgemächern im Kleinen Palast und den Amtsräumen der unzähligen Verwaltungsangestellten, die in den verschiedenen Anbauten der Kaiserlichen Residenz, des Nervenzentrums des gesamten Imperiums, untergebracht waren.
Einige seiner Privatattaches folgten ihm mit tief betroffener Miene. Ein Kaiser begab sich niemals persönlich irgendwohin. Er ließ die Leute rufen, und dann kamen sie zu ihm. Und wenn er schon zu Fuß ging, dann ließ er sich niemals anmerken, daß er es eilig hatte oder gar unter einem seelischen Schock stand. Wie könnte er auch? Immerhin war er der Kaiser, und als solcher vor allem eine Symbolfigur für alle Welten und erst in zweiter Linie ein menschliches Wesen.
Doch im Moment war er offenbar nur ein Mensch. Ungeduldig scheuchte er mit der Rechten alle Umstehenden beiseite. In der Linken hielt er ein flimmerndes Hologramm.
»Der Kanzler«, würgte er heraus. Das war nicht mehr die kultivierte Rednerstimme, derer er sich seit der Thronbesteigung geflissentlich bediente. »Wo ist er?«
Und all die hohen Würdenträger, die ihm im Wege standen, stotterten und japsten und brachten keinen zusammenhängenden Satz zustande. Wütend fegte er an ihnen vorbei, und bestärkte sie damit noch in dem Eindruck, am hellichten Tag in einen
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