Foundation 05: Das Foundation-Projekt
bemerkenswerten Gattin? Ich bekomme sie nicht oft zu Gesicht.«
»Sie ist Historikerin, Sire. Verliert sich in der Vergangenheit.«
»Jagt sie Ihnen eigentlich keine Angst ein? Mir wäre sie unheimlich. Man hat mir berichtet, wie sie mit diesem Sergeanten umgesprungen ist. Er konnte einem fast leid tun.«
»Wenn es um meine Sicherheit geht, gerät sie außer Rand und Band, Sire, aber in letzter Zeit gab es dafür keinen Anlaß mehr. Alles ist sehr ruhig.«
Der Kaiser sah dem sich entfernenden Gärtner nach. »Hat der Mann eigentlich eine Belohnung erhalten?«
»Das habe ich übernommen, Sire. Er hat eine Frau und zwei Töchter, und ich habe dafür gesorgt, daß jede Tochter für die Erziehung künftiger Kinder über eine gewisse Summe verfügen kann.«
»Sehr schön. Aber ich finde, er muß befördert werden. - Ist er ein tüchtiger Gärtner?«
»Ausgezeichnet, Sire.«
»Malcomber, der Chefgärtner – ich weiß nicht einmal genau, ob er wirklich so heißt – kommt allmählich in die Jahre und ist seiner Aufgabe wohl nicht mehr so recht gewachsen. Immerhin ist er schon hoch in den Siebzigern. Würden Sie es diesem Gruber zutrauen, das Amt zu übernehmen?«
»Ganz gewiß, Sire, aber er hängt an seiner jetzigen Arbeit, weil sie es ihm gestattet, bei jedem Wetter im Freien zu sein.«
»Wenn man das auch als Empfehlung ansehen kann? Aber er würde sich gewiß an die Verwaltungsarbeiten gewöhnen, und ich brauche tatsächlich jemanden für die Umgestaltung des Parks. Hmmm. Ich werde darüber nachdenken. Ihr Freund Gruber könnte genau der richtige Mann sein. – Übrigens, Seldon, wie war Ihre Bemerkung, alles sei sehr ruhig, eigentlich gemeint?«
»Ich wollte nur feststellen, daß am Kaiserlichen Hof nicht die leiseste Disharmonie zu spüren ist. Der unvermeidliche Hang zu Intrigen scheint dem Mindestwert so nahe zu sein wie nie zuvor.«
»Wenn Sie Kaiser wären, Seldon, und sich mit all diesen Höflingen und ihren ewigen Beschwerden herumzuschlagen hätten, würden Sie anders reden. Wie können Sie behaupten, alles sei ruhig, wenn mich alle zwei Wochen ein neuer Bericht über eine größere Panne erreicht, die da oder dort auf Trantor aufgetreten ist?«
»Solche Dinge bleiben nicht aus.«
»Ich kann mich nicht erinneren, daß sie in früheren Jahren so häufig gewesen wären.«
»Vielleicht waren sie das wirklich nicht, Sire. Auch die Infrastruktur kann altern. Für die erforderlichen Reparaturarbeiten brauchte man Zeit und Arbeitskräfte, und die Kosten wären gewaltig. Und eine Steuererhöhung würde zur Zeit auf wenig Gegenliebe stoßen.«
»Wann wäre das jemals anders? Nach allem, was ich höre, erregen die ständigen Pannen großen Unmut im Volk. Das muß aufhören, sorgen Sie dafür, Seldon. Was sagt die Psychohistorik?«
»Sie sagt das gleiche wie der gesunde Menschenverstand. Alles wird älter.«
»Nun, das Thema verdirbt mir noch den herrlichen Tag. Ich gebe die Sache in Ihre Hände, Seldon.«
»Sehr wohl, Sire«, sagte Seldon ruhig.
Der Kaiser entfernte sich, doch nun war auch Seldon der Tag verdorben. Diese Pannen im Zentrum waren genau die Alternative, die er nicht haben wollte. Aber wie sollte er sie verhindern und die Krise auf die Peripherie umlenken?
Die Psychohistorik wies ihm keinen Weg.
7
Raych Seldon war rundum zufrieden, speiste er doch seit Monaten zum ersten Mal wieder im Familienkreis und war mit den beiden Menschen beisammen, die er als Vater und Mutter betrachtete. Er wußte wohl, daß sie im biologischen Sinn nicht seine Eltern waren, aber das war unwichtig. Sein Lächeln verriet, wie aufrichtig er sie liebte.
Ein wenig vermißte er die Wärme und Behaglichkeit ihrer kleinen, sehr persönlich gehaltenen Wohnung in Streeling. Dieses Heim war sozusagen ein Edelstein im großen Geschmeide der Universität gewesen. Dagegen war die Eleganz der im Palast gelegenen Kanzlersuite leider durch nichts zu überdecken.
Manchmal, wenn Raych sich im Spiegel betrachtete, fragte er sich immer noch, wie das alles gekommen war. Mit einem Meter dreiundsechzig war er nicht groß, deutlich kleiner als seine beiden Eltern. Er wirkte ein wenig stämmig, aber dabei muskulös – nicht fett, und er war stolz auf sein schwarzes Haar und auf seinen typisch dahlitischen Schnauzbart, der ihm gar nicht schwarz und dicht genug sein konnte.
Aus dem Spiegel sah ihn immer noch der Straßenbengel von früher an, den der unwahrscheinlichste Zufall, den man sich denken konnte, mit Dors und
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