Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Kaiser viele verschiedene Residenzen zur Verfügung – Sommer- und Winterpaläste, Hütten in den Bergen, Strandvillen. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Teile von Trantor überkuppelt, und einem Herrscher gefiel es gerade an dieser Stelle so gut, daß er hier keine Kuppel errichten ließ. So wurde dieses Fleckchen Erde einfach deshalb, weil es als einziges noch ohne Kuppel war, zu etwas Besonderem – ein separater Bereich – eine Kuriosität, die wiederum auf den nächsten Kaiser eine magische Anziehungskraft ausübte… und auf seinen Nachfolger… und auf dessen Nachfolger… Bis irgendwann eine Tradition entstanden war.«
Und wie immer, wenn er etwas in dieser Art hörte, dachte Seldon: Wie hätte die Psychohistorik eine solche Erscheinung angepackt? Hätte sie zwar vorausgesagt, daß ein Areal ohne Kuppel bleiben würde, ohne aber genauer angeben zu können, welches Areal das sein würde? Oder wäre auch das zuviel verlangt gewesen? Hätte sie vielleicht behauptet, daß mehrere Areale freibleiben würden oder gar keines – und sich damit geirrt? Wie hätte sie die ganz individuellen Sympathien und Antipathien irgendeines Kaisers berücksichtigen sollen, der zur fraglichen Zeit gerade auf dem Thron saß und eine solche Entscheidung nur aus einer Laune heraus traf? Solche Überlegungen führten geradewegs ins Chaos – und in den Wahnsinn.
Cleon I. freute sich sichtlich über das schöne Wetter.
»Man wird nicht jünger, Seldon«, sagte er. »Aber das brauche ich Ihnen nicht zu erzählen. Wir sind ja beide im gleichen Alter. Es ist doch wohl eine Alterserscheinung, wenn ich keine Lust verspüre, Tennis zu spielen oder angeln zu gehen, obwohl man im See soeben neue Fische ausgesetzt hat, sondern lieber gemächlich auf gepflegten Pfaden wandle.«
Der Kaiser aß Nüsse, die äußerlich den Kürbiskernen auf Seldons Heimatwelt Helicon ähnlich, aber kleiner und weniger wohlschmeckend waren. Cleon knackte sie vorsichtig mit den Zähnen auf, zog die dünnen Schalen ab und steckte die Kerne in den Mund.
Seldon war kein besonderer Freund dieser Nüsse, aber wenn ihm der Kaiser welche anbot, nahm er sie natürlich und aß sie auch.
Der Kaiser hatte eine Handvoll Schalen gesammelt und sah sich suchend nach einem Behälter um, wo er sie loswerden konnte. Einen solchen fand er zwar nicht, aber dafür entdeckte er nicht weit entfernt einen Gärtner, der unbeweglich (wie es sich in Gegenwart des Kaisers gehörte) und mit respektvoll gesenktem Kopf strammstand.
»Gärtner!« rief Cleon.
Sofort eilte der Mann herbei. »Sire!«
»Nehmen Sie mir die Schalen ab«, befahl Cleon und ließ sie in die Hand des Gärtners fallen.
»Jawohl, Sire.«
»Ich habe auch ein paar, Gruber«, sagte Seldon.
Gruber streckte die Hand aus und antwortete fast schüchtern: »Sehr wohl, Kanzler Seldon.«
Damit hastete er davon, und der Kaiser sah ihm neugierig nach. »Sie kennen den Mann, Seldon?«
»Gewiß, Sire. Ein alter Freund.«
»Der Gärtner und ein alter Freund? Etwa ein Kollege von Ihnen? Ein in Not geratener Mathematiker?«
»Nein, Sire. Vielleicht erinnern sich Majestät an den Vorfall. Es war damals, als« – Seldon räusperte sich und suchte nach einer möglichst unverfänglichen Formulierung – »jener Sergeant mich bedrohte, kurz nachdem Sie mir die Gunst erwiesen hatten, mich in dieses Amt zu berufen.«
»Der Attentatsversuch.« Cleon hob die Augen zum Himmel, als flehe er um Geduld. »Ich weiß nicht, warum alle Welt solche Angst vor diesem Wort hat.«
»Vielleicht…« – Seldon verachtete sich insgeheim, weil ihm die Schmeicheleien mittlerweile so glatt von den Lippen gingen – »erfüllt uns gewöhnlich Sterbliche die Vorstellung, unserem Kaiser könne ein Unheil widerfahren, mit größerem Schrecken als Sie selbst.«
Cleon lächelte ironisch. »Das mag schon sein. Und was hat das mit Gruber zu tun? So heißt er doch?«
»Ja, Sire. Mandell Gruber. Bei einigem Nachdenken erinneren sich Majestät gewiß, daß damals ein Gärtner mit einem Rechen angelaufen kam, um mich gegen den bewaffneten Sergeanten zu verteidigen.«
»Ach ja. Und dieser Mann war dieser Gärtner?«
»So ist es, Sire. Seither betrachte ich ihn als meinen Freund, und er begegnet mir fast jedesmal, wenn ich im Park bin. Ich glaube, er hält nach mir Ausschau, fühlt sich irgendwie als mein Beschützer. Und ich bin ihm natürlich dankbar.«
»Das kann ich gut verstehen. – Da wir gerade beim Thema sind, wie geht es Dr. Venabili, ihrer
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